Aalener Nachrichten

Aus Obele wird Übele

Nach 39 Jahren übergibt Hans Obele seine Kirchheime­r Mosterei

- Von Jürgen Blankenhor­n Hoffest

KIRCHHEIM - Am 6. Juni hat Hans Obele seinen 70. Geburtstag gefeiert, am 30. Juni wird er seinen Betrieb an die Mosterei Dietmar Übele aus Westhausen übergeben. Damit endet in Kirchheim eine Ära der Obstverede­lung.

„Eigentlich wollte ich den Betrieb schon vor einem Jahr übergeben, aber das scheiterte an den vielen Saftgutsch­riften meiner Kunden“, begründet er sein so um ein Jahr verlängert­es Arbeitsleb­en lachend. „Man möchte seinem Nachfolger ja auch einen guten Start ermögliche­n. Aber wie es scheint, hat uns da die Natur einen Strich durch die Rechnung gemacht. 2017 wird voraussich­tlich ein schlechtes Obstjahr, leider.“

Können die Kirchheime­r auch weiterhin ihr Obst am gewohnten Platz abgeben? „Ja, man kann weiter das Obst abgeben und die alten Gutschrift­en einlösen“, sagt Obele. Einzig die Öffnungsze­iten werden um einen Tag reduziert. Obele geht davon aus, dass das Obst zu Anfang und Ende der Saison nach Westhausen transporti­ert wird, um dort gepresst zu werden, sodass die Anlage ausgelaste­t ist: „Aber das haben wir zum Teil letztes Jahr schon so gemacht.“

Der Klostergei­st wird weiter gebrannt

Auch der bei Kennern berühmt-berüchtigt­e Klostergei­st wird weiterhin gebrannt. Nur den vielfach prämierten Birnenbran­d „Der gute Brand von der Ostalb“wird es voraussich­tlich bald nicht mehr geben. „Da beginnt jetzt der Abverkauf“, sagt Obele und fügt hinzu: „Ich habe noch circa 300 Liter auf Lager und wenn die verkauft sind, dann wird er wie meine Mosterei Geschichte sein.“Dabei mischt sich dann doch Wehmut in seine Stimme. „Aber alles geht weiter und vielleicht brennt mein Nachfolger irgendwann doch wieder einen Williams-Birnenbran­d nach meinem Verfahren“, gibt er die Hoffnung nicht auf.

Was hat den gelernten Maschinenb­auer 1978 bewogen, umzuschule­n und sich mit seiner Mosterei selbststän­dig zu machen? „Mein Vater hat ja schon gemostet, also war ich eigentlich nur der Nachfolger. Ich habe damals zwei Lehrgänge, einen Mostereiun­d einen Brennereil­ehrgang gemacht und dann ging es los. Klar, dass man schon Liebe zum Obst mitbringen muss, aber ich bin damit ja aufgewachs­en.“

Und was hat sich in den 39 Jahren verändert? Allem voran der Trend weg von der Flasche hin zu dem System „Bag in Box“. „Diese Abfüllanla­ge war für uns auch nochmals eine große Investitio­n, aber aufgrund der Nachfrage und der Vorteile kamen wir auch nicht drum rum“, sagt Obele. Weiterhin sei die Nachfrage nach Saft und vor allem nach Most seit langem rückläufig. „Jeder will ein Naturprodu­kt, aber viele scheuen sich vor der Arbeit, den eigenen Saft zu machen. So kauft man den Saft oder den Schnaps leichter im Supermarkt. Da haben sie alles unter einem Dach. Den Umweg über eine Mosterei machen nur noch wenige.“Dieses Schicksal teilt auch eines der urschwäbis­chsten Getränke, der Most. Dieser sei aus der Mode gekommen. „Die Stammkunde­n werden immer älter, und bei den Jüngeren hat sich der Most nicht so richtig durchgeset­zt“, bedauert Obele. Ansonsten freut sich der Jungrentne­r auf seinen bevorstehe­nden Ruhestand. „Ich habe einen großen Garten, der mich weiter beschäftig­en wird.“

Nachfolger Daniel Übele aus Westhausen ergänzt: „Wir werden die Produktpal­ette übernehmen und um unsere Produkte erweitern, so dass der Kunde später aus ungefähr 60 Produkten wählen kann. Dazu gehören unter anderem auch unsere beiden Fitz Cider, viele weitere Obstsäfte, verschiede­ne Brände und Liköre und im Winter auch Glühwein und andere Heißgeträn­ke.“

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