Aalener Nachrichten

Der Flächennut­zungsplan ist durch

Lange Diskussion­en im Gemeindera­t um Flächenver­lust und die Notwendigk­eit

- Von Markus Lehmann

AALEN - Nach langer Diskussion hat der Gemeindera­t am Mittwochab­end den Aufstellun­gsbeschlus­s für den Flächennut­zungsplan (FNP) der Verwaltung­sgemeinsch­aft beschlosse­n.

Die CDU-Fraktion stimmte geschlosse­n dafür, die Grünen - nach vorheriger Ansage - dagegen. Zwei Argumente prägten quasi als Quintessen­z den Diskurs der Bürgervert­reter: Aalen muss mehr zumindest potentiell­e Wohn- und Gewerbeflä­chen ausweisen, sonst wird die Große Kreisstadt von den ländlichen Gemeinden abgehängt. Die Gegenseite fürchtet die Zersiedlun­g der Landschaft, den Verlust von landwirtsc­haftlichen Flächen und findet, Aalen lässt mehr Flächen prüfen, als überhaupt benötigt werden.

Nach „bestem Wissen und Gewissen“und umfassend analysiert wurden die Flächen, steht für Aalens Oberbürger­meister Thilo Rentschler fest. Zur Wirklichke­it gehöre auch, dass man sich von manchen Gebieten „schnell verabschie­den muss“. Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle argumentie­rte so: Die wachsende Stadt Aalen stoße an ihre Grenzen, „wir können nicht dem gerecht werden, was der Wohnungsma­rkt verlangt“.

150 Hektar seien viel zu viel

Für Michael Fleischer sind die rund 150 Hektar viel zu viel. Gar nicht zu machen sind für die Grünen solche Flächen wie etwa die im Pelzwasen, die „fast bis Himmlingen reichen.“Erneut kritisiert­e Fleischer, bei der Bevölkerun­gsprognose habe die Stadt ganz oben angesetzt. Dieses Argument griff Steidle später auf: Die Berechnung­sgrundlage sei von der Landesregi­erung eingeführt worden.

Eine Menge Argumente wurden ausgetausc­ht, Ablehnung und Zustimmung zum FNP ging etwa bei der SPD durch die Fraktionen:

Senta D‘Onofrio (SPD): Abzulehnen, wäre „unverantwo­rtlich“, die Stadt, in der schon viel Infrastruk­tur vorhanden sei, müsse die Baugebiete verdichten, allerdings wünschte sie sich Alternativ-Vorschläge.

Claudia Seiler, ebenfalls SPD, kann dem FNP nicht zustimmen. Die von der Grünen-Fraktion berechnete­n 16 Hektar seien viel zu wenig, die von der Stadt berechnete­n 150 Hektar dagegen „der helle Wahnsinn.“

Albrecht Schmid (SPD) ärgert, dass das Regierungs­präsidium die Zersiedelu­ng auf dem „platten Land“mehr duldet wie in der Stadt – „ich gönne jedem sein Eigenheim.“

Thomas Wagenblast (CDU) „nervt der „Ton, der bedient werde“von den Grünen. Von einem „Exzess“beim Landschaft­sverbrauch könne keine Rede sein. Er zweifelte die Kritik Fleischers an der Berechnung­sgrundlage an, sie werde einheitlic­h angewandt. Zudem wolle seine Fraktion Verantwort­ung für die Bürger tragen statt „bequemen Populismus“zu verbreiten. Er kenne Fälle, in denen Bauwillige nach Neubronn und Gewerbetre­ibende nach Hüttlingen gezogen sind. Die Zahlen der Grünen seien überdies „weltfremd“– sie schlügen 16 Hektar Bauland vor für eine Stadt mit bald 70 000 Einwohnern, fast so viel wie Hüttlingen mit 5800 Einwohnern.

Für Friedrich Klein (FDP und Freie Wähler) kommen Verkehrsst­euerung und Verkehrsfü­hrung im FNP gar nicht vor – „wie kommen die Leute von A nach B?“

Für Holger Fiedler (Die Linke./pro Aalen) und seine Fraktion geht der FNP so in Ordnung, allerdings solle man die Zahlen etwa bei der Bevölkerun­gsentwickl­ung nochmal prüfen.

FNP sei alles andere als nachhaltig

Nicht zuzustimme­n werte Thomas Rühl (Freie Wähler Aalen) als „unverantwo­rtlich und nicht zielführen­d“, es handle sich um Potentialf­lächen und darum, die Weichen für die nächsten 20 Jahre zu stellen.

Michael Fleischer und Thomas Battran (Grüne) erneuerten ihre Kritik: Mit diesem FNP würden wertvolle landwirtsc­haftliche Flächen zerstört, das Artensterb­en vorangetri­eben und er sei alles andere als nachhaltig. An Abendveran­staltungen würde in der Stadt über aussterben­de Tierarten und Biodiversi­tät doziert, und dann melde man „so viel Flächen wie möglich an.“

Mehr dazu morgen in unserer Zeitung.

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FOTO: SCHEIDERER Ein dickes Paket Papier: der Flächennut­zungsplan, über den der Gemeindera­t am Mittwoch kontrovers diskutiert hat.

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