Aalener Nachrichten

BKA warnt vor Gewalt beim G20-Gipfel

Tausende Menschen haben am Sonntag in Hamburg friedlich protestier­t

- Von Markus Klemm und Sonja Wurtscheid

(dpa) - Wenige Tage vor dem G20-Gipfel in Hamburg hat das Bundeskrim­inalamt (BKA) nach einem Zeitungsbe­richt eine dramatisch­e Warnung vor gewaltsame­n Störaktion­en von Linksextre­misten abgegeben. Es müsse mit schweren Brandstift­ungen sowie Sabotageak­ten gegen Knotenpunk­te der Infrastruk­tur und des Schiffsver­kehrs im Hafen gerechnet werden, berichtete die „Welt am Sonntag“unter Berufung auf das BKA. Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) schätzt „das gewaltbere­ite Potenzial in Hamburg auf deutlich über 8000 Extremiste­n aus dem In- und Ausland“. Er forderte: „Gewalt, egal von wem, muss von Anfang an im Keim erstickt werden.“

Erstes Protest-Camp genehmigt

Am Sonntag haben zum Auftakt der Proteste zum G20-Gipfel in Hamburg mehrere Tausend Menschen friedlich gegen die Politik der führenden Staats- und Regierungs­chefs der Welt protestier­t. Nach Polizeiang­aben versammelt­en sich rund 8000 Menschen zu einer „Protestwel­le“durch die Innenstadt. Die Veranstalt­er sprachen von 25 000 Teilnehmer­n. Begleitet auf ihrem Marsch wurden die Demonstran­ten auf dem Wasser von mehr als 120 Kanus, Kajaks, Ruderboote­n und selbstgezi­mmerten Flößen. Die Proteste blieben nach Polizeiang­aben bis auf kleinere Zwischenfä­lle friedlich. Dem Veranstalt­erbündnis gehören Umwelt-, Landwirtsc­hafts- und Verbrauche­rschutzorg­anisatione­n, Gewerkscha­ften, Bürgerrech­ts- und kirchliche Organisati­onen an, darunter Greenpeace, BUND, DGB Nord und der Verein Mehr Demokratie.

Das Hamburger Verwaltung­sgericht genehmigte das erste ProtestCam­p, in dem die Gegner des G20Gipfels übernachte­n dürfen. Es liegt im südöstlich­en Stadtteil Rothenburg­sort, drei Kilometer von der Innenstadt und mehr als sechs vom Tagungsort entfernt. Die Hamburger Polizei hat nach Angaben von Aktivisten den Aufbau des vom Verwaltung­sgericht genehmigte­n ProtestCam­ps gegen den G20-Gipfel blockiert. Trotz eines anderslaut­enden Gerichtsbe­schlusses habe die Versammlun­gsbehörde den Protestler­n nur den Zugang zu einem Viertel der beantragte­n Fläche sowie keinerlei Infrastruk­tur für Übernachtu­ngen auf dem Gelände zugestande­n, sagte ein Sprecher. Es dürften keine Waschgeleg­enheiten, Toiletten und Küchen aufgebaut werden.

SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz forderte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) zu Kampfberei­tschaft bei der Konferenz am kommenden Freitag und Samstag auf. „Die deutsche Kanzlerin muss es wagen, auch einmal einen Konflikt mit dem amerikanis­chen Präsidente­n einzugehen. Bisher bleibt sie immer nur im Ungefähren“, sagte er. Seine Kritik gelte nicht nur Merkel. „Der G20Gipfel wird ein Gipfel der unverbindl­ichen Erklärunge­n sein. Die demokratis­chen Regierunge­n sollten sich fragen, ob sie weiter Minimalkon­sens-Papiere mit Autokraten verabschie­den wollten. Stattdesse­n sollten sie sich beim Klimaschut­z, bei der Migration und Entwicklun­gspolitik deutlicher absetzen“, verlangte der SPD-Chef. Mit Blick auf die Präsidente­n der USA, der Türkei und Russlands ergänzte er: „Müssen wir an Trump, an Erdogan, an Putin Konzession­en machen? Nein.“

Hamburgs Erster Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) hat vor überzogene­n Erwartunge­n gewarnt. „Ein großer Durchbruch ist wohl nicht zu erwarten, das sollte aber auch nicht der Maßstab sein“, sagte er. Ein G20-Gipfel sei „eine Zwischenst­ation auf einem langen, langen Weg“und es sei „schon ein Wert an sich“, dass die Staats- und Regierungs­chefs miteinande­r redeten, sagte Scholz. Die Notwendigk­eit für internatio­nale Zusammenar­beit sei nie größer gewesen als jetzt. Schweigen könne sich „nur leisten, wer sich einig ist. Genau deshalb müssen wir uns treffen“, betonte Scholz.

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FOTO: DPA Zum Auftakt der Proteste zum G20-Gipfel in Hamburg haben mehrere Tausend Menschen friedlich gegen die Politik der führenden Staats- und Regierungs­chefs der Welt protestier­t.

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