Moderne Pädagogik im alten Wasserschloss
Doppeljubiläum: Schule für Sprachbehinderte gibt es seit 40 Jahren und seit 25 Jahren auf Schloss Wasseralfingen
AALEN-WASSERALFINGEN - Eine Schule in einem ganz alten Gemäuer. Das gibt’s normalerweise nur im Jugendroman – und in Wasseralfingen. „Wir sind die Schloss-Schüler“sagen und singen die Kinder dort auch nicht ohne ein bisschen Stolz. Die Schloss-Schule feiert heute ihr Doppeljubiläum: Die Schule für Sprachbehinderte gibt es seit 40 Jahren, seit 25 Jahren ist sie in den vier Trakten der ehemaligen Wasserburg der Ahelfinger untergebracht.
Zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde die Burg mit Wassergraben vor 650 Jahren. Auf dem „Burstel“in der sumpfigen Kocheraue stand aber sicher schon im frühen Mittelalter eine Art Fliehburg. Auf jeden Fall ist es die Schule im ältesten Gebäude und die einzige in einem Schloss im ganzen Ostalbkreis. Der Kreis ist auch der Schulträger des „Sonderpädagogischen Bildungsund Beratungszentrums mit den Förderschwerpunkten Sprache und Pädagogik bei Krankheit“, wie die Schule heute offiziell heißt. Die Schüler – aktuell sind es 122 – kommen aus dem ganzen Altkreis Aalen und werden mit Kleinbussen zur Schule gefahren.
Im Augsut 1990 wurde mit dem Umbau begonnen
Im Juli 1989 hatte der Kreistag die Unterbringung der Schule für Sprachbehinderte im Schloss Wasseralfingen beschlossen. Ab 1977 war sie an der Friedensschule in Unterkochen. Im August 1990 war mit den Umbauten am teils ziemlich desolaten Gebäude begonnen worden, im September 1992 zogen dann die ersten 107 Schüler in elf Klassen ein.
Seit 2005 leitet Helga Otto die Schule. Der pädagogische Ansatz, erklärt sie, sei im Prinzip ähnlich geblieben. Kinder mit Sprachproblemen erhalten hier eine intensive, individuelle Förderung. Dabei kam immer mehr dazu: Ausbau der Ganztagesbetreuung, Hausaufgabenbetreuung, mehrere Kooperationen wie etwa mit der Braunenbergschule, dem Aufwindhof und der Musikschule Aalen, AGs wie Reiten, Judo, Kochen, Englisch oder alte Handwerkskünste.
Etwas Besonderes ist auch die Verbindung mit dem Theater der Stadt Aalen. Das gibt auf dem Schloss das Sommertheater und in diesem Zusammenhang eine Extravorstellung, ganz exklusiv für die Schloss-Schüler. Und der Förderverein Echo unterstütze die Schule sehr aktiv und auch ganz pragmatisch, freut sich Otto.
Über 3000 Unterschriften für den Erhalt
Eine Bedrohung erfuhr die Sonderschule im Vorfeld zum Wahlkampf für die Landtagswahlen 2011: Manche Politiker wollten die Sonderschulen abschaffen und damit auch die Schloss-Schule. Die Elternschaft hatte dem Landrat über 3000 Unterschriften für den Erhalt der Sonderschule überreicht, der Kreis hat die Schloss-Schule dabei unterstützt und tut dies als Schulträger immer noch ständig und zuverlässig, sagt die Schulleiterin. Sie ist überzeugt, dass eine optimale Sprachförderung besonders erfolgreich in diesem geschützten Bereich und mit der intensiven Beschäftigung mit den Schülern durch die speziell geschulten Lehrer möglich ist. Auf Umgangsformen wird an der Schule viel Wert gelegt. Also auf Höflichkeit, gegenseitigen Respekt, Freundlichkeit. Was die Schulleiterin besonders freut: Immer wieder kommen bei Veranstaltungen ehemalige Schüler vorbei, um wieder mal die wortwörtlich „alte“Schule zu besuchen. Die SchlossSchüler sind also stolz auf ihre ganz besondere Schule. Das Rektorenzimmer ist im Nordflügel untergebracht. Aus dem Jahr 1337 stammt dieser älteste noch erhaltene Schlossteil. Von dort aus kann die Schulleiterin in Richtung altes Dorf und Marktplatz blicken. Fühlt sie sich als Schlossherrin? „Manchmal ein bisschen“, sagt sie lächelnd. Besitzen möchte sie das Schloss aber nicht, winkt sie ab. Wegen der Reparaturen und der damit verbundenen Kosten, die immer wieder anstehen.