Ellwangen will die Landesgartenschau
Gemeinderat stimmt mit großer Mehrheit für eine Machbarkeitsstudie
ELLWANGEN - Die Jagst – eingezwängt zwischen B 290 und Schießwasen. Das Kasernengelände jenseits des historischen Teils – abgehängt. Die Stadthalle – abgeschnitten. Eine wirklich große Umgestaltung der Stadt geht nicht ohne Landesgartenschau, findet Oberbürgermeister Karl Hilsenbek. Deshalb bewirbt sich Ellwangen nach 2009 zum zweiten Mal. Dieses Mal für den Zeitraum 2016 bis 2030. Der Gemeinderat hat mit großer Mehrheit zugestimmt und das Büro RMP aus Bonn mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt.
Wie sich Städte mit einer Landesgartenschau neu erfinden können, ist in Schwäbisch Gmünd und Öhringen zu sehen. Diesen Schub erhofft sich auch Ellwangen. Für umsonst wird die Landesgartenschau nicht zu haben sein, machten die Zahlen von Klaus Ehrmann, Leiter des Amts für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung, deutlich. So lagen die Kosten für die Daueranlagen in Nagold (Landesgartenschau 2012) bei 16,2 Millionen Euro. 3,8 Millionen Euro hat das Land beigesteuert. In Öhringen (2016) waren es 22,5 Millionen Euro (5 Millionen Euro vom Land). Schwäbisch Gmünd (2014) hat 34 Millionen Euro investiert.
Einen zweiten Knackpunkt nannte Ehrmann: Kommt die Landesgartenschau, werde es finanziell und personell kaum möglich sein, parallel eine neue Stadthalle zu bauen.
Kasernengelände wird eingebunden
Ziele einer Gartenschau seien, Freiräume zu sichern, zu vernetzen und zu erweitern. Das gelinge mit der Verbindung von der Innenstadt über den Schießwasen und die Jagstauen nach Schrezheim und von dort mit dem historischen Teil der Kaserne. Mit einem Park entlang der Jagst werde auch die Forderung im Stadtleitbild umgesetzt, den Fluss erlebbar zu machen. Und mit der Einbindung der Kaserne werde das Thema Konversion aufgegriffen, auch wenn der technische Teil und der Bereich der LEA außen vor blieben, weil deren Entwicklung unklar sei. Wichtig sei eine nachhaltige Entwicklung.
Eine Gartenschau soll auch das Klima für Investitionen verbessern. Für Ehrmann ist sie die Struktur- und Wirtschaftsförderung schlechthin, bringt einen enormen Imagegewinn und einen Bekanntheitsgrad wie kein anderes Instrument des Stadtmarketings. Die Bewerbung nannte er eine Jahrhundertchance.
Wie eine Landesgartenschau aussehen könnte, dazu hatte das Büro RMP schon erste Ideen gesammelt, die Johannes Czerniejewski vorstellte. Dessen Büro hat zum Beispiel die Bewerbung Öhringens für die Landesgartenschau gemacht. Wobei er auch sagte, dass nicht jede Machbarkeitsstudie automatisch in einen Zuschlag mündet.
Czerniejewskis Analyse aus der Ferne: Jagst, B 290, Bahntrasse, Altstadt und Konversionsfläche unter einen Hut bringen. Durch die beiden Bahnhöfe in Ellwangen und Schrezheim lässt sich das Gelände gut erschließen, es gibt aber auch genug Platz zum Parken. Bahn und Bundesstraße sind aber auch Barrieren.
Ein Rundweg würde von den Bahnhöfen entlang Jagst und durch den historischen Teil der Kaserne führen, wobei die Querung der B 290 in Schrezheim eine Herausforderung sei. Mit 4500 Metern sei der Rundweg für eine Landesgartenschau eher kurz. Schloss und Innenstadt will Czerniejewski einbinden, wenn auch nicht als eigenständige Ausstellungsbereiche.
Für Rolf Merz (CDU) war das Stichwort Nachhaltigkeit das entscheidende. Er plädierte für die Landesgartenschau trotz schwieriger finanzieller Lage: „Gerade jetzt wären wir dran, wir mussten schließlich schon viele kommunalpolitische Tiefschläge verkraften.“
Wengier Euphorie bei den Freien Bürgern
Die Euphorie, die Merz für das Projekt einforderte, wollte Gunter Frick (Freie Bürger) nicht aufbringen. Ihn ärgerte, dass in einem Halbsatz die Stadthalle vom Tisch gewischt worden sei. Und angesichts der Schwierigkeit, genug Helfer für die Heimattage zu finden, zweifelte er, ob sich genug Ehrenamtliche finden ließen. OB Hilsenbek wehrte sich gegen den Vorwurf, man mache die Stadthalle platt: „Wir wollen sie, aber nicht zwingend bis 2026.“Mit der Gartenschau könne man aber schon einmal das Umfeld vorbereiten. Was die Ehrenamtlichen anging, widersprach Joseph Ott (CDU): Der Sommer in der Stadt zeige, was die Kulturschaffenden ehrenamtlich auf die Beine stellen könnten. Sie würden sich für die Landesgartenschau zerreißen.
Herbert Hieber (SPD) wollte die Entscheidung für die Bewerbung vertagen, bis die Machbarkeitsstudie vorliegt, ließ sich dann aber vom OB überzeugen, dass eine große Mehrheit einen guten Eindruck macht. Und Berthold Weiß (Grüne) war sicher, dass eine Landesgartenschau ein ganz großer Gewinn sein könne. Letztlich waren fast alle dafür. Mit Nein stimmte Hans-Peter Krämer (Freie Bürger), seine Fraktionskollegen Gunter Frick und Hariolf Höll enthielten sich.