Ein Aktivist prangert Kinderarbeit an
Benjamin Pütter will mit „Kleine Hände – großer Profit“die Verbraucher mobilisieren
FREIBURG (dpa) - Die zehnjährige Shine blickt den Leser vom Cover des Buches „Kleine Hände – großer Profit“direkt an, in der Hand ein Teppichmesser. Täglich müsse sie 6000 bis 9000 Knoten knüpfen, erzählt Autor Benjamin Pütter. „Es bewegte mich tief, mit welchen traurigen Augen und schmerzenden Händen Shine an einem Teppich für Käufer in Deutschland arbeitete und – dies erzählte sie mir unter Tränen – doch so gern mehr lernen würde.“
Experte Pütter reist seit fast vier Jahrzehnten in die Länder, in denen Kinderarbeit besonders verbreitet ist. Dabei führte ihn sein Weg immer wieder nach Indien, wo schon die Kleinsten in Steinbrüchen schuften, Teppiche weben, Räucherstäbchen herstellen und Feuerwerkskörper produzieren. Seine Erlebnisse hat der 59-Jährige in ein mit Wut geschriebenes Sachbuch gepackt, das die Konsumenten in der westlichen Welt aufrütteln soll.
Kinderarbeit berührt den Autor tief – deswegen greift er im Buch auch gnadenlos an, nennt Namen und Firmen. Pütter zeigt mit dem Finger auf Steinmetze in Deutschland, zahnlose Gesetze und Korruption in Indien, sinnlose Gütesiegel sowie deutsche Kommunen, die Steine auf ihren Plätzen und Straßen verlegen, die wahrscheinlich aus Kinderarbeit stammen.
168 Millionen Kinder arbeiten nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO weltweit. Das ist immerhin ein Drittel weniger als im Jahr 2000. Auch die Aufmerksamkeit für das Thema sei mittlerweile hoch, was unter anderem an der Vergabe des Friedensnobelpreises 2014 an seinen einstigen Mitstreiter Kailash Satyarthi zu beobachten sei. „Eine andere Welt ist also möglich“, meint Pütter und fordert: Die Politik in Deutschland müsse Bestimmungen erlassen, dass Importware ein unabhängiges Siegel trägt.