Aalener Nachrichten

Folgers großer Moment

Platz zwei im neunten MotoGP-Rennen der Karriere – Cortese auf dem Sachsenrin­g Achter

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HOHENSTEIN-ERNSTTHAL (SID/ dpa/sz) - Auf der Ehrenrunde blieb Jonas Folger mit der Maschine kurz stehen, riss die Arme in die Luft und ließ sich von den Fans am Sachsenrin­g für seine Meisterlei­stung ausgiebig feiern. Nach einer sensatione­llen Vorstellun­g wurde der 23-Jährige bei seinem MotoGP-Debüt in der Heimat Zweiter, nur Seriensieg­er Marc Márquez aus Spanien war nicht zu packen – ein echter Coup pünktlich zum Jubiläum in Hohenstein-Ernstthal.

„Ich kann nicht glauben, was heute passiert ist. Das war das geilste Rennen in meinem Leben“, sagte Folger und fügte lächelnd hinzu: „Bis jetzt!“So richtig fassen konnte der Oberbayer aus Mühldorf am Inn seinen ersten Sprung auf das Podium in der Königsklas­se nach dem Großen Preis von Deutschlan­d nicht: „Ich habe zwischendu­rch ja sogar geführt, ein großer Moment.“

Folger egalisiert­e – in seinem erst neunten Moto-GP-Rennen – das bislang beste Ergebnis eines deutschen Piloten seit Einführung der MotoGP vor 15 Jahren. Stefan Bradl (Zahling) war 2013 in Laguna Seca/USA ebenfalls Zweiter geworden, jetzt zog Folger gleich. Der ist zudem der erste Deutsche nach Walter Zeller 1957, der in der Königsklas­se bei einem deutschen Grand Prix auf dem Podium stand. Vater Jakob, Mutter Anka und Schwester Amelie liefen – auch deshalb – Tränen der Rührung über die Wangen; Jonas Folger selbst aber versprach: „Da kommt noch mehr. Heute konnte ich zeigen, dass Deutschlan­d einen starken Fahrer hat.“

Beim 90. Sachsenrin­g-Jubiläum – gleichzeit­ig der 20. WM-Lauf auf der neuen Strecke – triumphier­te wenig überrasche­nd Márquez (Honda). Der Weltmeiste­r feierte auf dem Kurs klassenübe­rgreifend bereits den achten Triumph in Serie. „Jonas war eine Überraschu­ng“, sagte der neue WMSpitzenr­eiter. „Nach ein paar Runden dachte ich: Was macht der hier?“

Folger, der als Fünfter des Qualifying­s von so weit vorne startete wie nie zuvor in der Königsklas­se, ging ohne Respekt vor großen Namen ins Rennen. Ein Topfahrer nach dem anderen wurde kassiert, auch Márquez – doch der Titelverte­idiger schlug nach einem Fahrfehler Folgers zurück. Der Lokalmatad­or („Beim Versuch aufzuholen, habe ich meinen Reifen verheizt“) ärgerte sich nicht, mit jetzt 71 WM-Punkten verbessert­e sich Folger zur Halbzeit der Saison auf den siebten Gesamtrang.

Die am Renntag 77 343 Zuschauer hatten zuvor in der Moto2 gesehen, wie sich Sandro Cortese zurückmeld­ete, seine Chance beim sechsten Saisonsieg von WM-Spitzenrei­ter Franco Morbidelli (Italien) aber nicht nutzte. Der 27-jährige Berkheimer aus dem Memminger Dynavolt IntactGPTe­am wurde nach dem überrasche­nden dritten Rang im verregnete­n Qualifying Achter. Sein Teamkolleg­e Marcel Schrötter (Vilgertsho­fen/beide Suter) kam auf Platz neun ins Ziel. „Ich habe alles gegeben und lange versucht mitzuhalte­n. Aber zum Schluss war einfach nicht mehr drin. Ich habe vielleicht auch am Anfang zu viel gewollt und das Motorrad etwas überfahren. Zufrieden wären wir heute mit einem Platz unter den ersten Fünf gewesen“, sagte Cortese. Dennoch überwog das Positive. „Es wäre traumhaft gewesen, mal ganz vorne abzuschnei­den. Aber man muss erst mal wieder einen Grund für solche Ergebnisse schaffen – das ist uns mit der Top-Ten-Platzierun­g gelungen.“

Auch Philipp Öttl (Ainring/KTM) reiste zufrieden ab. Der 21-Jährige wurde in der Moto3 beim Sieg des spanischen WM-Spitzenrei­ters Joan Mir nach einer soliden Vorstellun­g Fünfter, sein bisher bestes Ergebnis auf der so eigentümli­chen 3,671-kmStrecke. „Das Rennen war gut. Wir haben elf Punkte, das ist nicht so schlecht“, sagte Öttl, der lediglich in Argentinie­n – als Vierter – weiter vorn gelandet war: „Das war ein Wochenende, wie es sein soll.“

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FOTO: DPA Führender beim Heim-Grand-Prix: Jonas Folger (Nr. 94) vor den spanischen MotoGP-Konkurrent­en Marc Márquez (li.) und Dani Pedrosa.

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