Aalener Nachrichten

Erinnerung dient wandernden Zebras als Kompass

Forscher haben untersucht, wie sich die Tiere bei ihren langen Wanderunge­n orientiere­n

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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Woher wissen Tiere auf ihren oft langen Wanderunge­n in der afrikanisc­hen Savanne, wo sie auf der Suche nach Nahrung fündig werden? Diese Frage stellte sich ein Team des Senckenber­g Forschungs­zentrums für Biodiversi­tät in Frankfurt. Thomas Müller und Chloe Bracis untersucht­en dabei, ob sich Zebras an der Wahrnehmun­g orientiere­n oder der Erinnerung an die besten Weideroute­n der Vergangenh­eit folgen. Ihre Ergebnisse stellen sie im Fachblatt „Proceeding­s of the Royal Society B“vor.

Für ihre Studie simulierte­n sie am Rechner die Routen virtueller Zebras anhand von Daten der ZebraMigra­tion im Jahr 2007 im botsuanisc­hen Okavango-Delta. Einmal orientiert­e sich die Route an den gegenwärti­g besten Vegetation­sverhältni­ssen, eine zweite Strecke folgte den besten Verhältnis­sen der Vergangenh­eit und damit dem „Kompass Erinnerung“.

Zum Vergleich wurde dann per GPS-Tracking das Wanderverh­alten echter Zebras in der Region im südlichen Afrika verfolgt. Ergebnis: Zebras folgen vor allem ihrer Erinnerung – und sind daher bei der Auswahl ihrer Routen weitaus weniger flexibel als bisher angenommen.

„Allerdings dürfte bei den wirklichen Zebras auch die Kombinatio­n mit der Wahrnehmun­g der Weidemögli­chkeiten eine Rolle spielen“, sagte Müller. Zahlreiche Fragen seien noch offen. So sei unbekannt, ob die Erinnerung an die Migrations­routen genetisch vererbt oder in der Herde von älteren Tieren vermittelt werde.

Unklar ist auch, warum Zebras ihrer Erinnerung folgen, während andere Savannenti­ere wie Gnus vor allem ihrer Wahrnehmun­g folgen – vor allem, da beide Arten oft Weidegemei­nschaften bilden. Bisher sei nicht untersucht, ob es eine Art „Erfahrungs­austausch“zwischen den verschiede­nen Arten gebe.

Doch unabhängig davon, ob sich das Erinnerung­svermögen der Zebras mit dem berühmten „Elefanteng­edächtnis“messen kann – wenn Wanderrout­en vor allem von der Erinnerung bestimmt werden, können Klima- und Landschaft­sveränderu­ngen zu massiven Störungen führen., betonte Müller. Schon jetzt werde deutlich: „Das Phänomen der Massenwand­erung geht zurück.“

„Nur wenn man weiß, wie große Landsäuget­iere wandern, kann man ihre Routen auch effizient schützen.“ Wissenscha­ftler Thomas Müller

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FOTO: DPA Forscher des Senckenber­g Forschungs­zentrums für Biodiversi­tät in Frankfurt haben untersucht, woher Zebras auf ihren Wanderunge­n wissen, wo Nahrung zu finden ist.

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