Oberkochen ernennt Georg Brunnhuber zum Ehrenbürger
Bürgermeister Peter Traub beim Festakt in der Dreißentalhalle: „Er ist eine Institution“
OBERKOCHEN – In einer Feierstunde in der Dreißentalhalle ist am Donnerstag Georg Brunnhuber zum Ehrenbürger der Stadt Oberkochen ernannt worden. Dabei hat Bürgermeister Peter Traub den langjährigen CDU-Bundestagsabgeordneten, früheren Cheflobbyisten der Bahn und jetzigen Vorsitzenden des Vereins „Bahnprojekt Stuttgart-Ulm“als „eine herausragende Persönlichkeit mit klaren Kanten“gewürdigt. Unter den Gratulanten war per Videoeinspieler auch der frühere Kanzleramtschef und Brunnhubers Nachfolger im Bahn-Vorstand, Ronald Pofalla. Und natürlich musste der Geehrte vor voll besetztem Saal mit seinen Stammtischbrüdern von der „Grube“aus voller Kehle das Württemberglied zum Besten geben.
Traub nannte Brunnhuber „einen der prominentesten, wenn nicht den prominentesten Bürger Oberkochens“, der über die Landesgrenzen hinaus höchste Wertschätzung und Anerkennung genieße. In Oberkochen sei er für viele bei allem Respekt nur der „Schorsch“oder „unser Schorsch“. Sei gar von „unserem Schorsch vom Kies“die Rede, also mit einer Anspielung auf seinen Geburtsort, drücke dies Anerkennung für einen Oberkochener aus, der in seinem Heimatort und in der Bürgerschaft fest verwurzelt sei.
Für Brunnhuber seien denn auch Begriffe wie „Heimat“und „Wurzeln“wichtig. Seine Heimatstadt sei Oberkochen, wo er aufgewachsen sei, wo er seinen Lebensmittelpunkt habe und wo seine Familie sei. Hier habe er berufliche Erfahrungen gesammelt, hier sei er geprägt worden durch sein christliches Elternhaus und seinen festen christlichen Glauben, der ihm Halt gebe und die Wurzel seiner wertkonservativen Haltung sei. Die politische Heimat Brunnhubers, fuhr Traub fort, sei die CDU, der er 1972 beigetreten sei. 1981 sei er ihr Kreisvorsitzender geworden, 1990 sei er für sie erstmals in den Bundestag eingezogen – nach seinem ersten und letzten Umsturzversuch, bei dem er den damaligen Platzhirsch und Abgeordneten erfolgreich aus dem Rennen geworfen habe.
Ein Politiker mit Bodenhaftung
Im Bundestag, unterstrich Traub, sei Brunnhubers Erfahrung stets gefragt gewesen. Als Verkehrspolitiker habe er wesentlichen Einfluss auf Entscheidungen gehabt, zudem habe er zum engsten Vertrautenkreis der Kanzlerin gehört. Traub: „Jenseits des öffentlichen Rampenlichts wurde Brunnhuber zu einer einflussreichen Persönlichkeit, die Zugang zu den höchsten Partei- und Regierungskreisen in Deutschland hatte.“
So sei er maßgeblich daran beteiligt gewesen, das neue Werk der Carl Zeiss SMT GmbH in Oberkochen anzusiedeln. Traub: „Es war damals eine glückliche Fügung des Schicksals, einen Mann wie Brunnhuber zu haben, der unter anderem mit mir für ein Projekt kämpfte, das man ohne Übertreibung als großes Jahrundertprojekt für Zeiss und Oberkochen bezeichnen kann.“
Brunnhuber habe sich unermüdlich für seinen Wahlkreis eingesetzt, er sei „omnipräsent“gewesen, er sei da gewesen, wenn man ihn brauchte oder ihn um Hilfe bat. Dabei sei er stets „ein Politiker mit Bodenhaftung“geblieben, dem der Kontakt zu den Menschen wichtig gewesen sei. Traub: „Er hat eine klare Linie. Er ist ein Kämpfer, und deshalb wird er sowohl von Freunden als auch von politischen Gegnern respektiert und geschätzt.“Besondere Wertschätzung bringe ihm auch seine Heimatstadt Oberkochen entgegen. Deshalb habe der Gemeinderat beschlossen, ihm das Ehrenbürgerrecht zu verleihen.
Verkehrsstaatssekretär Norbert Barthle nannte Brunnhuber anschließend „einen echten Freund“, der seine eigene politische Karriere sehr befördert habe. Die Ironie der Geschichte sei, dass er, Barthle, jetzt die Position in der Regierung einnehme, die eigentlich dem Verkehrspolitiker Brunnhuber auf den Leib geschneidert wäre. Dieser sei aber ein gutes Beispiel dafür, dass man auch ohne Regierungsamt großen Einfluss haben und viel Gutes bewirken könne.
Brunnhuber: „Ein bewegender Moment“
Landrat Klaus Pavel sagte, Brunnhuber sei „der ideale Abgeordnete“gewesen, „ein Anwalt der Bürger, verlässlich und bodenständig, ein politisches Naturtalent“. Und: Er knicke bei Gegenwind nicht gleich ein.
Manfred Leger, der Vorsitzende der Geschäftsführung für das Bahnprojekt Stuttgart-Ulm, bescheinigte dem frisch gebackenen Ehrenbürger eine „entwaffnende Art und das Talent, vermitteln zu können“.
Martin Balle betonte, dass Brunnhuber „aus christlicher Verantwortung“viel für das Gemeinwohl geleistet habe. Sein Christsein sei für den Geehrten stets Motivation und Orientierung gewesen, schloss sich Pfarrer Andreas Macho an.
Brunnhuber selbst sprach von „einem bewegenden Moment“und einer großen Freude für ihn. „Die Ehrenbürgerschaft ist trotz der vielen Ehrungen, die ich bereits bekommen habe, etwas Außergewöhnliches.“In einer launigen Rede dankte er allen Weggefährten und würdigte Staatssekretär a. D. Gustav Wabro als seinen politischen Ziehvater.
Den Festakt umrahmte das Kammermusikensemble der Sinfonetta Oberkochen-Königsbronn unter der Leitung von Andreas Hug.