Streit mit Scholl
Die ARD und ihr Experte haben sich verkracht
KÖLN (SID/dpa) - Beim Thema Doping ist Mehmet Scholl offenbar kein Hardliner, der TV-Experte liegt mit der ARD im Clinch. Der 46-jährige verließ kurz vor Beginn der Übertragung des ersten Halbfinals zwischen Portugal und Chile beim Confed Cup in Russland nach einer Meinungsverschiedenheit das Studio in Baden-Baden. Dies berichtet die „Bild“-Zeitung. Ob der Konflikt mit dem Europameister von 1996 und dem Ersten zu ernsthaften Konsequenzen für Scholl führt, ist die Frage. Seit 2008 ist der ExMünchner für die ARD tätig.
„Ja, es gab eine Meinungsverschiedenheit. Doch Diskussionen und Auseinandersetzungen kommen in jeder Redaktion wie in den besten Familien vor. Es ist kein Thema für die Öffentlichkeit, sondern etwas, das wir intern besprechen und klären werden“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky. Auch Scholl spielte in der „Bild“das Thema herunter und glaubt nicht an eine vorzeitige Trennung vom Ersten: „Es ist alles prima zwischen der ARD und mir. Ich freue mich auf die WM 2018.“
Scholl soll sich über die geplante längere Berichterstattung über die Doping-Vorwürfe gegen Russlands Fußball-Nationalspieler vor dem ersten Halbfinale echauffiert haben. Offenbar konnte er sich mit dem Thema nicht anfreunden und fand es langweilig. Vielmehr bevorzugte der langjährige Bayern-Publikumsliebling ein Gespräch über die Erfolge der verjüngten Auswahl des Weltmeisters beim Confed Cup sowie der deutschen Auswahl bei der U21-EM in Polen. Scholl reiste offenbar ab und wurde im Ersten als Experte bei den Confed-Cup-Übertragungen durch Thomas Hitzlsperger ersetzt.
Bereits vor zweieinhalb Jahren bereits bei einer DFB-Pokal-Übertragung hatte Scholl sonderbare Einlassungen zum Thema Doping gemacht. Er vertrat die Auffassung, dass die Einnahme von stimulierenden Mitteln im Fußball keinen positiven Effekt hätten: „Nimmst du was für die Kondition, wirst du langsamer.“
Zu Beginn der Mini-WM in Russland hatte Scholl mit einer flapsigen Aussage über eine mögliche Gefängnisstrafe für Portugals Weltfußballer Cristiano Ronaldo (32) wegen Steuerhinterziehung einen Shitstorm im Internet geerntet. „Vielleicht kommt Cristiano Ronaldo ja wirklich in den Knast. Dann mache ich mir Sorgen, dass er als Miss September endet“, hatte er gesagt. Scholl wurde Homophobie unterstellt. Die ARD-Sportschau hatte die Aussage ihres Experten Scholl getwittert und damit heftige Reaktionen im Netz ausgelöst.