Zehn Uhr zehn
Entschuldigung, aber jetzt wird es etwas makaber. Schließlich geht es um einen vor Jahrzehnten verblichenen Mann, einen legendären Maler zwar, aber auch Salvador Dalí war nur ein Mensch. In der Nacht zu Freitag wurde der Leichnam des Exzentrikers exhumiert: Im Museum in Figueres wurde das Grab geöffnet, um DNA-Proben zu entnehmen. Es geht darum zu klären, ob der Surrealist der Vater einer 61-Jährigen namens Pilar Abel Martínez ist. Und das, obwohl sich Dalí zu Lebzeiten mehrfach selbst als „vollkommen impotent“bezeichnet hat.
Spannender war somit eine andere Frage – und die Dalí-Stiftung war sich dessen bewusst: Wie steht es um den berühmten, nach oben gezwirbelten Schnurrbart? Schließlich war der Katalane, der sich in seinen Werken so oft mit dem Thema Vergänglichkeit beschäftigt hat, nach seinem Tod vor 28 Jahren einbalsamiert worden. Auch wenn über der Krypta ein Zelt errichtet worden war, leitete der anwesende Gerichtsmediziner die Nachricht sofort an die Stiftung weiter. Deren Generalsekretär Lluis Peñuelas verkündete am Freitag: „Der Schnurrbart war erhalten.“Auch habe das Haar, wie von Dalí gewünscht, auf „zehn Uhr zehn“gestanden. Dies, so der Sekretär, sei „sehr bewegend“gewesen. Auch Einbalsamierer Narcís Bardalet, der Dalís Körper einst 1989 mit Chemikalien konserviert hatte, zeigte sich zufrieden.
Peñuelas war dennoch wütend. „Uns hat das traurig gemacht“, sagte er über die Aktion. „Das Wichtigste ist, dass Dalí wieder in Frieden ruhen kann.“Bis 18. September, wenn das DNA-Ergebnis vorliegt. Dann rotiert der Meister vielleicht im Grab. (jos)