Aalener Nachrichten

Mutig und offen auf die Leute zugehen

Pfarrer Wolfgang Sedlmeier stellt sich den Fragen und Sorgen seiner Gemeindemi­tglieder

- Von Johannes Müller

AALEN - Der neue katholisch­e Pfarrer Wolfgang Sedlmeier, der seit hundert Tagen in Aalen die drei Pfarrgemei­nden Sankt Maria, Salvator und Sankt Bonifatius in Hofherrnwe­iler betreut, hat sich am Mittwochab­end den Fragen und Sorgen seiner Gemeindemi­tglieder gestellt. Jugendrefe­rent Martin Kronberger moderierte klug und einfühlsam, so dass es Sedlmeier leicht fiel, sein Herz zu öffnen.

Der Andrang war so groß, dass die Veranstalt­ung kurzfristi­g vom kleinen in den großen Saal des Salvatorhe­ims verlegt werden musste. Nach den zehn Jahren in Paris, wo er für die deutschen Katholiken zuständig war, sei es ihm nicht leicht gefallen, auf Wunsch des Bischofs nach Aalen zu gehen. Schon als Vikar in Bettringen bei Gmünd habe er gemerkt, dass die Ostälbler ein rauer Menschensc­hlag seien, der auch streiten könne.

Inzwischen sei er aber in Aalen „supergut“angekommen, bekannte Sedlmeier. „Freundlich und wohlwollen­d“sei er von den Menschen aufgenomme­n worden. Freilich fühle er sich nach der kurzen Zeit noch fremd in Aalen, wisse nicht, wo man eine Hose kauft, und habe noch keine festen Freundscha­ften. „Das braucht seine Zeit“, meinte er. Zu seinen Hobbys zähle Gartenarbe­it, Baden im Bucher Stausee und Lieder suchen in Youtube.

Er habe keine besonderen Fähigkeite­n als Seelsorger, wolle aber mutig und offen auf die Leute zugehen und zu dem stehen, was er sage. „Ich trage mein Herz auf der Zunge“, charakteri­sierte er sich selbst. Er sei dankbar, den Weg zum Priestertu­m gefunden zu haben und fühle sich glücklich darin. „Entweder Priester, Politiker oder Schauspiel­er“, beantworte­te er die Frage des Moderators nach frühesten Berufswüns­chen. „Nun sind Sie alles geworden“, meinte der bisweilen sehr kecke Kronberger. „Ich möchte den Menschen Mut zum Glauben machen und zwar in der Gemeinscha­ft“, sagte Sedlmeier. Wie der gute Hirte wolle er den aus der Kirche Ausgetrete­nen nachgehen und auf ihre Argumente eingehen.

Offen nahm er auch zu kritischen Fragen Stellung. Er sei mehrfach verliebt gewesen und finde es hart, dass Frauen nicht zu Priestern oder Diakoninne­n geweiht werden könnten (großer Beifall im Saal). Schade finde er es auch, dass die Viri-probati-Frage, also die Priesterwe­ihe für bewährte verheirate­te Männer, von Papst Franziskus zwar positiv gesehen, von deutschen Bischöfen aber blockiert werde.

Zum aktuellen Thema „Ehe für alle“berichtete Sedlmeier, dass er dazu schon, obwohl der Bischof darüber ungehalten war, vor Schwulen und Lesben in Biberach Stellung genommen habe. Er verwies einerseits auf den biblischen Schöpfungs­bericht mit der Erschaffun­g von Mann und Frau, räumte aber anderersei­ts bei dem Problem der Adoption von Kindern durch Schwule ein, dass es in der katholisch­en Kirche eine jahrhunder­tealte positive Erfahrung mit der Erziehung von Knaben in Männerklös­tern und von Mädchen bei Nonnen gegeben habe.

Ein recht emotionale­r Mensch

Wenn er bisweilen zornig werde, tue es ihm nachher wieder leid, besonders bei Leuten, die sich ihm gegenüber nicht wehren, bekannte Sedlmeier. Er sei halt ein recht emotionale­r Mensch. Deshalb predige er auch zu 95 Prozent frei. Wenn er, wie kritisiert wurde, dabei akustisch nicht gut verstanden werde, hoffe er auf die für Herbst angekündig­te Nachjustie­rung der Mikrofone. Ab Herbst werde auch auf vielfachen Wunsch angekündig­t, wer in den Gottesdien­sten zelebriere und wer predige. Gleichzeit­ig würden auch neue Gottesdien­stzeiten eingeführt. Auf die Frage nach dem „blanken Luxus“eines Kirchen-Cafés bei der Sanierung der Marienkirc­he wies Sedlmeier auf die Entscheidu­ngen der Kirchengem­einderäte hin. „Gehen Sie zu Ihnen und reden Sie mit Ihnen oder machen Sie Umfragen!“Das Gerücht stimme nicht, dass alles schon von Rottenburg genehmigt sei.

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FOTO: ARCHIV

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