Emirate befeuerten Katar-Krise
US-Geheimdienst: VAE haben Cyber-Angriff lanciert
DOHA - Der Emir von Katar, Scheich Tamin bin Hamed Al Thani, hatte am 20.Mai dieses Jahres in Doha an einer Graduierungsfeier von Offizieren teilgenommen. Reden, berichteten später Augenzeugen, unter denen auch westliche Diplomaten waren, seien während der vom Fernsehen übertragenen Feier nicht gehalten worden. Man habe sich auf die Verleihung der Urkunden beschränkt.
Umso erstaunter reagierte die katarische Öffentlichkeit, als zwei Tage später die nationale Nachrichtenagentur des Emirates meldete, der junge Scheich habe „vor Offizieren in Doha“den Iran als eine „islamische Macht“gepriesen, sich wohlwollend über die palästinensische Hamas geäußert und darüber hinaus die Frage gestellt, wie lange sich US-Präsident Trump noch im Amt halten könne.
Für Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten war nach der vermeintlichen Rede des Emirs „das Maß endgültig voll“. Wütend brach das arabische Quartett die diplomatischen und wirtschaftlichen Beziehungen zu Katar, dem man die Unterstützung von Terrorgruppen vorwarf, ab. Dass es sich bei den Zitaten des katarischen Emirs um Fake News handelte, die staatliche Nachrichtenagentur offensichtlich gehackt worden war, wurde weitgehend ignoriert. Katar war als Helfershelfer von Terroristen gebrandmarkt.
Attacke in Abu Dhabi besprochen
Sechs Wochen später scheinen neue Erkenntnisse vorzuliegen. Unter Berufung auf amerikanische Geheimdienstmitarbeiter berichtet die „Washington Post“, dass es die Vereinigten Arabischen Emirate waren, die den Hackerangriff lancierten. Regierungsbeamte hätten in Abu Dhabi den Cyber-Angriff besprochen. Unklar sei, ob die Attacke in Auftrag gegeben wurde oder von Landsleuten ausgeführt worden sei. Dass dem Report der „Washington Post“ein Dementi der Vereinigten Arabischen Emirate folgte, ist nicht überraschend. Komplett erfunden sind die Erkenntnisse der amerikanischen Geheimdienste sicherlich nicht. Die Veröffentlichung der belastenden Neuigkeiten kommt – aus der Sicht der USA – zum richtigen Zeitpunkt. Erst vor vier Tagen ist US-Außenminister Rex Tillerson ohne Ergebnisse von einer Vermittlungsmission in der Katar-Krise nach Washington zurückgekehrt. Während die Regenten in Doha ihre Bereitschaft zu Gesprächen auf Augenhöhe signalisierten, will sich das arabische Quartett erst dann mit Katar an einen Tisch setzen, wenn das Emirat vorab sein Einlenken in allen Streitfragen erklärt, also kapituliert.
Selbst die Unterzeichnung einer weitreichenden Absichtserklärung im Kampf gegen den Terrorismus durch Katar und die USA war dem Quartett zu wenig. Man stehe vor einer „dauerhaften Entfremdung“, verkündete Anuar al-Gargasch, der Außenminister der Vereinigten Arabischen Emirate.