Aalener Nachrichten

Über Sinn und Unsinn höherer Zukunftsau­sgaben

- Hannes Koch

Der SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz fordert eine Investitio­nsverpflic­htung für den Staat. Es soll eine Mindestdre­hzahl für Investitio­nen geben, die in der mittelfris­tigen Finanzplan­ung fest verankert wird. Die Summe „orientiert sich an den Spielräume­n des Haushalts“. Konkret wird Schulz dabei nicht. Es soll zum Beispiel in die Schulen investiert werden. Hier gebe es einen Investitio­nsstau von 34 Milliarden Euro, jede zweite Schule sei sanierungs­bedürftig, erklärt SPD-Generalsek­retär Hubertus Heil. Ein anderer dringender Fall sind die Datenleitu­ngen außerhalb der großen Städte. In manchen ländlichen Regionen ist das Internet so langsam, dass Unternehme­n Schwierigk­eiten haben, große Datenmenge­n zu verschicke­n. Nach Meinung des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung (DIW) gibt der Staat wirklich zu wenig Geld aus. Alleine die Städte und Gemeinden hätten einen Investitio­nsbedarf von über 135 Milliarden Euro, schätzt das DIW. Dabei geht es einerseits um Ausgaben für neue Kindertage­sstätten, Schulgebäu­de oder Straßenbah­nen. Anderersei­ts müsse man dringend mehr Geld in die Substanz stecken, sagen die Wirtschaft­sforscher, sonst verschleiß­e das öffentlich­e Eigentum. Die Investitio­nsquote von Bund, Ländern und Gemeinden stagniert seit Jahren bei gut zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s – ein Ausdruck der Sparpoliti­k. Das Bundesfina­nzminister­ium erklärt, von nun an würden die öffentlich­en Investitio­nen stärker steigen als die gesamten Ausgaben. Die Finanzplan­ung weist aber nur eine leichte Erhöhung der Investitio­nsquote auf 2,25 Prozent aus. „Wir können zurzeit das Geld, das wir haben, nicht ausgeben“, kommentier­te Kanzlerin Angela Merkel die SPDForderu­ngen. Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaft­sforschung, sieht das ähnlich: Es fehle an sinnvollen, zusätzlich­en Projekten. Auch das DIW, das eigentlich für mehr Investitio­nen plädiert, sieht die Hemmnisse. Nach Auskunft von Ökonom Martin Gornig können arme Kommunen das nötige Geld nicht aufbringen und verfügen oft nicht über genug Bauplaner, um schnell mehr Aufträge zu vergeben. Gornig plädiert dafür, ein langfristi­ges Investitio­nsprogramm zu starten, um die Planungsun­d Baukapazit­äten zu erhöhen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany