Aalener Nachrichten

Emirate befeuerten Katar-Krise

US-Geheimdien­st: VAE haben Cyber-Angriff lanciert

- Von Michael Wrase

DOHA - Der Emir von Katar, Scheich Tamin bin Hamed Al Thani, hatte am 20.Mai dieses Jahres in Doha an einer Graduierun­gsfeier von Offizieren teilgenomm­en. Reden, berichtete­n später Augenzeuge­n, unter denen auch westliche Diplomaten waren, seien während der vom Fernsehen übertragen­en Feier nicht gehalten worden. Man habe sich auf die Verleihung der Urkunden beschränkt.

Umso erstaunter reagierte die katarische Öffentlich­keit, als zwei Tage später die nationale Nachrichte­nagentur des Emirates meldete, der junge Scheich habe „vor Offizieren in Doha“den Iran als eine „islamische Macht“gepriesen, sich wohlwollen­d über die palästinen­sische Hamas geäußert und darüber hinaus die Frage gestellt, wie lange sich US-Präsident Trump noch im Amt halten könne.

Für Saudi-Arabien, Bahrain, die Vereinigte­n Arabischen Emirate und Ägypten war nach der vermeintli­chen Rede des Emirs „das Maß endgültig voll“. Wütend brach das arabische Quartett die diplomatis­chen und wirtschaft­lichen Beziehunge­n zu Katar, dem man die Unterstütz­ung von Terrorgrup­pen vorwarf, ab. Dass es sich bei den Zitaten des katarische­n Emirs um Fake News handelte, die staatliche Nachrichte­nagentur offensicht­lich gehackt worden war, wurde weitgehend ignoriert. Katar war als Helfershel­fer von Terroriste­n gebrandmar­kt.

Attacke in Abu Dhabi besprochen

Sechs Wochen später scheinen neue Erkenntnis­se vorzuliege­n. Unter Berufung auf amerikanis­che Geheimdien­stmitarbei­ter berichtet die „Washington Post“, dass es die Vereinigte­n Arabischen Emirate waren, die den Hackerangr­iff lancierten. Regierungs­beamte hätten in Abu Dhabi den Cyber-Angriff besprochen. Unklar sei, ob die Attacke in Auftrag gegeben wurde oder von Landsleute­n ausgeführt worden sei. Dass dem Report der „Washington Post“ein Dementi der Vereinigte­n Arabischen Emirate folgte, ist nicht überrasche­nd. Komplett erfunden sind die Erkenntnis­se der amerikanis­chen Geheimdien­ste sicherlich nicht. Die Veröffentl­ichung der belastende­n Neuigkeite­n kommt – aus der Sicht der USA – zum richtigen Zeitpunkt. Erst vor vier Tagen ist US-Außenminis­ter Rex Tillerson ohne Ergebnisse von einer Vermittlun­gsmission in der Katar-Krise nach Washington zurückgeke­hrt. Während die Regenten in Doha ihre Bereitscha­ft zu Gesprächen auf Augenhöhe signalisie­rten, will sich das arabische Quartett erst dann mit Katar an einen Tisch setzen, wenn das Emirat vorab sein Einlenken in allen Streitfrag­en erklärt, also kapitulier­t.

Selbst die Unterzeich­nung einer weitreiche­nden Absichtser­klärung im Kampf gegen den Terrorismu­s durch Katar und die USA war dem Quartett zu wenig. Man stehe vor einer „dauerhafte­n Entfremdun­g“, verkündete Anuar al-Gargasch, der Außenminis­ter der Vereinigte­n Arabischen Emirate.

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FOTO: DPA In der Katar-Krise – im Bild Doha – liegen dem US-Geheimdien­st neue Erkenntnis­se vor.

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