Aalener Nachrichten

Winkel helfen gegen Wackeln

Auch billige Möbel können länger leben, wenn man sie vor jedem Umzug auseinande­rbaut

- Von Jana Illhardt

(dpa) - So mancher Schrank überlebt den Umzug nicht. Oder die Rückwand bricht schon früher aus, weil man Bücher zu tief hineinschi­ebt. Diese Probleme kennt, wer eher billige Möbel gekauft hat. Mit einigen Tricks lassen sie sich aber umgehen.

Die Scharniere des Kleidersch­ranks sind ausgerisse­n, die Ecken des Esstischs abgeplatzt und die Seitenwänd­e der Kommode alles andere als stabil: So ein Umzug kann die geliebte Einrichtun­g ordentlich in Mitleidens­chaft ziehen. „Insbesonde­re preiswerte Möbel offenbaren schnell ihre Schwachpun­kte", sagt Michael Pommer, Trainer an der DIY Academy in Köln. Doch mit der richtigen Pflege und ein paar Tricks lässt sich die Lebensdaue­r verlängern.

„Ungefähr acht Millionen Menschen ziehen jährlich in Deutschlan­d um. Da haben Möbel ordentlich was auszuhalte­n“, sagt Ursula Geismann vom Verband der Deutschen Möbelindus­trie. Während sich kleine Möbel im Ganzen transporti­eren lassen, sollten Regale, Schränke, Tische oder das Bett zuvor demontiert werden.

Bauanleitu­ng aufbewahre­n

Begonnen wird mit Türen, dann kommen Böden heraus und zuletzt nimmt man die Rückwand ab. „Die Scharniere löst man von unten nach oben, um zu vermeiden, dass die Tür fällt oder ausreißt“, rät Günter Ofcarek vom Bundesverb­and Möbelspedi­tion und Logistik. Die Möbel werden so auseinande­rgebaut, wie man sie einst zusammenge­baut hat, erklärt Geismann. Auch der Wiederaufb­au erfolgt in derselben Reihenfolg­e. „Kleinteile kommen in Tüten und werden an das Bauteil geklebt“, so Pommer.

Wer die Aufbauanle­itung aufbewahrt hat, sollte nachschlag­en, ob eventuell von der Verwendung bestimmter Werkzeuge abgeraten wird. „Soll kein Akkuschrau­ber verwendet werden, sollte das befolgt werden, denn bei Pressspanp­latten zum Beispiel können die Schrauben wegen der hohen Drehgeschw­indigkeit überdrehen“, erläutert Pommer. Auch Ofcarek rät Laien zu Schraubenu­nd Inbusschlü­ssel: „Viele verwenden die falschen Bits. Das Resultat: Der Kopf nutzt sich ab, und die Schraube kann nicht mehr verwendet werden.“

Beim Aufstellen der Möbel am neuen Standort sei es wichtig, dass sie richtig stehen. Damit ist zum einen gemeint, sie mit Hilfe einer Wasserwaag­e auszuricht­en. „Damit alles am Ende passt, müssen die Einzelteil­e winklig aufgebaut werden – und zwar in der Waagerecht­en und in der Senkrechte­n. Eins von beiden wird gerne vergessen“, erläutert Ofcarek. Wer hier ungenau arbeitet, hat am Ende eine schiefe Tür oder Ähnliches. Er empfiehlt, vor der Montage zu prüfen, ob Boden und Wand eben sind. „Ist das nicht der Fall, wird von der höchsten Stelle aus mit dem Aufbau begonnen.“

Kleber an die Schrauben

Sollte das Möbelstück nach dem Umzug etwas wackelig auf den Beinen stehen, hat Geismann einen Tipp: „Manchmal hilft es, die Schrauben mit etwas Holzkleber oder einem anderen geeigneten Kleber wieder fest zu stabilisie­ren.“Gerade billige Möbel hielten das aber nur zwei- bis dreimal durch. Dann hilft das Anbringen von Winkeln.

Ein häufiges Problem sind ausgerisse­ne Topfscharn­iere. Sie verbinden Schranktür­en mit dem Korpus. Hier helfe ein Polyuretha­n-, kurz PUR-Kleber. „Er hat eine ähnliche Materialdi­chte wie Holz“, erläutert Pommer. „Mit ihm werden die Schraubenl­öcher verfüllt und neu gebohrt.“Bei ausgerisse­nen Halterunge­n von Kleidersta­ngen lässt sich mit Holzspacht­el arbeiten, der sogar passend eingefärbt werden kann.

Retuschier­stift gegen Kratzer

Kleine Kratzer lassen sich mit einem Retuschier­stift übermalen oder einem Wachsstück verfüllen, sagt Ofcarek. Sein Tipp: „Bei weißen Stellen hilft Tipp-Ex, bei dunkleren Schuhcreme.“Abgeplatzt­e Ecken können ebenfalls mit Füllmateri­al repariert werden.

Eine große Schwachste­lle sind zudem die Rückwände. „Wohingegen teurere Möbel über einen eingefräst­en Schlitz verfügen, sind Regale oder Schränke des unteren Preissegme­nts meist genagelt“, so Ofcarek. Wird ein Buch mal zu weit nach hinten geschoben, reißt die Rückwand schnell aus. „Ich rate daher, die Nägel vor der ersten Montage durch Linsenkopf­schrauben zu ersetzen“, sagt Pommer.

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FOTO: BOSCH Möbel haben bei einem Umzug einiges auszuhalte­n. Damit bei der Demontage nichts kaputtgeht, wird mit den Türen begonnen, dann folgen Böden und Rückwand.
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FOTO: DRAKSAL FACHVERLAG Wer die Scharniere ausbaut, sollte alle Einzelteil­e in einem Tütchen sammeln.
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FOTO: BODO MARKS Vor dem Aufstellen sollte sich das Holz in der neuen Wohnung erst einmal akklimatis­ieren.

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