Trump setzt Beschimpfungen fort
Fehde des US-Präsidenten mit Moderatoren des Fernsehsenders NBC spitzt sich zu
WASHINGTON - Es gibt eine Menge Themen, die Donald Trump in diesen Tagen beschäftigen müssten. In Hamburg steht der G20-Gipfel an, in Washington droht sein Gesundheitsgesetz zu scheitern, während der Konflikt mit Nordkorea die Gefahr einer gefährlichen Eskalation in sich birgt. Man sollte meinen, dem USPräsidenten fehlte die Zeit für Petitessen. Tatsächlich verbiss er sich auch noch am Wochenende in eine seit drei Tagen ausgetragene Fehde mit zwei Moderatoren des Fernsehsenders NBC, bei der es um eine Schönheitsoperation, blutende Wunden und Erpressungsversuche geht.
„Der verrückte Joe Scarborough und die strohdumme Mika sind keine schlechten Leute, aber ihre kaum gesehene Show wird von ihren NBCBossen dominiert“, twitterte er am Samstag aus seinem Golfclub in New Jersey. Zuvor hatte er Mika Brzezinski, der Tochter des Sicherheitsberaters Jimmy Carters, katzbuckelnde Unterwürfigkeit unterstellt. Sie habe ihn einst in seinem Refugium Mar-aLago unbedingt sehen wollen, obwohl sie nach einer Schönheitsoperation stark im Gesicht geblutet habe. Worauf ihr Lebenspartner Scarborough, ein früherer Kongressabgeordneter aus Florida, ungeschminkt schilderte, wie Trump den beiden die Pistole auf die Brust zu setzen versuchte.
Als die schrille Boulevardzeitung „National Enquirer“eine Geschichte über das Privatleben des inzwischen verlobten Moderatorenpaares plante, sollen Anrufer aus dem Umfeld des Präsidenten die beiden aufgefordert haben, zum Hörer zu greifen, um Trump für ihre Berichterstattung um Verzeihung zu bitten. Die Story werde dann nicht erscheinen.
Es ist eine Episode, wie sie zum Image des durchaus einflussreichen Skandalblatts passt. David Pecker, der Besitzer, hatte im Wahlkampf hundertprozentig Partei für seinen alten Freund Trump ergriffen – und kein gutes Haar an dessen Rivalen gelassen.
Um dem Vorwahlkontrahenten Ted Cruz zu schaden, setzte er das Gerücht in die Welt, Cruz‘ aus Kuba stammender Vater könnte mit Lee Harvey Oswald, dem Mörder John F. Kennedys, unter einer Decke gesteckt haben. Über Hillary Clinton hieß es bereits im Jahr 2015, sie schaffe es schon deshalb nicht ins Weiße Haus, weil sie todkrank sei und in sechs Monaten sterbe. Pecker, schreibt Maureen Dowd, eine Kolumnistin der „New York Times“, behandle Trump, als sei er der Duce, Benito Mussolini. Weshalb die Sache mit dem Erpressungsversuch glaubwürdig klingt. Was den Präsidenten nicht daran hinderte, das genaue Gegenteil zu verbreiten: Scarborough habe ihn angerufen, auf dass er die Veröffentlichung des Artikels stoppe. „Ich sagte Nein!“
Kühl kalkuliertes Manöver
Der bizarre Streit beruht in den Augen mancher Kritiker auf einem kühl kalkulierten Manöver, um davon abzulenken, dass dem Weißen Haus momentan kaum etwas gelingt. Das Gesetz, mit dem Barack Obamas Gesundheitsreform abgewickelt werden soll, steht im Kongress vor dem Scheitern, da nach aktuellem Stand mindestens neun republikanische Senatoren die Alternative (Trumpcare) ablehnen und die Regierungspartei somit auf keine Mehrheit kommt. Ohne die Gesundheitsnovelle wiederum ist an eine Steuerreform nicht zu denken, da diese ohne die Einsparungen des Trumpcare-Pakets nicht annähernd gegenfinanziert wäre. Von dem in der Nacht des Wahlsieges verkündeten Plan, die vielerorts veraltete Infrastruktur in einem Kraftakt zu modernisieren, ist kaum noch etwas zu hören.