Auf dem Marktplatz wird groß am Rad gedreht
Aalen feiert den 200. Geburtstag des Fahrrads mit einer Sternfahrt und Aktions- und Mitmachständen
AALEN - Das hat sich Karl Drais vermutlich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können: Aus seiner „Laufmaschine“, mit der er am 12. Juni 1816 seine ersten Runden durch Mannheim gedreht hat, ist heute das weltweit meistgenutzte Verkehrsmittel geworden. Wobei sich das Draissche Ur-Fahrrad auf Holzrädern zwischenzeitlich zu einer HighTech-Maschine gemausert hat. Davon konnte man sich am Sonntag in der Aalener Innenstadt überzeugen, wo der 200. Geburtstag des Zweirads mit einer Sternfahrt sowie Info- und Aktionsständen gefeiert wurde.
Ortsvorsteher, mitradelnde Bürger und Familien hatten sich aus den Stadtbezirken vom Welland und Härtsfeld, von Wasseralfingen bis zur Weststadt zur Sternfahrt in die City aufgemacht. Drei Strecken standen hier zur Auswahl – „sportlich“mit immerhin 35 Kilometern, oder, entsprechend kürzer, „medium“und „familienfreundlich“.
OB Rentschler ist „bekennender E-Bike-Fan“
Die Temperaturen am Sonntag optimal für Radler: Bei bewölktem Himmel kletterte das Thermometer nicht über 20 Grad. Da lässt es sich im Fahrradsattel gut aushalten und so trudelten auf dem Aalener Marktplatz dann doch einige Radler ein, die bei der Sternfahrt dabei sein wollten. Darunter erstaunlicherweise kein Vertreter von Aalens Grünen, dafür aber der Oberbürgermeister Thilo Rentschler. Für ihn sei das Fahrrad eine „ganz wunderbare, geniale Erfindung“, erklärte der OB. Wobei Rentschler weniger auf das klassische Modell steht. Der Aalener OB ist „bekennender EBike-Fan“. Wie er betonte, nehme das Thema Rad beziehungsweise Radwege im Verkehrsentwicklungsplan der Stadt mittlerweile ja auch eine gewichtige Rolle ein.
Rentschler ging auch noch kurz auf die Diskussionen um die Schättere-Trasse ein und sprach sich für mehr „Toleranz, Verständnis, Problemlösungsfähigkeit“aus und „nicht für noch mehr Leserbriefe“. Bei diesem Thema sei „Vielfalt statt Verbote“angezeigt, um eine Lösung hinzubekommen. Das sei sinnvoller, als sich „gegenseitig die Haare zu raufen“.
Rainer Garreis vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) Aalen nutzte den Fahrradgeburtstag, um an die Anfänge des Fahrrads zu erinnern. Radfahren sei vor 200 Jahren alles andere als ein Spaß gewesen. Die Infrastruktur fehlte, es gab keinen fahrradtauglichen Straßen, die Draisine war teuer und technisch nicht ausgereift. Dazu kam die ständige Bedrohung durch Pferdefuhrwerke. Wobei das Radfahren auch heute noch gefährlich sein kann, besonders im hektischen Straßenverkehr. Deshalb wurde an einem Stand des Polizeipräsidiums unter anderem darüber informiert, warum ein Fahrradhelm sinnvoll ist und worauf beim Kauf eines solchen Helms zu achten ist.
Effektive Diebstahlsicherung: Vernünftiges Schloss ist wichtig
Hilfreiche Tipps gab die Polizei darüber hinaus in Sachen Diebstahlschutz. Hier lohne die Anschaffung eines teuren, aber vernünftigen Schlosses, am besten der „Kategorie 15“, ließ Polizeihauptkommissar Otto Kruger die Menschen am Stand wissen. Es wurde in diesem Zuge darauf hingewiesen, dass sich die Fahrraddiebstähle in Aalen in den vergangenen zwei Jahren mehr als verdoppelt haben – von 90 im Jahr 2015 auf 230 im vergangenen Jahr.
Weiter erhielten Radler den Tipp, ihren Drahtesel mit Adresse und den eigenen Initialen zu codieren. Darüber lasse sich ein gestohlenes Fahrrad von der Polizei leicht und schnell dem rechtmäßigen Besitzer zuordnen. Wer wollte, konnte sein Rad noch vor Ort auf diese Weise kennzeichnen lassen.