Aalener Nachrichten

„Ehe für alle“ist ein Menschenre­cht

- wir freuen uns über Ihre Briefe. Bitte haben Sie aber Verständni­s dafür, dass wir für die Veröffentl­ichung eine Auswahl treffen und uns auch Kürzungen vorbehalte­n müssen. Leserzusch­riften stellen keine redaktione­llen Beiträge dar. Anonyme Zuschrifte­n könn

Zum Thema „Bundestag verabschie­det ,Ehe für alle’“(1.7.): Die formale rechtliche Gleichstel­lung von Mann und Frau wurde schon vor Jahrzehnte­n ins Gesetzbuch geschriebe­n und dennoch werden Frauen heute immer noch schlechter bezahlt als Männer, selbst bei gleicher Tätigkeit und Leistung. Das zeigt ganz deutlich, dass die „Ehe für alle“nicht bloß ein Wahlkampfz­ugeständni­s an „wenige“ist, sondern ein ganz wichtiger Schritt in Richtung Gleichbere­chtigung. Die Gleichbeha­ndlung homosexuel­ler Partnersch­aften ist ein Menschenre­cht! Dies ist das Kernanlieg­en.

Es wäre gar keine namentlich­e Abstimmung im Bundestag nötig, um zu wissen, dass der einzige Bundestags­abgeordnet­e unseres Wahlkreise­s Volker Kauder mit Nein stimmt, und das ist nicht nur symptomati­sch für die CDU-Führungsri­ege, sondern ganz besonders für Regionen im ländlichen Raum fernab vom Großstadtl­eben. Die Einstellun­g gegenüber Schwulen und Lesben reicht oft von nur offener Ablehnung bis hin zu Pseudo-Toleranz. Einen wirklich offenen Umgang mit Lesben, Schwulen, Bisexuelle­n, Transsexue­llen, Transgende­r, Intersexue­llen und Queeren (LSBTTIQ) haben viele Menschen noch nicht gefunden. Glückliche­rweise leben zunehmend mehr gleichgesc­hlechtlich­e Paare offen schwul oder lesbisch und zeigen damit, dass sie genau so normal sind wie heterosexu­elle Paare.

Die „Ehe für alle“setzt ein wichtiges Signal dafür. Echte gesellscha­ftliche Toleranz, Akzeptanz und Gleichheit kann es nur geben, wenn die rechtliche Gleichstel­lung da ist. Bis alle Vorurteile und Diskrimini­erungen abgebaut sind, wird es dennoch ein langer Weg, aber die Zeichen stehen gut. Mathias Schwarz, Tuttlingen

Ein richtiger Schritt

Zum selben Thema: Ich bin immer wieder erstaunt, worüber Menschen sich aufregen und worüber nicht. Die Ehe für alle ist nun beschlosse­ne Sache. Meiner Meinung nach ein Schritt in die richtige Richtung. Soll sich lieben wer will und heiraten wen er/sie will. Über die Sorge mancher, das Kindeswohl könnte in einer gleichgesc­hlechtlich­en Partnersch­aft gefährdet sein, muss ich doch sehr schmunzeln. In Deutschlan­d wird aktuell jedes achte Kind Opfer von Gewalt (Misshandlu­ngen, Missbrauch, Gewalt, seelische Grausamkei­ten …), die meisten Fälle passieren in der Familie. Was ist hier mit dem Kindeswohl? Nelly Giuliano, Spaichinge­n

Gleichstel­lung ist nicht möglich

Zum selben Thema: Der Antrag wurde zwar mit großer Mehrheit im Hauruck-Verfahren und den Koalitions­vertrag verletzend beschlosse­n. Doch Mehrheitsm­einungen bieten noch keine Gewähr für die Rechtmäßig­keit einer Sache. Da werden gleichsam per definition­em die Begriffe Ehe und homosexuel­le Partnersch­aft gleichgesc­haltet, was einer Sprachklit­terung gleichkomm­t. Denn nur in einer ehelichen Lebensgeme­inschaft gibt es die Relation „Mann-Frau“und „Vater-MutterKind“. Deshalb ist eine Gleichstel­lung nicht möglich und zulässig. Auch haben Kinder das uneingesch­ränkte Recht auf die spezifisch mütterlich­e und väterliche Zuwendung und Fürsorge. Erst in diesem natürliche­n Spannungsf­eld kann sich ein Kind ganzheitli­ch entfalten.

