Der weiße Hai zieht bedrohliche Kreise
„In situ 18 – nominiert!“: Festivalauftakt auf Schloss Kapfenburg mit den größten Filmmusikklassikern aller Zeiten
LAUCHHEIM-KAPFENBURG - Knapp 100 Musiker stehen am Eröffnungsabend beim Festival auf Schloss Kapfenburg auf der Bühne. „In situ 18 - nominiert“steht ganz im Zeichen der Filmmusik. „Sie erleben heute Abend eine Welturaufführung“, sagt Akademiedirektor Erich Hacker zu Beginn den Festivalbesuchern. Und meint damit nicht den bunten Anzug, den er trägt. Ein gespanntes Raunen geht durch den Schlosshof.
16 Waldhörner der Philharmonie Merck spielen gemeinsam mit der Jungen Philharmonie Ostwürttemberg oscarprämierte und -nominierte Themen der größten Filmklassiker. „So viele Hörner auf einer Bühne gab es noch nie und wird es auch nie wieder geben“, so Hacker in einer mutigen These über besagte Uraufführung. Die Musik hat höchstwahrscheinlich großen Anteil daran, dass Filme wie Titanic oder Star Wars einen so großen Wiedererkennungswert haben. Als der Weiße Hai von John Williams bedrohlich seine Kreise um die Zuhörer zieht, flackert das Schloss in einem Rot, das den Koloss geradezu anzuziehen scheint. Die Zuschauer rühren sich kaum, der Hai könnte jede Sekunde an die Wasseroberfläche schießen. Die Stimmung der Musik wird von der Lichtshow getragen, die eine ganz besondere Atmosphäre schafft.
Leuchtkugeln fliegen über die Bühne
„Wer bist du? Spiel mir das Lied vom Tod!“Ein Satz, mit krächzender, tiefer Stimme in das vor den Philharmonikern aufgestellte Mikrofon gesagt, schon zieht der Mann, der dort steht, etwas aus einer kleinen Tasche am Gürtel. Er hält es mit beiden Händen, setzt es an den Mund. Der Schlosshof versinkt in Rot, High Noon – das Duell zweier Revolverhelden steht kurz vor dem ersten krachenden Schuss. Zur Musik von Ennio Morricone, Spiel mir das Lied vom Tod, fallen tatsächlich Schüsse. Zischend und quietschend fliegen Leuchtkugeln über die Bühne. Der erste Aah-Effekt des Abends.
Der Mann auf der Bühne mit der Mundharmonika ist Michael Hirte. Er gewann die zweite Staffel des Supertalents des Fernsehsenders RTL 2008. Zwei Stücke spielt er mit den Philharmonikern. Der erste, große Applaus des Abends gebührt ihm, in einer rührenden Szene. Nach seinem zweiten Lied fällt er Dirigent Uwe Renz in die Arme. Bei der Hauptprobe am Vortag konnte Hirte nicht teilnehmen, wie Hacker zuvor erklärt hatte. Der Mundharmonikastar bekam eine goldene Schallplatte überreicht.
Der größte Moment des Abends gehörte Filmmusikikone Hans Zimmer. Zumindest seiner Musik. Zu Stücken des Soundtracks aus Gladiator mit Russel Crowe sprühen Goldfontänen in den schwarzen Nachthimmel über der Kapfenburg. Rote und grüne Kugeln schießen im Takt der Musik über die Dächer. Das große Finale des ersten Abends, eingefangen mit dem lauten Knallen der aufgehenden und verglühenden Sterne des Feuerwerks. „Gigantisch“, bringt eine Frau einzig hervor.
Trotz auffrischendem Wind und schweren, dunklen Wolken über Schloss Kapfenburg hat das Wetter gehalten. Hatte doch Landrat Klaus Pavel vor dem Konzert noch Wetten mit dem Publikum abgeschlossen, dass es in diesem Jahr nicht regnen werde. Er blieb an diesem Abend Wettsieger.