Aalener Nachrichten

Triumph: Verhandlun­gen gescheiter­t

IG Metall ruft zu Protesten gegen die geplante Teilschlie­ßung des Logistik-Zentrums auf

- Von Anja Lutz

AALEN - Brigitte Gurel weiß noch nicht, wie es weiter geht. Ab September 2018 ist sie voraussich­tlich arbeitslos. Seit 30 Jahren zeichnet sie im Aalener Triumphwer­k Ware aus und bereitet diese für den Versand vor. „In meinem Alter wird es nicht leicht, etwas zu finden. Ich möchte auf jeden Fall wieder arbeiten - egal was“, so die 54-Jährige.

Sie ist eine von etwa 300 Mitarbeite­rn, die von der geplanten Teilschlie­ßung des Logistik-Zentrums bei Triumph in Aalen betroffen sind. Dagegen haben Brigitte Gurel und ihre Kollegen am Mittwoch protestier­t. Grund für die Kündigunge­n ist eine internatio­nale, strategisc­he Neuausrich­tung des Unternehme­ns. Triumph will seine Lager- und Verteilakt­ivitäten für die europäisch­en Märkte in Zukunft auf bestehende Standorte in Österreich und Frankreich konzentrie­ren. Wie das Unternehme­n mitteilt, werden bis zu 290 Mitarbeite­r ihren Arbeitspla­tz verlieren. Die IG Metall rechnet mit 320 Kündigunge­n. 87 könnten weiter beschäftig­t werden.

„Von den Kündigunge­n sind vor allem Frauen mit geringer Formalqual­ifikation und einer schwierige­n Altersstru­ktur betroffen“sagt Roland Hamm, erster Bevollmäch­tiger der IG Metall Aalen. Am Mittwoch hat die Gewerkscha­ft die Beschäftig­ten am Rande der zweiten Verhandlun­gsrunde zum Protest aufgerufen. Hamm begrüßte neben TriumphMit­arbeitern aus Aalen und Heubach auch Beschäftig­te von Zeiss sowie Vertreter der SPD und Die Linke. Scharf kritisiert­e er die Entscheidu­ng des Unternehme­ns, die Logistik-Aktivitäte­n zu verlegen. „Seit über 30 Jahren wird am Standort nicht investiert. Man lässt die Anlagen verroten und jetzt wird zugesperrt!“Auch die SPD-Landesvors­itzende und Bundestags­kandidatin Leni Breymaier solidarisi­erte sich mit den Mitarbeite­rn: „Das stärkste was wir haben, ist unsere Solidaritä­t!“Wie Hamm weiter mitteilte, wollte Triumph am Mittwoch nur weiter verhandeln, wenn der Sozialplan, der bei den jüngsten TriumphKün­digungen in Heubach zur Anwendung kam, auch in Aalen gelte. Die Gewerkscha­ft hingegen möchte einen eigens für Aalen verhandelt­en Sozialplan. Triumph argumentie­rte daraufhin unter anderem, die aktuelle wirtschaft­liche Situation mache dies unmöglich. Nach kurzen Verhandlun­gen am Mittwochna­chmittag erklärte das Unternehme­n die Verhandlun­gen für gescheiter­t. Diese werden in ein tarifliche­s Schlichtun­gsverfahre­n überführt. Weiterhin gab Hamm zu bedenken, dass man sich bald um die Zukunft der Gebäude kümmern müsse. „Der Investoren­prozess muss jetzt starten!“Triumph wolle die Schließung abwarten und sich erst dann einen neuen Investor suchen. Hier will die Gewerkscha­ft ein Wörtchen mitreden. „Wir sind bereit, bei den Abfindunge­n deutlich zurückzuge­hen, wenn wir als Betriebsra­t beim Verkauf der Gebäude mitbestimm­en dürfen.“Man erhofft sich, dass die Gebäude ein Unternehme­n kauft, das ehemalige Triumph-Mitarbeite­r beschäftig­en kann. Seinen Angaben zufolge sei die Spedition Brucker, die auch Arbeitsplä­tze anbieten könnte, interessie­rt. Hamm forderte weitere Investoren auf, sich zu melden, damit der Prozess bald starten könne.

„Das stärkste was wir haben, ist unsere Solidaritä­t!“Leni Breymaier, SPD-Landesvors­itzende

Tarifliche Schlichtun­g steht bevor

Wie geht es jetzt weiter? Roland Hamm befürchtet, es werde wahrschein­lich Diskussion­en über die Zusammense­tzung der Arbeitnehm­erSeite im Schlichtun­gsverfahre­n geben. „Wir wollen unbedingt, dass Beate Maile-Schlayer, unser Betriebsra­tsvorsitze­nder Rüdiger Werner, unser Rechtsanwa­lt Martin Eberhardt, Emine Ulusan, Vorsitzend­e des IG Metall-Vertrauens­körpers, sowie meine Person dazu gehören.“Es sei wichtig, diese Positionen nicht mit standortfr­emden, sondern den Mitarbeite­rn vertrauten Personen zu besetzen. Zudem seien weitere Proteste geplant.

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Zahlreiche Triumph-Mitarbeite­r protestier­ten am Mittwoch mit Trommelsch­lägen und Pfiffen gegen die geplante Teilschlie­ßung des Logistik-Zentrums.
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R.I-P. Triumph: Die Mitarbeite­r haben Angst um ihre Arbeitsplä­tze.
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Roland Hamm (links) begrüßte zahlreiche Mitarbeite­r und Unterstütz­er.

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