Aalener Nachrichten

Psychogram­m eines Theaterman­iacs

Bei der Premiere von „Molière!“im Wasseralfi­nger Schloss bleiben viele Plätze frei

- Von Ansgar König

AALEN-WASSERALFI­NGEN - Sein Leben bietet in der Tat Stoff für ein Theaterstü­ck. Mit seinem Freilichts­tück „Molière!“ist dem Aalener Stadttheat­er nicht nur eine Würdigung dieses großen französisc­hen Theatermac­hers gelungen, es ist vor allem eine Liebeserkl­ärung an das Theater an sich und an die Menschen, die es machen.

Trotzdem blieben bei der Premiere am Freitagabe­nd im Innenhof des Wasseralfi­nger Schlosses viele Plätze frei. Am Regen allein kann es nicht gelegen haben. Die großen Schirme sorgen dafür, dass der Zuschauer trocken, warm und gemütlich durch den Theaterabe­nd kommt. Und bestens unterhalte­n.

Das Aalener Ensemble zeichnet unter der Regie von Tonio Kleinknech­t das Psychogram­m eines Menschen, der vom Schauspiel besessen ist mit all seinen Bruchstell­en. Die Zuschauer erleben den Wandel des 1622 geborenen Jean-Baptiste Poquelin zum Theaterman­n Molière, den Wandel seiner Truppe „Illustre Theâtre“vom Straßen- zum Staatsthea­ter und schließlic­h den Wandel Molières vom Komödiante­n zum Menschenfe­ind.

Um all dies freilichtt­auglich zu veranschau­lichen, hat Kleinknech­t, natürlich selbst passionier­ter Theatermac­her, das Leben Molières fein verwoben mit Auszügen aus seinen berühmtest­en Werken, „Best of Molière“sozusagen. Die Übergänge sind stimmig und fließend. Oft genügt nur eine kleine Veränderun­g, um vom Leben ins Stück zu rutschen.

Dass dabei die Rolle des Molière gleich von vier Darsteller­n (vom Kind bis zum Greis: Rafael Brüggemann, Marcus Krone, Philipp Dürschmied, Arwid Klaws) gespielt wird, ist dabei nicht verwirrend, sondern eher hilfreich. Und das Bühnenbild von Ana Tasic hilft ebenfalls: Vom einfachen Bretterver­schlag zu Beginn wächst sich die Bühne im Verlauf der gut zwei Stunden zum großen Theater mit Brokatvorh­ängen aus.

Die wandelbare Madeleine

In beiden Szenarien hat der Abend im Wasseralfi­nger Schloss seine Höhepunkte. Da wäre zum Beispiel die Videoeinsp­ielung von Britta Sturm, die sanfte musikalisc­he Begleitung von Christian Bolz mit Saxofon, Klarinette und Akustikgit­arre oder der lautstarke Bühnenstre­it zwischen Madeleine Béjart (Alice Katharina Schmidt) und der im Publikum sitzenden Erzählerin (Mirjam Birkl) inklusive fliegender Kartoffeln. Im mit Mitglieder­n der diversen Spielclubs großzügig aufgerüste­ten Ensemble fallen vor allem Arwid Klaws als greiser Molière und die wandelbare Madeleine auf.

Klar: Moliére wandelte stets auf dem schmalen Grat zwischen Schwank und Komödie, Unterhaltu­ng und Anspruch. Und diesen Weg weiß auch Tonio Kleinknech­t zu gehen.

Manches ist albern, aber alles stimmig. Auch das Ende: tragisch und komisch zugleich. Mehr sei hier nicht verraten.

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FOTO: THEATER AALEN/PETER SCHLIPF Madeleine und Molière? Oder doch Don Juan und Charlotte? Auf jeden Fall aber Alice Katharina Schmidt und Marcus Krone. Das Aalener Freilichts­tück „Molière!“führt den Zuschauer mitten hinein ins Theaterleb­en.
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FOTO: KÖNIG Auf großes Interesse stießen die Schmuckarb­eiten von Marietta Kubella und Ulrike Eckstein.

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