OB: „Affront gegen Menschen auf Wohnungssuche“
Grüne lehnen Flächennutzungsplan ab – Mehrheit im Ausschuss für Umwelt und Stadtentwicklung stimmt dafür
AALEN (lem) - Für die einen ist es der „Vorratsplan für die Zukunft“, für die anderen ein „Papier der Maßlosigkeit“: Etwa 135 Hektar potenzielle Wohnbaufläche und Baugebiete für Wohnen und Gewerbe will die Stadt mit dem Flächennutzungsplan (FNP) prüfen. Für fast alle Fraktionen im Umweltausschuss geht der Aufstellungsbeschluss auch in Ordnung. Für die Grünen nicht.
Sie kritisieren einen exzessiven Landschaftsverbrauch, Verlust von Landwirtschaftsflächen, Versiegelung und einiges mehr. Außerdem haben sie starke Zweifel an den Berechnungen der Stadt zum Wohnraumbedarf. Ihr Einverständnis zum Aufstellungsbeschluss im Gemeinderat am Mittwoch werden sie wohl nicht geben.
In den Ortschaften sei die Planung ganz gut angekommen, hatte Bürgermeister Wolfgang Steidle erklärt, es gab einige Ergänzungen und Anregungen. Für Oberbürgermeister Thilo Rentschler ist sie das Instrument, um angemessenen Wohnraum für alle Einkommensschichten und weiteren Platz für neues Gewerbe und Betriebserweiterungen zu reservieren.
Fleischer bezweifelt Flächenbedarf
Für Michael Fleischer (Grüne) stimmt aber schon einmal die Berechnungsgrundlage gar nicht. Er kommt in seinen Berechnungen der Einwohnerentwicklung und der benötigten Flächen auf eine ganz andere Zahl: auf unterm Strich gerade einmal 16 Hektar. Die Stadt, so Fleischer, handle nach dem Prinzip „viel ist gut, wenig ist schlecht“. Hier würden außerdem die Entwicklungsmöglichkeiten für die Stadt verbaut, der FNP sehe Natur und Landschaft lediglich „als Bremse“. Zustimmen werde man am Mittwoch jedenfalls nicht.
Rentschler widersprach mit einer ganzen Reihe an Gegenargumenten, eingeleitet mit der Bemerkung an Fleischer, dass es immer schön sei, dies aus der Position einer „angenehmen Halbhöhenlage“zu sagen. Was Fleischer mache, sei ein „Affront gegen Menschen auf Wohnungssuche“. Zudem sei Aalen sehr darauf bedacht, Baulücken zu schließen oder bestehende Wohngebiete zu arrondieren (abzurunden). So entstünden etwa allein auf dem Stadtoval, im Pelzwasen oder in der Maiergasse etwa 700 neue Wohneinheiten für rund 1500 Menschen. Woanders sei der Flächenverbrauch wesentlich höher. Und: „Ich habe keine Lust, dass Hüttlingen, Abtsgmünd und wie sie alle heißen noch mehr Einwohner haben.“
Auch Ursula Barth (CDU) schlug in diese Kerbe, am Beispiel der Gewerbegebiete: Mehrere Unternehmen seien schon in Nachbargemeinden abgewandert, weil man keine Gewerbeflächen vorweisen konnte. Für ihre Fraktion sagte sie zu, den FNP „so ins Verfahren zu schicken“. Auch, weil es lange nicht bedeute, dass alle potenziellen Flächen später auch mal bebaut werden. Sie sieht den Plan als „Vorratsplanung“.
Baugebiete werden nicht automatisch entwickelt
Rückendeckung gibt es sowohl von den Freien Wählern wie auch von der SPD: Für Andrea Hatam handelt es sich bei den Flächen vor allem um Arrondierungen, man habe so gut wie keine alternativen Baugebiete mehr, und zudem sei es ja so – der Flächennutzungsplan werde intensiv geprüft, und ohnehin würden Baugebiete nur bei Bedarf entwickelt.
Für den Aufstellungsschluss votierte schließlich die Mehrheit bei vier Gegenstimmen der Grünen.