Vatikankrankenhaus bietet seine Hilfe an
Familie des todkranken britischen Babys soll über Verlegung entscheiden
VATIKANSTADT/ROM (KNA) - Das „Krankenhaus des Papstes“in Rom hat angeboten, das todkranke britische Baby Charlie Gard aufzunehmen. Die Leiterin des Kinderkrankenhauses „Bambino Gesu“, Mariella Enoc, erklärte, sie habe den Gesundheitsdirektor gebeten, mit dem Great Ormond Street Hospital in London Kontakt aufzunehmen, um zu ermitteln, ob „die Umstände einen Wechsel in unser Krankenhaus erlauben“. Die Entscheidung hänge nicht nur von der Transportfähigkeit des noch nicht mal ein Jahr alten Jungen ab, sondern auch von den Eltern, sagte sie italienischen Medien.
Die Familie müsse umfassend informiert werden und dann frei entscheiden können, sagte Enoc im Interview mit dem „Messaggero“. Es gehe nicht darum, Wunder zu versprechen oder falsche Hoffnungen zu machen. Inwieweit Charlie leide, sei schwer einzuschätzen, sicher sei jedoch die Unheilbarkeit seiner Krankheit, stellte die Leiterin des Krankenhauses fest. Das Bambino Gesu sei bereit, das Baby mit „Würde und Liebe aufzunehmen und würde den Eltern die Entscheidung überlassen, ob die lebenserhaltenden Maßnahmen eingestellt werden sollten oder nicht.
Papst fordert Respekt
Zuvor hatte Papst Franziskus Respekt für den Wunsch der Eltern auf weitere Behandlungen gefordert. Er verfolge die Entwicklungen und bete für den Kleinen und seine Eltern, erklärte das vatikanische Presseamt. Der Papst wünsche sich, „dass der Wunsch der Eltern, ihr Kind bis zum Ende zu begleiten und zu pflegen, nicht vernachlässigt wird“, sagte Vatikansprecher Greg Burke.
Der Vorsitzende der Päpstlichen Akademie für das Leben, der italienische Kurienerzbischof Vincenzo Paglia, verurteilte die Gerichtsentscheidung im Fall des todkranken Jungen: „Es ist furchtbar, dass Gerichte über das Leben eines Menschen entscheiden.“So bestehe die Gefahr dass „abstrakte und auch ideologische Beweggründe“vorrangig seien.
Zeit für den Abschied
Gemäß einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte sollen die lebenserhaltenden Maßnahmen für den zehn Monate alten Charlie, der an einer seltenen Krankheit leidet, eingestellt werden. Laut den Ärzten hat der britische Junge durch die Krankheit unheilbare Gehirnschäden erlitten und könnte durch weitere Behandlungen „unnötig leiden“. Die Eltern hatten für eine Therapie in den USA gekämpft. Zugestanden wurde ihnen etwas mehr Zeit, sich von ihrem Kind zu verabschieden. Die lebenserhaltenden Maßnahmen hätten eigentlich schon am Freitag eingestellt werden sollen, das behandelnde Londoner Krankenhaus gewährte jedoch einen Aufschub.