SHW trifft sich mit den Angreifern
RAVENSBURG - Einen Monat nachdem der österreichische Unternehmer Stefan Pierer ein feindliches Übernahmeangebot für den schwäbischen Automobilzulieferer SHW abgegeben hat, haben sich beide Parteien erstmals zu Gesprächen getroffen. Wie SHW am Mittwoch mitteilte hätten sich SHWChef Frank Boshoff, SHW-Aufsichtsratschef Georg Wolf, Pierer und der Finanzchef der Pierer Industrie AG, Friedrich Roither, am vergangenen Freitag in Aalen getroffen.
„Die Zusammenkunft diente dem gegenseitigen Kennenlernen und dem unverbindlichen Gedankenaustausch über Möglichkeiten einer zukünftigen Zusammenarbeit“, hieß es in dem Schreiben. Es seien keine Vereinbarungen oder Absprachen irgendwelcher Art getroffen worden, die SHW sei jedoch grundsätzlich bereit, den begonnenen Dialog fortzusetzen. Pierer, Investor sowie Chef und Mehrheitsaktionär des Motorradherstellers KTM aus Mattighofen, will SHW über seine Beteiligungsgesellschaft Pierer Industrie AG für 35 Euro je Aktie übernehmen. Aktuell gehören Pierer knapp 19 Prozent der SHWAktien. Als Mindestannahmeschwelle wurden 30 Prozent der SHW-Aktien festgelegt.
Der SHW-Vorstand wiederholte noch einmal seine Einschätzung, wonach das Übernahmeangebot von 35 Euro je Aktie „den Wert des Unternehmens – auch im Hinblick auf die erwartete positive Entwicklung ab 2018 – nicht angemessen widerspiegelt“. Diese Ansicht teilt auch die Börse: Seit dem Bekanntwerden der Übernahmepläne notieren die Anteilsscheine deutlich über den von Pierer aufgerufenen Übernahmepreis – zuletzt lag der Kurs bei 37 Euro je Aktie.
SHW rechnet von 2018 an mit einem erheblichen Umsatz- und Ertragsschub. Bis 2020, so die Prognose, sei mit einem gegenüber dem Geschäftsjahr 2017 um rund 50 Prozent höheren Umsatz und einer signifikanten Margen- und Ergebnisverbesserung zu rechnen, hieß es Ende Juni in einem Statement. Eine detaillierte Stellungnahme zu dem Übernahmeangebot und eine Empfehlung an die Aktionäre wollen Vorstand und Aufsichtsrat von SHW „fristgemäß veröffentlichen“.
SHW beschäftigt am Hauptsitz in Aalen sowie an den Produktionsstandorten in Bad Schussenried (Kreis Biberach), Neuhausen ob Eck und Tuttlingen (beide Landkreis Tuttlingen) rund 1200 Mitarbeiter. Im Geschäftsjahr 2016 setzte das Unternehmen 406 Millionen Euro um und verdiente unter dem Strich 12,8 Millionen Euro.