Das erste fürstliche Traumpaar in Heidelberg
Elisabeth Stuart zog 1613 mit ihrem Ehemann, dem Kurfürsten von der Pfalz, ins Schloss über dem Neckar
HEIDELBERG - Heute absolvieren Kate und William in der Kurpfalz ein ziemlich straffes Programm. Da kann Theresa May, deren Amtszeit als britische Premierministerin unter Umständen keine allzu lange gewesen sein wird, noch so missmutig in die Welt blicken: In Heidelberg zeigen die Royals, wie nahe Britannien und das restliche Europa sich schon immer standen. Doch schon einmal hat es eine englische Prinzessin nach Heidelberg geschafft: Elisabeth Stuart zog mit ihrem Ehemann, dem Kurfürsten von der Pfalz, 1613 ins Schloss überm Neckar. Auch sie ein Traumpaar ihrer Zeit.
Eine Liebesheirat – trotz Kalkül
Kurfürst Friedrich V. von der Pfalz und Elisabeth Stuart waren fünfzehn, als sie am 14. Februar 1613 in London den Bund fürs Leben schlossen. Es war der Wille von Elisabeths Vater, dem damaligen englisch-schottischen König. Und welch ein Zufall! Das politische Kalkül des Herrn Papa entsprach der Herzensneigung der Prinzessin und des Kurfürsten. Die, so wird berichtet, hatten sich tatsächlich richtig lieb. Ein Ergebnis waren 13 Kinder.
Elisabeth und Friedrich lebten wie Kate und William in bewegten Zeiten. Der Riss ging quer durch die Fürstentümer und Stände. Die Frage war: katholisch oder evangelisch? Das britische Königshaus jedenfalls wollte mit der Heirat der englischen Prinzessin und des Heidelberger Kurfürsten eine calvinistische Bastion auf dem Kontinent errichten. 1619 wählten die protestantischen Stände in Prag Friedrich V. dann auch tatsächlich zum König von Böhmen. Das war er aber nur einen Winter lang. Ferdinand II., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, vertrieb den Winterkönig vom Thron und sorgte für eine Rekatholisierung Böhmens. Der Dreißigjährige Krieg begann. Elisabeth und Friedrich V. blieb nur das Exil in den Niederlanden.
Einige Jahre davor, als sie nach der Hochzeit in Richtung Heidelberg aufbrachen, war das alles noch prickelnder. Zu Elisabeths Entourage gehörten der Landschaftsarchitekt Salomon de Caus und die King’s Men, Shakespeares royale Theatertruppe. In Heidelberg angekommen wurde sofort letzte Hand an das angelegt, was heute noch oben am Berg zu sehen ist. Der Landschaftsarchitekt plante den Schlossgarten (Hortus Palatinus), Friedrich ließ einen neuen Schlossflügel (Englischer Bau) errichten und Elisabeth im sogenannten Dicken Turm ein Theater einrichten. Die Bühnenkunst hat die Jahrhunderte überdauert. Im Dicken Turm wird am Ende der Saison während der Heidelberger Schlossfestspiele immer noch gespielt, heuer auf dem Programm: Cole Porters Musical „Kiss me, Kate“nach Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung“. 1613 ging es im Schloss ebenfalls um Shakespeare. Die King’s Men spielten drei Monate en suite „Der Sturm“, das Alterswerk des Meisters. Und der, so wird gemunkelt, soll auch selbst mit dabei gewesen sein. Wie dem auch sei!
Sollten Kate und William heute vielleicht doch Zeit für einen kurzen Blick hoch zum Schloss haben, fällt ihnen unter Umständen wieder ein, was in irgendeinem Dossier des Kensington Palastes erwähnt sein dürfte. Elisabeth Stuart war nicht nur die Enkelin von Maria Stuart, der Friedrich Schiller ein Königinnendrama widmen sollte. Aufgrund ihrer großen Kinderschar und eines 1701 vom britischen Parlament erlassenen Act of Settlement ist Elisabeth auch die Stammmutter der späteren Königinnen und Könige von England.