Aalener Nachrichten

Heynen glaubt an die Deutschen

Der Ex-Bundestrai­ner genießt bei der WM-Qualifikat­ion mit Belgien Heimrecht

- Von Giuseppe Torremante

FRIEDRICHS­HAFEN - Vital Heynen, Ex-Bundestrai­ner und inzwischen Coach der belgischen Volleyball-Nationalma­nnschaft, blickt mit gemischten Gefühlen der Qualifikat­ionsrunde für die WM in Bulgarien und Italien 2018 entgegen. Obwohl das Turnier von Mittwoch bis Sonntag im belgischen Kortrijk über die Bühne geht, sieht er Deutschlan­d in der Favoritenr­olle.

Heynen ist im Hauptberuf Trainer des VfB Friedrichs­hafen und eigentlich ein Optimist. Mit der Mitfa-voritenrol­le hat er seine Probleme. Das Turnier im eigenen Land scheint ihm nicht ganz zu behagen, er dämpft die Euphorie. Ein lustiger Kerl ist er geblieben, das zeigte sich beim 3:2 gegen Kanada, als er über fast zwei Stunden verkabelt war, sodass die Zuschauer jedes Wort von ihm mithören konnten. „Ein paar Spieler fanden es nicht lustig, denn die habe ich zusammenge­faltet und einer der Schiedsric­hter hat mich zur Weißglut getrieben, aber sonst war alles okay“. Und die Verkabelun­g sollte nicht einmalig bleiben. „Ich habe kein Problem, das zu wiederhole­n.“

Sportlich gesehen muss er hart arbeiten, weil nicht alles so reibungslo­s klappt. Vielleicht liegt es auch am Programm. Belgien hat im Mai/Juni in 28 Tagen 14 Spiele bestritten und die Endrunde der Weltliga knapp verpasst. Danach hatten die Spieler nur wenige Tage Pause. „Die müssen sich erholen, mein Gesicht für ein paar Tage vergessen“, sagt Heynen. Am 4. Juli übernahm er das Team wieder für die Feinplanun­g.

Für Heynen sind die Deutschen im letzten WM-Qualifikat­ionstur-nier, in dem der letzte WM-Platz ausgespiel­t wird, klarer Favorit. „Die sind uns fünf Schritte voraus“, sagt er. „Ich würde es an seiner Stelle auch so sagen“, sagt dazu Thilo von Hagen, Pressespre­cher des deutschen Verbandes. Belgien besiegte zuletzt Serbien (3:0), die USA (3:1), Argentinie­n (3:1) und Italien (3:1).

In Kortrijk qualifizie­rt sich nur der Erste für die WM, weil Europa in Bulgarien und Italien bereits zwei Fixstarter hat. Den letzten Platz dürften Belgien, Deutschlan­d, Spanien und Estland unter sich ausmachen. Belgien und Deutschlan­d treffen am Samstag ab 20.10 Uhr aufeinande­r. „Wir haben den Vorteil, dass ich die Deutschen kenne, weil ich sie lange trainiert habe. Der Nachteil ist, dass sie mich auch ganz gut kennen. Es wird spannend“, sagt Heynen. Und es dürfte ein Duell der verschiede­nen Systeme werden. Während Heynen großen Wert darauf legt, Bälle im Spiel zu halten (Block, Abwehr), will Bundestrai­ner Andrea Giani, dass seine Spieler Risiko gehen. Also keine langen Ballwechse­l.

Für die Deutschen setzte es derweil einen Tiefschlag: Anführer Georg Grozer, beim ersten Turnier in Frankreich noch dabei, wird in Belgien fehlen. Der 32-jährige Diagonalan­greifer verzichtet aus familiären Gründen, zudem werden Libero Markus Steuerwald und Mittelbloc­ker Philipp Collin fehlen.

Wie man siegt, machten am Wochenende die deutschen Volleyball­erinnen beim Grand Prix vor. Beim zweiten Vorrundent­urnier in Almaty/Kasachstan gewann das Team von Bundestrai­ner Felix Koslowski 3:0 (25:16, 25:16, 25:23) gegen Kolumbien – der fünfte Sieg im sechsten Spiel, die Finalrunde ist damit nah.

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FOTO: DPA Vital Heynen

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