Wofür Mathe später nützlich sein kann
Vermessungstechniker stellen Schülern ihren Beruf vor – Aktionswoche der Geodäsie
ELLWANGEN - Wofür brauche ich das später mal? Diese Frage stellen sich viele Schüler, wenn es um das Fach Mathe geht. Bei der landesweiten Aktionswoche der Geodäsie bekommen Schüler einen Einblick in ein Berufsfeld, das Mathematik in der Praxis anwendet. Die achte Klasse des Peutinger Gymnasiums hat sich am Montagvormittag auf dem Marktplatz mit Vermessungstechnikern und -ingenieuren des Landratsamts getroffen.
„Mathe ist nicht so mein Fach“, sagt Samuel Stengel vom Peutinger Gymnasium. „Ich würde den Berufswunsch aber überdenken, wenn das mit Mathe noch klappt“, fügt der Achtklässler hinzu. Bei seinem Klassenkameraden Hannes Zeller sieht das schon anders aus. Man müsse es ausnutzen, wenn so etwas angeboten werde. „Es ist auf jeden Fall eine Option“, sagt er.
Vermessungstechniker-Azubi Daniele Scelfo vom Landratsamt kann die beiden – und sicher viele andere – beruhigen. „Es ist was anderes, wie das in der Schule“, sagt er zu den Achtklässlern. Für den 19-Jährigen ist es wichtig, den Beruf jungen Leuten näher zu bringen. „Viele kennen das gar nicht, deshalb ist das so wichtig“, sagt er. Er selbst sei auch kein Einser-Schüler in Mathe gewesen. Aber Mathematik in der Praxis anzuwenden, sei spannend und mit dem Schulunterricht nicht zu vergleichen.
Mit dem sogenannten Tachymeter, das Scelfo hier den Schülern erklärt, werden manuell Punkte ausgemessen. „Das Gerät misst Winkel und Strecken“, sagt er. Damit könne man vorhandene Grenzen aufnehmen oder neue abstecken. Blickt man durch das Tachymeter durch, kann der Vermessungstechniker mit einem Fadenkreuz auf zuvor aufgestellte Spiegel zielen, die die Punkte markieren. „Das ist dann ein Punkt in einem Koordinatensystem“, erklärt er.
„Wir sind Allrounder“, so Scelfo weiter. Technische Aufgaben gehörten zum Außendienst, der Vermessungstechniker muss aber auch die Verwaltung im Innendienst beherrschen. „Die Mischung macht’s.“Die Mischung aus Theorie und Praxis kommt auch bei Jule Plew und Lea Sekler gut an. „Das ist schon spannend, auch mal Mathe anzuwenden und nicht nur Formeln in der Schule zu lernen“, sagt Plew. Aber in den Ausbildungsberuf wollen beide – zumindest bisher – nicht.
Berufsbild ist zu unbekannt
Und im Studium zum Vermessungsingenieur müsse man Mathematik studieren. „Das ist nicht so unseres“, sind sich beide einig. Sekler würde gerne Jura studieren, Plew interessiere sich für Psychologie. Allerdings ist auch das noch nicht in Stein gemeißelt: „Wir haben bis dahin ja noch Zeit“, sagen sie.
Die Zeit ist entscheidend. Junge Menschen sollen so früh wie möglich mit dem Berufsbild vertraut gemacht werden, so Jürgen Eisenmann, Leiter des Geschäftsbereichs Geoinformation und Landentwicklung vom Landratsamt. „Es herrscht Nachwuchsmangel, weil der Beruf so unbekannt ist“, sagt er. Allerdings gebe es die größte Kluft zwischen Ausbildung und Studium. „Für die Ausbildung haben wir bisher immer genug Leute. Aber im Studium fehlen sie.“Zumindest im ländlichen Raum. In den Ballungsräumen sei auch der Nachwuchs für die Ausbildung schwer zu finden. „Dort herrscht die Industrie vor“, so Eisenmann.
Das Berufsfeld der Ingenieure sei breit gefächert. „Zu wenig Ingenieure gehen in die Verwaltung.“Da sei die Bezahlung in der Industrie einfach lukrativer. „Wir haben aber auch einige Trümpfe in der Hand“, sagt Eisenmann. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei bei der Verwaltung einfacher. In der Industrie müsse man oft rund um die Uhr erreichbar sein. „Da kommen wir mit einer 41-Stunden-Woche eigentlich ganz gut aus“, sagt er.