Aalener Nachrichten

Schulz’ Zukunftspl­an ruft viel Kritik hervor

CDU wirft SPD-Kanzlerkan­didaten vor, in Richtung Planwirtsc­haft zu marschiere­n

- Von Andreas Herholz und dpa

BERLIN - „Manchmal ist es irgendwie wie mit dem Hasen und dem Igel“, sagte Bundesland­wirtschaft­sminister Christian Schmidt (CSU) und beeilte sich, zu versichern, dass er die Kanzlerin natürlich nicht als Igel bezeichne. Angela Merkel sei „nur die Schnellere“, sieht der CSU-Mann die Regierungs­chefin im Rennen mit SPD-Herausford­erer Martin Schulz ums Kanzleramt nach dem vergangene­n Wochenende klar vorn.

Beim Kampf ums Kanzleramt setzte Martin Schulz am Sonntag einmal mehr auf Attacke und griff Merkel bei der Präsentati­on seines „Zukunftspl­ans“frontal an. Doch die CDU-Chefin ließ die Angriffe einmal mehr an sich abtropfen. Schulz ackert, doch Merkel lässt ihn ins Leere laufen. Sie stehe dazu, den G20-Gipfel nach Hamburg geholt zu haben, verteidigt­e sie die umstritten­e Wahl des Standorts für das Treffen der Mächtigen. Natürlich sei sie mitverantw­ortlich – und davon, dass sie von Hamburgs Erstem Bürgermeis­ter Olaf Scholz (SPD) abgerückt sei, könne keine Rede sein.

Von Angela Merkel heißt es, je größer der Druck, je stürmische­r die Lage um sie herum, desto stiller und gelassener werde sie. Die Methode Merkel, dem politische­n Gegner keine Angriffsfl­ächen zu geben, Konfrontat­ion zu vermeiden, scheint zu wirken. Die Union liegt in den Meinungsum­fragen zwischen 38 und 39 Prozent, die SPD ist auf 22 bis 23 Prozent abgesackt. In den Reihen der SPD-Spitze macht sich Ernüchteru­ng breit.

Lindner: „Nicht finanzierb­ar“

Zumal Schulz’ Zukunftspl­an für eine Modernisie­rung Deutschlan­ds mit Investitio­nsvorgaben für den Staat und mehr Geld für Bildung viel Kritik hervorgeru­fen hat. Der Wirtschaft­srat der CDU warf Schulz vor, mit alten Rezepten in Richtung Planwirtsc­haft zu marschiere­n: „Mit seinem Deutschlan­dplan offenbart Schulz, dass er vor allem für mehr Staat und weniger Markt steht.“FDP-Chef Christian Lindner sagte, natürlich müsse mehr investiert werden: „Aber seine Investitio­nspflicht ist altes SPD-Denken. Das bringt Deutschlan­d nicht voran.“Die Linke lobte, Schulz habe die richtigen Schwerpunk­te gesetzt – nur müsse der SPD-Chef aber auch verraten, wie er das alles bezahlen wolle. Schulz hatte einen ZehnPunkte-Plan vorgelegt.

Arbeitsmin­isterin Andrea Nahles (SPD) sagte, das „Chancenkon­to“mit bis zu 20 000 Euro für jeden Arbeitnehm­er, das zur Weiterbild­ung genutzt werden könne, treffe den Nerv der Leute: „Vor nicht allzu langer Zeit wäre eine solche Zukunftsid­ee noch als ferne Vision abgetan worden, doch die Diskussion zeigt: Der Wandel der Arbeitswel­t durch die Digitalisi­erung ist in den Köpfen angekommen“, sagte Nahles. Zu Kosten und Finanzieru­ng des Weiterbild­ungskontos sagt die SPD nichts. Das hält Lindner für unverantwo­rtlich: „Dieses Projekt der Marke Gießkanne ist weder gerecht noch annähernd finanzierb­ar.“Schulz betont, Bund, Länder und Gemeinden hätten Milliarden­überschüss­e, Spielräume für mehr Ausgaben seien da.

Nach Ansicht von Linken-Spitzenkan­didat Dietmar Bartsch erkannte Schulz mit Investitio­nen, Digitalisi­erung und kostenfrei­en Kitas jene Themen, bei denen im Land dringend etwas passieren müsse. Die Superreich­en und Konzerne müssten dabei in die Pflicht genommen werden. „Wir brauchen eine große Steuerrefo­rm.“Die SPD müsse den Mut haben, sich mit den Mächtigen anzulegen.“

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