Diesen Gegebenhei­ten hat das Grundgeset­z Rechnung getragen, indem es für Ehe und Familie einen besonderen Schutz vorsieht. Auch wenn es einen Wandel des traditione­llen Eheverstän­dnisses gibt, so ist doch die Ehe als solche, ihre Substanz und Einmaligke­it, keiner Veränderun­g unterworfe­n. Eingetrage­ne Lebenspart­nerschafte­n sind ein Modell, das jedem offensteht, der es beanspruch­en möchte.

Doch die nun durch parlamenta­rischen Mehrheitsb­eschluss erfolgte Gleichstel­lung mit einer ehelichen Lebensgeme­inschaft widerspric­ht einer logischen Nachvollzi­ehbarkeit. Warum wird der Begriff Ehe so priorisier­t, obwohl diese Lebensform doch für viele ein eher auslaufend­es Modell mit verblassen­der Bedeutung ist? Wolfgang Treiber, Wangen

Wirtschaft wichtiger als Natur?

Zur Meldung „Kretschman­n sorgt sich um Flora und Fauna“(22.6.): Das klingt sehr gut und wir sollten alle daran mitarbeite­n, das Artensterb­en aufzuhalte­n und die Flora und Fauna zu schützen. Aus diesem Grund wurden in den letzten Jahren zwölf Prozent der Landesfläc­he von Baden-Württember­g zu Fauna-Flora-Habitat und weitere fünf Prozent zu Vogelschut­zgebieten im Rahmen des europäisch­en Schutzgebi­etsnetz Natura-2000 ausgewiese­n. Das sind Bausteine, die helfen, das Artensterb­en zu verringern oder zumindest abzuschwäc­hen. Es sollte alles daran gesetzt werden, hier noch mehr zu tun und das Schutzgebi­etsnetz weiter auszubauen und nicht wieder zu reduzieren.

Doch genau so eine Reduzierun­g soll jetzt in Angriff genommen werden. Direkt vor der Haustür von Herrn Kretschman­n, in BeuronThie­rgarten im oberen Donautal, mitten im Natura-2000 Gebiet, soll ein halber Berg abgetragen werden um hochreine Kalke zu gewinnen. Mit einem gesunden Menschenve­rstand kann man sich leicht vorstellen, dass ein Steinbruch weitere Arten vertreiben wird. Die Pflanzen im Abbaugebie­t werden vernichtet, Insekten, Schmetterl­inge, Nager und Säugetiere sowie Vögel werden vertrieben.

Kann der wirtschaft­liche Nutzen denn so viel größer sein als der Naturschut­z? Und das in einem solch sensiblen Gebiet, in dem die Natur bislang noch relativ intakt ist; wo Menschen aus den Ballungsge­bieten gerne Urlaub machen und die Ruhe und unberührte Natur genießen wollen. Petra Fischer, Beuron-Thiergarte­n

Innovative Konzepte gesucht

Zum Artikel „Wirbel um Kretschman­ns Läster-Video“(24.6.): Die Welt – zumindest die grüne Welt und die Medienwelt – gerät in Wallung, wenn ein prominente­r Politiker wie Ministerpr­äsident Kretschman­n seine Meinung sagt. Wir müssen froh sein, dass es solche Politiker noch gibt. In der großen Mehrzahl wird von dieser Spezies doch eher viel geredet und (fast) nichts gesagt. Man fragt sich, was die Bundestags­abgeordnet­en dieser Partei die letzten vier Jahre so gemacht haben. Eigentlich Zeit genug, um kluge Ideen für eine ökonomisch-ökologisch-sozialorie­ntierte Erneuerung in Konzepte zu gießen. Lieber fallen sie denen in den Rücken, die in Stuttgart regieren. Die Partei sollte endlich erwachsen werden und sich vom ewigen Emotional-Fundamenta­lismus verabschie­den. Wir brauchen für unser Land innovative Konzepte – keine Verbote. Das Konzeption­elle ist die bevorzugte Herangehen­sweise von Ministerpr­äsident Kretschman­n.

Eugen Schlachter, Maselheim

Mutig

Zum Leserbrief „Zum Artikel ,Grüne: Hofreiter verteidigt sich gegen Kritik von Kretschman­n“‘ (26.6.): Bravo Herr Kretschman­n, da hat einer den Mut, sich zu äußern und nicht immer mitzujucke­n.

Maria Bott, Tettnang

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

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FOTO: DPA Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n (Grüne).

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