Tierische Femme fatale
Die Gottesanbeterin ist Insekt des Jahres – Tier kommt auch in Süddeutschland vor
FREIBURG (epd) - Scheinbar ins Gebet vertieft, kann sie blitzschnell zuschlagen: die Gottesanbeterin. Das Insekt des Jahres 2017 gilt als opportunistischer Räuber und frisst alles was ihm begegnet – egal ob Spinnen, Fliegen oder die eigenen Kinder.Sie gilt als Femme fatale unter den Insekten: die Gottesanbeterin. Als Kannibalin verspeist sie alles, was sich bewegt. Da wird auch schon mal das Männchen nach der Paarung gefressen, sagt Engelbert Mayer (Eichstetten) vom Naturschutzbund Kaiserstuhl. Das Senckenberg Deutsche Entomologische Institut in Müncheberg kürte die „Mantis religiosa“zum Insekt des Jahres 2017.
Insekt lebt am Kaiserstuhl
Sie ist die einzige Fangschrecke, die in Deutschland und Mitteleuropa vorkommt. „Mantis“bedeutet im griechischen Seherin. Wenn sie ihre Fangarme zusammenfaltet, sieht es aus, als ob sie beten würde – daher der Zusatz „religiosa“.
Tatsächlich wartet sie aber still, bis ein Insekt in der Nähe ihrer Fangarme ist, und fängt es in den Widerhaken. Die Mantis ist ein japanisches Symbol für Wachsamkeit, Geduld und Beständigkeit. Das wärmeliebende Insekt lebe seit Jahrzehnten am Kaiserstuhl - der wärmsten Region in Deutschland, erläutert Margareta Barth, Präsidentin der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) Baden-Württemberg. Die Gottesanbeterin lebt vor allem in Böschungen oder geschützten Hausgärten. Mittlerweile breitet sie sich aufgrund des Klimawandels auch in nördlicheren Regionen Deutschland aus. Trotzdem ist sie ist streng geschützt und steht auf der Roten Liste.
Sie soll nun auch statistisch besser erfasst werden. Deshalb ruft die LUBW dazu auf, beobachtete Tiere via Internet zu melden. Ziel sei es, einen fundierten Überblick über die Verbreitung der Art zu erhalten. Auf diese Weise könnten die Auswirkungen des Klimawandels sowie der Intensivierung der Landwirtschaft und der Einsatz von Pestiziden dokumentiert werden.
Die sechsbeinige Gottesanbeterin wird bis zu sieben Zentimeter groß, die Männchen maximal sechs. Sie ist zartgrün bis braun, wenn sie läuft schaukelt sie hin und her und wirkt dabei wie ein Blatt im Wind.
Egal ob Spinnen oder Fliegen – als opportunistischer Räuber kann die Gottesanbeterin alles fangen und fressen, was sich bewegt. Sie macht auch vor dem Partner und den eigenen Kindern nicht Halt. Auch Eidechsen, kleine Schlangen oder junge Spitzmäuse stehen auf dem Speiseplan. Sie fliegt dabei nicht durch die Gegend wie eine Libelle, um Beute zu finden, sondern lauert ihr auf. Um gefangene Beute zu vertilgen, benutzt sie keine Zähne, sondern sogenannte Mandibeln. Nach der Paarung legt das Weibchen das Schaumgelege ab. Aus dem Gelege schlüpfen bis zu 100 Junge aus.
Nach der ersten Häutung fangen die kleinen Insekten an zu fressen, auch sich gegenseitig. Ursprünglich stammt die Gottesanbeterin aus Afrika. Von dort hat sie sich über Südeuropa weiter Richtung Norden ausgebreitet. Insgesamt sei die Art ein gutes Beispiel für die Auswirkung des globalen Klimawandels auf die mitteleuropäische Tierwelt, sagen Experten.
„Da wird auch schon mal das Männchen gefressen“Engelbert Mayer vom Naturschutzbund Kaiserstuhl