Gründliche Debatte statt Basta-Abstimmung
Zum Artikel „Bundestag verabschiedet ,Ehe für alle’“(1.7.): War es Zufall, dass bei der Abstimmung im Bundestag über die „Ehe für alle“bei allen Abgeordneten der SPD und der Oppositionsparteien das Gewissen gleich reagierte und bei den Unionsabgeordneten verschieden?
Jedenfalls ist dies merkwürdig. Deuten die ausgelassenen Feiern über den Abstimmungserfolg bei SPD und den Oppositionsparteien nicht darauf hin, dass es diesen Parteien vor allem um eine Machtdemonstration ging? Man kann sich dieses Eindruckes nicht erwehren.
Der Gesetzgeber wäre nur dem gesellschaftlichen Wandel gefolgt, war zu hören und angeblich stünden 83 Prozent der Bevölkerung hinter dem Entscheid. Eine Gewissensentscheidung hätte statt einer Basta-Abstimmung eine gründlichere und ehrliche Debatte über die Ursachen und möglichen Folgen des konstatierten gesellschaftlichen Wandels erfordert.
Wir erlebten vermutlich eine Entscheidung des Bundestages mit weitreichenden Konsequenzen. Die ersten Auswirkungen könnten sich bereits beim Gipfel in Hamburg abzeichnen, denn die „Gewissensentscheidung“hat die Bundeskanzlerin geschwächt und den Hoffnungen der Gewinner vom Freitag auf einen Machtwechsel in Berlin in zehn Wochen Auftrieb gegeben. Ravensburg
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständnis dafür, dass wir für die Veröffentlichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalten müssen. Leserzuschriften stellen keine redaktionellen Beiträge dar. Anonyme Zuschriften können wir nicht veröffentlichen.