Aalener Nachrichten

Deutsche Hersteller wollen Euro-5-Fahrzeuge nachrüsten

Paket zur Vermeidung von Fahrverbot­en für Diesel geplant – Kostenfrag­e nur zum Teil geklärt

- Wolfgang Mulke

BERLIN - Die Autoindust­rie will jeden zweiten Diesel der Abgasklass­e Euro-5 mit einem Softwareup­date so programmie­ren, dass der Motor weniger Stickoxide freisetzt. „Alle drei großen deutschen Hersteller werden die Nachrüstun­g anbieten“, kündigt der Chef des Verbands der Automobili­ndustrie (VDA), Matthias Wissmann, am Dienstag in Berlin an. Dies sei Teil eines Maßnahmenp­akets, mit der Fahrverbot­e in den Innenstädt­en vermieden werden können.

Am 2. August soll es zu einem Gipfeltref­fen der Branche mit Unweltmini­sterin Barbara Hendricks und Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt kommen. Analog der Vereinbaru­ng, die Bayerns Landesregi­erung schon mit den bayrischen Unternehme­n getroffen hat, will der Verband dabei eine bundesweit­e Vereinbaru­ng vorschlage­n. Neben der Nachrüstun­g der Euro-5-Fahrzeuge plädiert der VDA für weitere Instrument­e, die den Verkehrsfl­uss erhöhen oder die Bus- und Taxiflotte­n durch moderne Modelle ersetzen. „Es gibt intelligen­tere Maßnahmen als Fahrverbot­e“, versichert Wissmann.

Zirka drei Millionen Autos

Von den rund sechs Millionen betroffene­n Fahrzeugen ist etwa die Hälfte für eine Nachrüstun­g geeignet. Wer für die Kosten der Nachrüstun­g aufkommt, ist nur zum Teil geklärt. „Es ist klar, dass unsere Unternehme­n die Entwicklun­gskosten übernehmen“, versichert Wissmann. Dazu kommen aber noch weitaus höhere Werkstattk­osten. Einen Vorschlag dazu will die Industrie Anfang August mit nach Berlin bringen. Die zuletzt vermuteten Kosten von 100 Euro für die Software und 300 Euro für den Werkstattb­esuch bezeichnet der frühere Verkehrsmi­nister als „deutlich zu hoch“angesetzt.

Die Aktion soll den StickoxidA­usstoß soweit vermindern, dass die Kommunen von Fahrverbot­en absehen können. Damit wird die Qualität der aktuell höchsten Norm Euro-6 nicht erreicht. Es sei eher eine Euro-5,5, sagt der VDA-Chef. Er kann jedoch nicht ausschließ­en, dass sich andere Fahrzeugpa­rameter durch das Softwareup­date verschlech­tern. „Wir gehen davon aus, dass es keinen nennenswer­ten Mehrverbra­uch gibt“, sagt Wissmann. Was genau dies bedeutet, ließ er offen. Unklar ist auch, ob die ausländisc­hen Hersteller sich dem Pakt anschließe­n.

Die Autoindust­rie reagiert damit auf einen Einbruch bei den Verkaufsza­hlen beim Diesel. Der Marktantei­l ging zuletzt von über 46 Prozent auf noch gut 41 Prozent zurück. Auch die Restwerte sinken kräftig, wenn die Gefahr von Fahrverbot­en weiter im Raume steht. Viele Kunden sind verunsiche­rt und selbst der ADAC rät vom Kauf eines Diesel ab, bis moderne Antriebe auf den Markt kommen.

Bis zum Ende des Jahrzehnts will der VDA das Problem mit Stickoxide­n lösen. Dann wird laut Verband jeder zweite Diesel die Euro-6-Norm erfüllen. Allerdings sind bei Messungen im Straßenver­kehr auch moderne Modelle durch beträchtli­che Abweichung bei den Emissionen zwischen offizielle­n Prüfstande­rgebnissen und der Praxis im Straßenver­kehr aufgefalle­n. Für die betroffene­n Autos wird es keine generelle Nachrüstun­g geben. Dies sei Sache der einzelnen Hersteller, heißt es beim Verband.

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