Fachkräfte brauchen Arbeit
Wie qualifizierte Migranten ins Berufsleben integriert werden können.
AALEN - Der Ostalbkreis braucht gute ausgebildete Fachkräfte, qualifizierte Fachkräfte mit Migrationshintergrund brauchen gute Arbeit. Wie können Fachkräfte und Wirtschaft zusammenfinden? Diese Frage hat am Montag im Aalener Rathaus Verantwortliche aus Verwaltung, Wirtschaft und Bildung beschäftigt.
Die Stadt München startete 2013 mit „AMIGA“eine erfolgreiche, integrative Unterstützungsmaßnahme. AMIGA ist die Abkürzung für „Active MIGrAnts in the Local Labor Market“. Das Projekt unterstützt qualifizierte Migrantinnen und Migranten beim Einstieg in den Arbeitsmarkt.
Um den Verantwortlichen im Osttalbkreis einen Einblick in diese erfolgreiche Maßnahme zu geben, stellte Andra Barboni, Projektleiterin in München, dieses am Montag im Rahmen eines „Runden Tisches“zum ESF-Projekt „Der Weg zum Erfolg“im Aalener Rathaus vor.
70 Prozent der Teilnehmer sind weiblich
AMIGA unterstützt internationale Studierende und Absolventen der Münchner Hochschulen, informiert gründungswillige Migranten und hilft qualifizierten Migranten mit Vermittlungshemmnissen. Diese können laut Barboni sowohl die Sprache als auch das Alter oder fehlende Arbeitserfahrung sein. Als „qualifizierte“Migranten definiert das Projekt Teilnehmer, die mindestens eine Berufsausbildung abgeschlossen haben. „Man muss aber wissen, dass nur rund 0,1 Prozent unserer Teilnehmer eine Facharbeiterausbildung abgeschlossen haben. Ein Studium ist die Regel“, erklärte Barboni. Die Teilnehmer kommen aus ganz unterschiedlichen Ländern. „Wir haben viele Griechen und Spanier, aber auch viele Chinesen“, so die Referentin. Dabei gehören vor allem Frauen zur Zielgruppe: 70 Prozent der Teilnehmer sind weiblich, nur 30 Prozent männlich. „Wir gehen davon aus, dass Frauen eher bereit sind, Beratungsangebote anzunehmen. Zudem arbeiten ausschließlich Frauen als Community-Manager“, erklärt Barboni die ungleiche Verteilung.
Doch was passiert konkret? AMIGA bestehe aus unterschiedlichen Bausteinen und Maßnahmen. So würden zum Beispiel MentoringProgramme angeboten oder Seminare zu arbeitsmarktrelevanten Themen veranstaltet. Hier lernten die Teilnehmer zum Beispiel, wie eine deutsche Bewerbung aufgebaut ist oder wie man sich auf ein Vorstellungsgespräch vorbereiten kann.
„Ein tolles Projekt! Doch haben wir in Aalen den gleichen Bedarf wie in München?“, leitet Uta-Maria Steybe, Beauftragte für Chancengleichheit und demografischen Wandel der Stadt Aalen, die folgende Diskussionsrunde mit Verantwortlichen aus der Wirtschaft, der Hochschule, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter Aalen ein.
Betriebsbesichtigungen für Flüchtlinge organisiert
Selcuk Özer, Vorstandsmitglied der Wirtschaftsjunioren Ostwürttemberg, stellte ein Kooperationsprojekt des IHK-Arbeitskreises „Integration durch Ausbildung“und des „Arbeitskreises berufliche Ausbildung und Arbeit für Flüchtlinge im Landkreis Heidenheim“vor. Dabei werden Betriebsbesichtigungen für Flüchtlinge organisiert. Dabei sollen die Teilnehmer Unternehmen der Region kennenlernen und einen praktischen Einblick erhalten.
Prof. Dr. Annette Limberger, Gleichstellungsbeauftragte der Hochschule Aalen, stellte das Projekt „KarMen plus“, ein KarriereMentoring-Projekt speziell für Frauen, vor, das auch geflüchteten Frauen mit Migrationshintergrund einen akademischen Weg in Deutschland ebnen kann.
Clemens Reitzig, Geschäftsstellenleiter der Agentur für Arbeit in Schwäbisch Gmünd, regte an, sich zu vernetzen: „Viele verschiedene Institutionen, ob Hochschule oder Arbeitsagentur, haben tolle Angebote. Man kann viel voneinander lernen und große Vorteile daraus ziehen, sich über die einzelnen Projekte auszutauschen.“
Zum Abschluss der Diskussion stellte Uta-Maria Steybe fest: „Die Angebote für qualifizierte Migrantinnen und Migranten sind da. Die zentrale Frage ist aber, wie kommen die Angebote gebündelt zu den Migranten?“Diese Frage solle man verfolgen . Zudem könne man Teile des Projektes AMIGA übernehmen, müsse aber auch noch offene Fragen wie zum Beispiel die Finanzierung klären.