Frei fließende Klangpracht
KGW-Kammerchor mit internationalen A-Cappella-Chorwerken in der Stephanuskirche
AALEN-WASSERALFINGEN - Wenn Jugendliche ein zweistündiges Konzertprogramm anspruchsvoller Chorwerke erarbeiten, müssen sie sich ordentlich anstrengen. Das gilt auch für Chorleiter Thomas Baur, der mit dem Kammerchor des Kopernikus-Gymnasiums Wasseralfingen am Montagabend in der vollbesetzten Sankt-Stephanuskirche mit seinen Schülerinnen und Schülern wieder einmal eine reife Leistung erzielt hat.
Von der Anstrengung der Probenarbeit war den jungen Gesichtern nichts mehr anzusehen. Sie strahlten vor Musizierfreude und bewegten sich sogar in wiegendem Rhythmus beim Spiritual und einem afrikanischen Song. Auch die 13-Jährigen der Singklasse sieben, die das Programm mit zwei modernen religiösen Liedern von John Rutter eröffnen durften, waren ganz konzentriert bei der Sache. Julia Hahn am Klavier sorgte für den richtigen Sound.
Im Kammerchor standen anschließend die 15- bis 18-Jährigen in Reih und Glied in schwarzer Kleidung mit roten Accessoires auf den Stufen zum Altarraum. Dem Reformationsjubiläum waren die großen Chorwerke deutscher protestantischer Kirchenmusiker des 16. und 17. Jahrhunderts gewidmet. Bei Heinrich Schütz („Herr, auf dich traue ich“und „Verleih uns Frieden“), aber auch bei Johann Hermann Schein („Ich freue mich im Herren“) ging kein Einsatz daneben. Gut artikuliert war nahezu jedes Wort klar und deutlich zu verstehen.
Aus der gleichen Zeit stammt die Missa brevis von Palestrina, dem großen Kirchenmusiker katholischer Kathedralmusik. Das Agnus Dei II aus dieser Messe erklang in wunderbar frei fließender Klangpracht, die der Chor, den Impulsen Thomas Baurs konsequent folgend, faszinierend zur Geltung brachte. Farbig aufblühend füllte Rheinbergers „Ex Sion“den sakralen Raum.
Vom litauischen Chorleiter und Komponisten Vytautas Miskins (geb. 1954) bereicherten „Gloriosa dicta sum“und das inzwischen schon recht bekannte „Cantate Dominum“das Programm.
Herbe Schönheit der Klangwelt des Nordens
Von herber Schönheit der Klangwelt des Nordens geprägt waren „Northern Lights“und das beliebte „Ubi caritas“, das der Chor nach dem Konzert Pfarrer Harald Golla zu dessen 52. Geburtstag sang.
Ungarn war gleich mit drei Komponisten vertreten. Von Lajos Bardos (1899 bis 1986) wählte Thomas Baur das von mystischem Goldglanz erfüllte „Cantemus“. Das strahlende „Jubilate Deo universa terra“steuerte sein Landsmann Halmos Lászlo (1907 bis 1997) bei. Mit dem tobenden „Daemon irrepit calidus“von György Orbán (geb. 1974) setzte der Kammerchor einen spektakulären Schlusspunkt.
Allen Mitwirkenden, auch den Abiturienten, die sich am Schluss noch verstärkend in die Reihen des Chors stellten, und vor allem für den Elan und die Inspiration des Dirigenten fand Oberstudiendirektor Michael Weiler Worte des Dankes. Initiatorin Ellen Dietrich und die frühere KGW-Absolventin Anna Stoll stellten das Projekt „Haus der Hoffnung“vor, in dem 160 nepalesische Waisenkinder betreut und unterrichtet werden. Sieben Monate hat Anna Stoll dort als „Volonteer“gelebt und gearbeitet. Der Erlös des Konzertes kommt dem Projekt zugute.
für den Verein „Haus der Hoffnung – Hilfe für Nepal“, Kreissparkasse Ostalb, IBAN DE 44 6145 0050 1000 0511 51.