Durch die Blume
Mit weit aufgesperrten Nasenflügeln müssen wir lesen, dass im schönen Russland der Präsident nicht nur tief in den Alltag seiner Bürger hineinregiert. Nein, er schickt sich auch an, den speziellen Duft seiner Macht in die Nasen seiner Untertanen zu verpflanzen. Mit dem Duftwässerchen „Leaders Number One – inspired by Vladimir Putin“können seine Gefolgsleute die präsidiale Macht jetzt mit jedem Atemzug spüren. Das ausgiebige Bewerben dieses Parfums werten Geruchsspezialisten als Gegenmaßnahme für all jene, die die Nase von Putin inzwischen gestrichen voll haben.
Aber nicht nur lupenreine Demokraten lassen sich mit blumigen Ideen vermarkten. Dufte geht es auch im Bundestagswahlkampf zu. Traditionell verteilen Parteien an Ständen Blumen in der spezifischen Parteifarbe. SPD und Linke hantieren gerne mit roten Rosen. Bei der FDP gibt es gelbe Blumen oder Veilchen. Nur die Grünen klammern sich stur an ihre farbenblinde Haltung und bringen Sonnenblumen unters Volk. Bei CDU und CSU ist die Blumenfrage naturgemäß kritisch. Niemand möchte mit schwarzen Rosen auf Stimmenfang gehen, weil Schwarz an Tod und Vergänglichkeit gemahnt. Nicht mal Horst Seehofer als untoter Wiedergänger der bayerischen Landespolitik traut sich das. Mit welch blühenden Gewächsen die AfD in den Wahlkampf zieht? Beobachter halten ein duftiges Braun für angemessen. Leider gibt die heimische Flora nicht allzu viele Blumen dieser Farbe her. Natürlich wäre ersatzweise das Verteilen von Feldfrüchten denkbar, etwa Kartoffeln. (nyf)