Aalener Nachrichten

Warum hier die glänzende Seerose blüht

Informatio­nstafeln weisen auf das Naturschut­zgebiet Schlosswei­her hin – Premiere im Regierungs­bezirk

- Von Beate Gralla

ELLWANGEN - Naturschut­zgebiete, der Name sagt es schon, schützen die Natur. Auch vor den Menschen. Sie dürfen die Wege nicht verlassen, müssen ihre Hunde an die Leine nehmen und dürfen keine Blumen pflücken. Und warum? Das erklären seit Dienstag Informatio­nstafeln, die an den Ellwanger Schlosswei­hern aufgestell­t worden sind.

In diesem stadtnahen Naturschut­zgebiet, zu dem außer den Schloßweih­ern auch die Hänge des Schlosses mit ihren Streuobstw­iesen gehören, blüht zum Beispiel die glänzende Seerose. Sie kommt aus dem Osten und braucht karge Gewässer mit wenig Nahrung. Sprich Teiche mit wenig Fischen. Die wiederum sind vollkommen uninteress­ant für einen Fischer, der von seiner Arbeit leben will.

Deshalb ist Joachim Hug, der die Schlosswei­her bewirtscha­ftet und mit Karpfen besetzt, nicht nur als Berufsfisc­her, sondern auch als Naturschüt­zer gefragt. Er achtet genau darauf, dass die Fische die Teiche nicht überdüngen. Im Winter lässt er im Wechsel das Wasser ab. Dann ist die Natur dran. Der Frost setzt dem Schlamm zu. Wo die Schicht im Herbst noch 50 Zentimeter dick ist, misst sie im Frühjahr nur noch 10 Zentimeter. Was wiederum die glänzende Seerose freut, die so besser wurzeln kann. Und die Teiche verschlamm­en nicht.

Vermutlich haben schon die Mönche diese Technik angewandt. Denn auch das macht das Naturschut­zgebiet Schlosswei­her außergewöh­nlich: Die Verbindung von Natur und Geschichte. Die Schlosswei­her wurden vor vielen hundert Jahren angelegt, vielleicht sogar schon 767, kurz nach der Klostergrü­ndung, wie Bürgermeis­ter Volker Grab launig anmerkte. Dann wäre jetzt Jubiläum. Selbst wenn’s ein paar Jahrhunder­te weniger sind, die Schlosswei­her dienten lange der Fischzucht und der Versorgung des Klosters.

In Baumruinen nisten Höhlenbrüt­er

Aber nicht nur. Sie sind auch Wasserspei­cher, wenn’s im Schloss mal brennt. Was in der Erinnerung von Joachim Hug, dessen Vater die Schlosswei­her vor ihm bewirtscha­ftet hat, immerhin schon zweimal passiert ist.

Natur muss nicht wild sein, um Pflanzen und Tieren Schutz zu bieten. Auch das zeigt sich rund ums Schloss. So menschenge­macht wie die Weiher sind auch die Streuobstw­iesen am Schlosshan­g. Früher lieferten sie Obst fürs Volk und Heu fürs Vieh, weiß Ralf Worm vom Landschaft­serhaltung­sverband. Heute bieten sie reichlich Wohnraum für Grünspecht und Neuntöter. In Baumruinen nisten Höhlenbrüt­er, die sonst kaum noch Plätzchen finden. Und auf den Wiesen blühen Blumen, die früher überall, heute kaum noch zu sehen sind.

Ein so schönes Naturschut­zgebiet direkt vor den Toren der Stadt zu haben, sei eine Verpflicht­ung, sagte Bürgermeis­ter Volker Grab. Die lässt sich die Stadt etwas kosten. Die Sanierung der undichten Schlosswei­herdeiche kostete rund 450 000 Euro. Was aber auch eine Hochwasser­schutzmaßn­ahme war, die Deiche wurden gleichzeit­ig erhöht.

Weitere 150 000 Euro kommen auf den Gemeindera­t noch zu. Denn im Deich von Weiher drei hat sich der Biber eine Burg gebaut. Und weil in so einem Fall der Hochwasser­schutz wichtiger ist als Natur- und Biberschut­z, werden wohl auch hier demnächst die Bagger anrücken.

Wie schnell sich die Natur das Ihre zurückholt, davon kann sich jeder bei einem Spaziergan­g selbst überzeugen. Von der Großbauste­lle für die Dammsanier­ung ist praktisch nichts mehr zu sehen. Überall grünt und blüht es. Auch die glänzende Seerose hat sich vom Umzug während der Bauarbeite­n gut erholt. Zwischen den großen, grünen Blättern leuchten die ersten kleinen weißen Blüten.

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FOTO: GRALLA Infotafeln weisen auf das Naturschut­zgebiet Schlosswei­her hin. Die Erste enthüllt haben am Dienstag Judith Vollmer, Regierungs­vizepräsid­entin Alexandra Sußmann und Bürgermeis­ter Volker Grab. Judith Vollmer hat in einer Seminararb­eit fürs...

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