Aalener Nachrichten

CSU hält an Obergrenze fest

Vorstand beschließt eigenes Wahlprogra­mm Bayernplan

- Von Rasmus Buchsteine­r

Die CSU hat die Obergrenze zur Garantiele­istung für ihre Wähler erklärt: In dem am Montag vom CSU-Vorstand beschlosse­nen eigenen Wahlprogra­mm Bayernplan führen die Christsozi­alen die von der Schwesterp­artei CDU abgelehnte Obergrenze für Flüchtling­e als einen von sechs garantiert­en Punkten auf, die die CSU im Fall eines Wahlsiegs umsetzen werde. Allerdings wiederholt­en führende CSU-Politiker nicht mehr die Drohung, keinen Koalitions­vertrag ohne Obergrenze zu unterschre­iben.

CSU-Chef Horst Seehofer sagte am Rande der Beratungen zum einstimmig beschlosse­nen Bayernplan: „Die Obergrenze ist und bleibt ein Ziel der CSU“. Er sei froh über das, was sich bereits in der Flüchtling­spolitik geändert habe. Dennoch werde Deutschlan­d auch in Zukunft mit „Migrations­wellen“zu rechnen haben, weshalb eine Obergrenze nötig sei.

BERLIN - Zwei Wochen nach Verabschie­dung des gemeinsame­n Wahlprogra­mms legt die CSU nach und setzt mit ihrem „Bayernplan“eigene Akzente. 30 Seiten, mit denen sich die Christsozi­alen überrasche­nd deutlich von Angela Merkel und der CDU abgrenzen. Anders als zuvor verzichten Horst Seehofer & Co. inzwischen auf Drohungen und Bedingunge­n mit Blick auf Koalitions­verhandlun­gen, pochen aber weiter auf eine Flüchtling­sobergrenz­e.

„Die seit langem geforderte Obergrenze von 200 000 Flüchtling­en pro Jahr für Deutschlan­d ist notwendig, um eine gelingende Integratio­n zu gewährleis­ten“, heißt es in dem Papier. „Wir geben den Menschen die Garantie, dass sich der Zustand vom Herbst 2015 nicht wiederhole­n wird.“Die CSU vor dem Wahlkampfs­tart: restriktiv bei Flüchtling­en und Zuwanderun­g, mit hartem Kurs bei der inneren Sicherheit.

„Die Obergrenze ist und bleibt ein Ziel der CSU“, sagte Parteichef Horst Seehofer am Montag vor einer CSUVorstan­dssitzung in München. Merkel hatte die CSU-Forderung am Sonntag noch einmal deutlich zurückgewi­esen. „Zur Obergrenze ist meine Haltung klar: Das heißt, ich werde sie nicht akzeptiere­n“, sagte sie im ARD-Interview. Der Konflikt zwischen den beiden Parteivors­itzenden schwelt damit weiter. Seehofer sagte am Montag in der CSU-Vorstandss­itzung nach Teilnehmer­angaben über Merkels Äußerung: „Das hätte man auch lassen können.“

Auch zwei weitere Punkte lassen aufmerken: Der Ruf der CSU nach nochmalige­r Ausweitung der Mütterrent­e und die Forderung nach Volksentsc­heiden auf Bundeseben­e. Volksentsc­heide auf Bundeseben­e wolle sie „unter keinen Umständen“, sagte Merkel. Ansonsten sei es normal, dass die CSU eigene Akzente setze. Was auch auf die Mütterrent­e zielt, die es nicht ins gemeinsame Wahlprogra­mm geschafft hatte. Das doppelte Kanzlerinn­en-Nein zu Obergrenze und Plebiszite­n wird in München selbstbewu­sst kommentier­t. „2013 hatten wir die Maut im ,Bayernplan‘ und Merkel war dagegen. Jetzt kommt die Maut“, so ein CSUVorstan­dsmitglied süffisant. Will heißen: So einfach wird Merkel aus der Sache mit der Obergrenze nicht herauskomm­en. SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil stichelte: „CDU und CSU, das ist keine Union, sondern eine wechselsei­tige BlockadeGe­meinschaft. Man kann auch sagen, frei nach einem französisc­hen Filmtitel: Ziemlich beste Feinde!“

Das eigene Profil schärfen – die CSU setzt dabei vor allem auf Flüchtling­spolitik und innere Sicherheit, gibt „eine Ordnungsga­rantie“ab. Neben der Obergrenze zählen dazu Kontrollen an den Binnengren­zen, Reduzierun­g der Migrations­ströme, Bekämpfung der Fluchtursa­chen sowie Integratio­n nach dem „Maßstab unserer Leitkultur“. Fußfesseln, Haft und Pass-Entzug bei doppelter Staatsbürg­erschaft – so will die CSU auf Gefährder reagieren. Außerdem sollen die Befugnisse der Nachrichte­ndienste ausgebaut, kriminelle Flüchtling­e abgeschobe­n, Schutzsuch­ende ohne Papiere an den Grenzen abgewiesen werden.

Auf Herrmann zugeschnit­ten

Asyl ist nach dem Willen der CSU allein „Schutz auf Zeit“. Zudem planen Seehofer & Co., den Kampf gegen Linksextre­misten zu verschärfe­n sowie 2000 zusätzlich­e Polizisten allein in Bayern einzustell­en. Ein Programm, zugeschnit­ten auf Spitzenkan­didat Joachim Herrmann, dessen Ambitionen sich auf das Amt des Bundesinne­nministers richten.

Die CSU verspricht das „Digitale Klassenzim­mer“, schnelles Internet auch auf dem Land, Regionalis­ierung der Erbschafts­teuer, weniger Grunderwer­bsteuer, dazu „die größte Steuerentl­astung seit mehr als 50 Jahren“. Mindestens 15 Milliarden Euro weniger Steuern, Soli-Abbau ab 2020, Abflachung des Mittelstan­dsbauchs – hier liegt die CSU auf einer Linie mit der CDU.

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FOTO: DPA Mit dem „Bayernplan“will die CSU ihr Profil schärfen (von links): der CSU-Vorsitzend­e Horst Seehofer, Generalsek­retär Andreas Scheuer und dessen Stellvertr­eter Markus Blume.

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