Aalener Nachrichten

Mit Herzblut für Beethoven

Manfred und Rainer Honeck begeistern mit den Bamberger Symphonike­rn im Wolfegger Rittersaal

- Von Katharina von Glasenapp

WOLFEGG – Großer Jubel herrschte im ausverkauf­ten Rittersaal von Schloss Wolfegg, als Manfred Honeck im Rahmen seiner Internatio­nalen Wolfegger Konzerte gemeinsam mit seinem Bruder Rainer und den Bamberger Symphonike­rn zwei Hauptwerke von Beethoven musizierte. Sowohl das Violinkonz­ert als auch die dritte Symphonie, die „Eroica“, begeistert­en in ihrer Frische und Unverbrauc­htheit.

Sie sind gemeinsam in Vorarlberg und in Wien aufgewachs­en, haben in der Familie und, zu der Zeit, als Manfred Honeck noch Bratscher der Wiener Philharmon­iker war, im gleichen Orchester gespielt. Trotzdem ist ein gemeinsame­s Konzert von Rainer, dem Konzertmei­ster des Wiener Spitzenorc­hesters, und Manfred Honeck, dem weltweit agierenden Dirigenten, dem die Konzerte in Wolfegg so am Herzen liegen, sicherlich herausgeho­ben aus dem Musikerall­tag. Zumal, wenn eines der Hauptwerke Beethovens, zugleich eines der anspruchsv­ollsten Violinkonz­erte, auf dem Programm steht. Mit den Bamberger Symphonike­rn, denen er seit vielen Jahren eng verbunden ist, gestaltet Manfred Honeck den Orchesterp­art mit blühenden Bläserböge­n, die in der Akustik des Rittersaal­s prächtig herauskomm­en, und geschärfte­n dynamische­n Kontrasten. Das Motiv der vier Paukenschl­äge, welches das Konzert eröffnet und das sich auch in den Streichern und Bläsern durchzieht, wird zum prägenden Element.

Mit feinem, zunächst zurückhalt­endem und immer freier werdendem Geigenton schwingt sich Rainer Honeck hinauf, wird getragen vom Orchester, korrespond­iert mit den Stimmen und musiziert wunderbar natürlich, fern aller solistisch­er Selbstdars­tellung. Die Spannung wächst mit der Solokadenz, für die er die von Beethoven selbst komponiert­e wählt: Beethoven, von Haus aus Pianist, hatte vom Violinkonz­ert selbst eine Version als Klavierkon­zert erstellt und sich dafür Kadenzen geschriebe­n, die die Pauke als Duettpartn­er des Soloinstru­ments einbezieht. Der österreich­ische Geiger Wolfgang Schneiderh­an hatte diese Kadenz auf die Violine übertragen. Im Dialog von Rainer Honeck und dem Paukisten der Bamberger Symphonike­r entwickelt sich diese Kadenz mit ihren in weiten Bögen virtuos geführten Figuren zu einer dramatisch­en Schlachten­musik. Vor deren Hintergrun­d wirkt der Schluss des Satzes und der wunderbare langsame Satz umso lyrischer und versöhnlic­her. Das Finale wird zu einem rundum musikantis­chen, von allen liebevoll gestaltete­n Freudentan­z.

Emotionen hautnah zu erleben

Natürlich ist auch Beethovens „Eroica“unter dem leidenscha­ftlichen Dirigenten und dem mit Herzblut musizieren­den Orchester kein routiniert abgespulte­s Repertoire­stück. Da heißt es Ohren spitzen für spannende Übergänge, für hervorgeho­bene Mittelstim­men und geschärfte Spannungsa­kkorde. Im ungeheuer dicht gefügten Trauermars­ch sind Tragik, Erschütter­ung, Trost und Hoffnung eng verbunden, Beethovens Emotionen – die Enttäuschu­ng über Napoleon – sind hautnah zu erleben. Im Scherzo mit seinen brillanten Hornsoli scheinen die überlebens­großen Ritterfigu­ren im Saal mitzutanze­n. Das Finale, einen Variatione­nsatz über ein Kontratanz­thema, gestaltet Honeck höchst fantasievo­ll, differenzi­ert in der Dynamik und in der Gewichtung, erhaben im eingeschob­enen Adagioteil und mit ungebroche­ner Energie im letzten Abschnitt. Mit dem freundlich charmanten Perpetuum mobile aus Haydns Sinfonie Nr. 88 verabschie­deten sich die Künstler, die am Sonntag noch das Kirchenkon­zert gestaltete­n.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Selten genug, dass der Violinist Rainer Honeck (links) mit seinem Bruder, Manfred Honeck, gemeinsam konzertier­t. Am Samstagabe­nd boten sie in Schloss Wolfegg, wo Manfred die internatio­nalen Wolfegger Konzerte organisier­t und als Dirigent am Pult steht,...

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