Martin mit erhobenem Kopf zu neuen Zielen
Schweren Schrittes und mit blutenden Wunden kletterte in den Teambus. Ein heftiger Sturz auf der zweiten Etappe verhagelte endgültig sein Auftakt-Wochenende bei der 104. Tour de France. Nicht wie ursprünglich erhofft im Gelben Trikot, sondern mit Verletzungen am rechten Arm und am rechten Bein erreichte der 32-Jährige mit fast zehn Minuten Rückstand das Ziel in Lüttich. „Wir hoffen, dass er am Montag am Start steht“, sagte Teamsprecher Philippe Maertens. Irgendwie passte das Malheur zum Tag davor. Beim verregneten HeimAuftakt in Düsseldorf war Martin um acht Sekunden am Gelben Trikot vorbeigeschlittert. „Der Regen hat es unrhythmisch gemacht und mir ein wenig das Genick gebrochen. Die Enttäuschung ist groß. Das war eine einmalige Chance, die nie wiedererledigt“, kommen wird“, sagte Martin. Der Familienclan mit Freundin Nina und dem kleinen Töchterchen musste schon Aufbauhilfe leisten, damit bei Martin wenigstens ein kleines Lächeln ins Gesicht zurückkehrte. Monatelang hatte der viermalige Zeitfahrweltmeister auf diesen Tag hingearbeitet und nichts dem Zufall überlassen. 14 Kilometer Vollgas bis zur Krönung seiner Karriere. Doch pünktlich mit dem Startschuss am Samstag setzte der rheinische Regen ein und wurde zum Ende hin immer schlimmer. „Das, worauf ich mich gefreut habe, die vielen GeradeausStücke, hat sich mit dem Regen sagte Martin, an dessen Stelle der Brite Geraint Thomas auf das Siegerpodest kletterte. Dem viermaligen Weltmeister, bei der ersten Zeitmessung noch in Führung liegend, gingen auf dem Weg ins Ziel schlichtweg die Kräfte aus. „Mir sind die Beine eingeschlafen. Ich habe am Anfang das eine oder andere Korn zu viel verschossen“, so der 32-Jährige. Doch auch die Stürze der vor ihm gestarteten Favoriten Alejandro Valverde (musste die Tour wegen Bruch der Kniescheibe beenden), Rick Zabel (fährt mit doppeltem Bänderriss in der Schulte weiter) und Jon Izaguirre taten wohl ihr Übriges. Als Martin die Unfallstelle passieren wollte, standen Teamfahrzeuge und Medical Car auf der Strecke. Martin drosselte das Tempo, verlor entscheidende Sekunden. „Es hat schon arg eingeschüchtert, man hat immer wieder Stürze gesehen, einige hat es auch schlimm gelegt. Da ist man nicht grad motiviert, noch mehr Risiko zu gehen, ein halber km/h zu schnell und das Rennen ist zu Ende.“Für Martin sind die Auftaktzeitfahren der Frankreich-Rundfahrt fast schon eine tragische Geschichte. 2012 stoppte ihn in Lüttich ein platter Reifen, drei Jahre später wurde er in Utrecht um fünf Sekunden vom Australier Rohan Dennis geschlagen. Damals startete Martin eine spektakuläre Sekundenjagd und wurde schließlich bei seinem Etappensieg in Cambrai mit dem Gelben Trikot belohnt. Aufgeben will er auch diesmal nicht. „Ich werde immer kämpfen. Der Kopf muss hochbleiben. Es gibt noch schöne Ziele“, betont der 32-Jährige. Doch nach dem Sturz am Sonntag geht es für ihn erst einmal darum, seine Wunden zu pflegen. (dpa)