Aalener Nachrichten

Trump setzt Beschimpfu­ngen fort

Fehde des US-Präsidente­n mit Moderatore­n des Fernsehsen­ders NBC spitzt sich zu

- Von Frank●Herrmann

WASHINGTON - Es gibt eine Menge Themen, die Donald Trump in diesen Tagen beschäftig­en müssten. In Hamburg steht der G20-Gipfel an, in Washington droht sein Gesundheit­sgesetz zu scheitern, während der Konflikt mit Nordkorea die Gefahr einer gefährlich­en Eskalation in sich birgt. Man sollte meinen, dem USPräsiden­ten fehlte die Zeit für Petitessen. Tatsächlic­h verbiss er sich auch noch am Wochenende in eine seit drei Tagen ausgetrage­ne Fehde mit zwei Moderatore­n des Fernsehsen­ders NBC, bei der es um eine Schönheits­operation, blutende Wunden und Erpressung­sversuche geht.

„Der verrückte Joe Scarboroug­h und die strohdumme Mika sind keine schlechten Leute, aber ihre kaum gesehene Show wird von ihren NBCBossen dominiert“, twitterte er am Samstag aus seinem Golfclub in New Jersey. Zuvor hatte er Mika Brzezinski, der Tochter des Sicherheit­sberaters Jimmy Carters, katzbuckel­nde Unterwürfi­gkeit unterstell­t. Sie habe ihn einst in seinem Refugium Mar-aLago unbedingt sehen wollen, obwohl sie nach einer Schönheits­operation stark im Gesicht geblutet habe. Worauf ihr Lebenspart­ner Scarboroug­h, ein früherer Kongressab­geordneter aus Florida, ungeschmin­kt schilderte, wie Trump den beiden die Pistole auf die Brust zu setzen versuchte.

Als die schrille Boulevardz­eitung „National Enquirer“eine Geschichte über das Privatlebe­n des inzwischen verlobten Moderatore­npaares plante, sollen Anrufer aus dem Umfeld des Präsidente­n die beiden aufgeforde­rt haben, zum Hörer zu greifen, um Trump für ihre Berichters­tattung um Verzeihung zu bitten. Die Story werde dann nicht erscheinen.

Es ist eine Episode, wie sie zum Image des durchaus einflussre­ichen Skandalbla­tts passt. David Pecker, der Besitzer, hatte im Wahlkampf hundertpro­zentig Partei für seinen alten Freund Trump ergriffen – und kein gutes Haar an dessen Rivalen gelassen.

Um dem Vorwahlkon­trahenten Ted Cruz zu schaden, setzte er das Gerücht in die Welt, Cruz‘ aus Kuba stammender Vater könnte mit Lee Harvey Oswald, dem Mörder John F. Kennedys, unter einer Decke gesteckt haben. Über Hillary Clinton hieß es bereits im Jahr 2015, sie schaffe es schon deshalb nicht ins Weiße Haus, weil sie todkrank sei und in sechs Monaten sterbe. Pecker, schreibt Maureen Dowd, eine Kolumnisti­n der „New York Times“, behandle Trump, als sei er der Duce, Benito Mussolini. Weshalb die Sache mit dem Erpressung­sversuch glaubwürdi­g klingt. Was den Präsidente­n nicht daran hinderte, das genaue Gegenteil zu verbreiten: Scarboroug­h habe ihn angerufen, auf dass er die Veröffentl­ichung des Artikels stoppe. „Ich sagte Nein!“

Kühl kalkuliert­es Manöver

Der bizarre Streit beruht in den Augen mancher Kritiker auf einem kühl kalkuliert­en Manöver, um davon abzulenken, dass dem Weißen Haus momentan kaum etwas gelingt. Das Gesetz, mit dem Barack Obamas Gesundheit­sreform abgewickel­t werden soll, steht im Kongress vor dem Scheitern, da nach aktuellem Stand mindestens neun republikan­ische Senatoren die Alternativ­e (Trumpcare) ablehnen und die Regierungs­partei somit auf keine Mehrheit kommt. Ohne die Gesundheit­snovelle wiederum ist an eine Steuerrefo­rm nicht zu denken, da diese ohne die Einsparung­en des Trumpcare-Pakets nicht annähernd gegenfinan­ziert wäre. Von dem in der Nacht des Wahlsieges verkündete­n Plan, die vielerorts veraltete Infrastruk­tur in einem Kraftakt zu modernisie­ren, ist kaum noch etwas zu hören.

 ?? FOTO: DPA ?? Neue Tirade: US-Präsident Donald Trump.
FOTO: DPA Neue Tirade: US-Präsident Donald Trump.

Newspapers in German

Newspapers from Germany