Wo hört die Gleichheit auf?
Debatte – Vorteil für Frauen mit hohem Testosteronwert
MONTE CARLO (dpa/SID) - Die Zeit, in der die südafrikanische Läuferin Caster Semenya allen über 800 Meter davon eilt, könnte bald enden. Eine vom Leichtathletik-Weltverband IAAF veröffentlichte Studie belegt, dass Frauen mit hohen Testosteronwerten in einigen Leichtathletik-Disziplinen einen Wettbewerbsvorteil haben.
„Über 400 und 800 Meter, 400 Meter Hürden sowie Hammerwurf und Stabhochsprung haben weibliche Athleten mit hohem Testosteronspiegel einen Wettbewerbsvorteil von 1,8 bis 4,5 Prozent gegenüber anderen weiblichen Konkurrenten mit normalem Androgenspiegel“, lautet das Fazit der Untersuchung. Finanziert wurde die Studie von der IAAF und der Welt-Anti-Doping-Agentur. Die Untersuchung zum sogenannten Hyperandrogenismus ist die Folge einer Klage der indischen Sprinterin Dutee Chand beim Internationalen Sportgerichtshof CAS. Sie hatte gegen ihre Disqualifikation bei den Commonwealth-Spielen 2014 geklagt. Ihre Testosteronwerte waren höher als der festgeschriebene Grenzwert. Das CAS hob im Juli 2015 die Regel für zwei Jahre auf, um wissenschaftliche Beweise für einen Zusammenhang zwischen erhöhten Testosteronwerten und gesteigerter Leistungsfähigkeit zu ermitteln.
Semenya hatte die Debatte mit ihrem WM-Sieg 2009 entfacht, musste sich danach einem Geschlechtstest unterziehen. Bei Olympia in Rio wiederholte sie ihren Goldgewinn. Durch die Aussetzung der Testosteron-Regel ist die 25-Jährige derzeit nicht gezwungen, sich einer androgensenkenden Behandlung zu unterziehen.
Für IAAF-Präsident Sebastian Coe ist das Thema heikel. „Wir müssen uns daran erinnern, dass es um Menschen geht“, betonte er.