In sechs Jahren zum Marktführer
Die Aalener Firma I Live setzt auf Mikrowohnungen und baut in ganz Deutschland
AALEN - „Wir wollen den Menschen Heimat auf Zeit bieten. Sie sollen sich als unsere Gäste wohl fühlen.“So bringt Amos Engelhardt das Konzept der Firma I Live auf den Punkt. Und mit diesem hat es das Aalener Unternehmen in nur sechs Jahren zum Marktführer gebracht. Es ist so erfolgreich, dass es im September mit dem Bau einer markanten neuen Konzernzentrale am Burgstallkreisel beginnt.
Der Erfolg des bislang im fünften Stock eines Gebäudes im Proviantamt an der Ulmer Straße residierenden Unternehmens fußt auf einer einfachen Erkenntnis: Die Gesellschaft wandelt sich und deshalb wird die Nachfrage nach kleineren Wohnungen und Wohnungen auf Zeit steigen. Damit werden sich auch die Anforderungen an modernes Wohnen verändern. Die zunehmend geforderte Flexibilität im Arbeitsleben verstärkt diesen Trend.
Daraus entwickelt sich nach Überzeugung von Thorsten Beer, Amos Engelhardt und Kai Bodamer, den Gründern und Gesellschaftern des Unternehmens, ein ganz neuer Wohnungsmarkt. Denn bisher sind nur zehn Prozent des Wohnraums auf Ein-bis-zwei-Personen-Haushalte ausgerichtet, der Bedarf liegt aber bei 75 Prozent. Nach diesen Berechnungen beläuft sich die Zielgruppe auf 32 Millionen Menschen.
Den Blick in die Zukunft nennt Engelhardt das und deswegen lädt das Unternehmen am Donnerstag zu einem Zukunftsforum ein, bei dem es neue Vorhaben präsentiert. Zu Gast ist die brasilianische TV-Moderatorin Fernanda Brandao – und das aus einem besonderen Grund: Mit einer Projektentwicklung in Brasilien durch eine Tochterfirma hat der rasante Aufstieg von I Live begonnen.
I Live – aus dem Englischen übersetzt bedeutet dies „Ich lebe“und ist angelehnt an gängige Begriffe wie iPhone und iPad – ist ein Systemdienstleister. Das bedeutet, dass er für Kapitalanleger Projekte entwickelt, baut – nach wie vor die Kernaufgabe des Unternehmens – betreibt und betreut, nachdem eine eigene Aquiseabteilung geeignete Grundstücke ausfindig gemacht hat. Spezialisiert haben sich die Aalener auf Mikrowohnungen, also auf kleinere Wohneinheiten in Apartment- und Boardinghäusern für unterschiedliche Zielgruppen.
„Ich liebe dein Parfüm!“
Bevorzugt im Blick haben sie momentan die sogenannten Digital Natives oder die Generation Y, also die jungen Leute, die mit dem Internet aufgewachsen sind, das auch ganz selbstverständlich zu ihrem Leben gehört. Ihnen bietet das I-Live-Konzept nicht nur ein Dach über dem Kopf, sondern eine Community mit einem eigenen Manager, der sich um sie kümmert. Für sie wurde eine eigene I-Live-App entwickelt, eine Art hausinternes Facebook. Dort hat man sogar schon solche Botschaften gefunden: „Habe das vorhin an meiner Autotür gefunden: Gibt’s auch einen Namen dazu? Hallo Nachbarin, gestern hat der Hausflur nach deinem Parfüm gerochen! Ich liebe dein Parfüm.“Im Internetshop können sie Bestellungen aufgeben, die Lieferung erfolgt binnen zwei Tagen, in der Eventküche neue Rezepte ausprobieren, es ist für Events gesorgt bis hin zum Carsharing.
In ganz Deutschland haben die Aalener inzwischen Bauten hochgezogen oder Projekte am Laufen. Amos Engelhardt wird konkret: „15 Projekte sind bereits in Betrieb, von Aalen bis Nürnberg und von Berlin bis Frankfurt, und sie sind alle zu 100 Prozent vermietet. Fünf sind im Bau und 16 in der Entwicklung, in ganz Deutschland, aber auch in Graz und eines in Zürich.“
Hauptsitz ist und bleibt Aalen
Mit der Zahl der Projekte ist auch die Zahl der Mitarbeiter gestiegen von einst 15 auf jetzt 107. Hauptsitz ist und bleibt Aalen, Niederlassungen gibt es in Köln und Hamburg.
I Live will nun verstärkt Projekte in Österreich und in der Schweiz angehen. Aber immer mit Partnern vor Ort. Warum, begründet Engelhardt so: „Es muss immer jemand da sein, der die jeweiligen Gesetze genau kennt und ebenso die Mentalität, die sich oft deutlich unterscheidet von der bei uns in Deutschland.“Das Unternehmen hat aber auch neue Zielgruppen im Visier: So will es bei seinem Zukunftsforum Service-Apartments für das Wohnen vorstellen und ein Konzept „Silver-Living“, das die ältere Generation in den Blick nimmt.