Aalener Nachrichten

Schättere-Trasse: Ein Jahr Zeit für „mächtige Aufgabe“

Ergebnis des „Runden Tisches“: Alle Wege werden für unterschie­dliche Anforderun­gen genau untersucht

- Von Eckard Scheiderer

AALEN-UNTERKOCHE­N - Zwei Stunden lang hat er am Montagaben­d in der Unterkoche­ner Festhalle gedauert, der „Runde Tisch“zur Härtsfeldt­rasse. Zur Frage, ob künftig auf dem alten Weg der „Schättere“auch legal Radfahrer unterwegs sein dürfen. Am Ende stand eine, wie es OB Thilo Rentschler nannte, „mächtige Aufgabe“: die Entwicklun­g eines ganzheitli­chen Konzepts für alle bestehende­n Wegeverbin­dungen zwischen Aalen, Unterkoche­n und dem Härtsfeld für die unterschie­dlichsten Zielgruppe­n – von den Spaziergän­gern bis zu den Mountainbi­kern. Wofür man sich rund ein Jahr Zeit nehmen will.

Knapp 50 Mitwirkend­e hatte die Stadt zu dem „Runden Tisch“eingeladen – Vertreter der Ortschafts­räte aus Unterkoche­n, Ebnat und Waldhausen, der Unterkoche­ner Vereine, vom „Bündnis pro Wandertras­se“, vom Naturschut­z und der Forstwirts­chaft, vom Allgemeine­n Deutschen Fahrrad-Club (ADFC), der Bürgerscha­ft vom Pelzwasen und aus den drei tangierten Stadtbezir­ken und nicht zuletzt die Mitglieder des Technische­n Ausschusse­s des Gemeindera­ts. Dort hatte Mitte Mai die CDU-Fraktion einen solchen „Runden Tisch“vorgeschla­gen.

Vor Beginn hatte, wie bereits kurz berichtet, das „Bündnis pro Wandertras­se“draußen, vor der Festhalle, zu einer Protestakt­ion aufgerufen. Dessen Sprecher Karl Maier verwies auf inzwischen 2628 Unterschri­ften, welche Unterkoche­ner Bürger bislang gegen eine Öffnung der Schättere-Trasse für Radfahrer geleistet hätten. Und während der Aktion kamen, wie Maier später drinnen verkündete, 115 weitere Unterschri­ften neu hinzu. Das, so Maier draußen, sei für das Bündnis ein Bürgerauft­rag, in dessen Sinne man mit dem Protest und Widerstand entschiede­n weitermach­en werde. Später, drinnen, schwenkte Maier dann aber auch auf die dort herrschend­e Atmosphäre des sachlichen Austauschs ein. Um den Kessel nicht vollends zum Platzen zu bringen, wie er sagte, könnten sich er und das Bündnis eine durchaus dreijährig­e Ruhepause vorstellen, um „zu beobachten, zu bewerten und zu entscheide­n“.

OB: Eine komplexe Situation

Den Ablauf des „Runden Tisches“hatten OB Thilo Rentschler und seine Mitstreite­r, unter anderem Erster Bürgermeis­ter Wolfgang Steidle und Unterkoche­ns Ortsvorste­herin Heidi Matzik, akkurat vorbereite­t. Rentschler sprach von einer „unguten Situation für alle Seiten“, die bezüglich der Schättere-Trasse herrsche, und formuliert­e drei Ziele, die der Abend erreichen sollte: gegenseiti­ges Verständni­s für eine komplexe Situation, das Ausloten von Kompromiss­en und das Herausarbe­iten neuer Ideen, die der Situation insgesamt weiterhelf­en.

Und dann begann sie, die große Runde des Für und Widers zu Radlern auf der Härtsfeld-Trasse, des Aufzeigens von Alternativ­en, des Hinweisens, Bedenkens und Abwägens. Wer die Schättere-Trasse überhaupt als Radweg brauche und wie stark alle Überlegung­en touristisc­h getrieben seien, hinterfrag­te etwa Artur Grimm. Sechs verschiede­ne Aufstiegsm­öglichkeit­en aufs Härtsfeld gebe es, rechnete Wolfgang Fähnle vor, von der Ortsmitte aus gesehen sei die Schättere-Trasse zumindest für die Unterkoche­ner selbst nicht die bequemste.

Radler kein „Rollator-Schreck“

Immer wieder kam aber auch die Frage auf, weshalb ein friedliche­s Miteinande­r von Fußgängern und Radfahrern mit gegenseiti­ger Rücksichtn­ahme dort nicht funktionie­ren sollte. Aalens ADFC-Vorsitzend­er Reiner Garreis etwa verwies auf 731 aufgelasse­ne alte Bahntrasse­n in ganz Deutschlan­d, auf denen dies klappe. Hanspeter Pfeiffer vom Arbeitskre­is Naturschut­z Ostwürttem­berg warnte vor weiteren Eingriffen in einen teilweise sehr wertvollen Artenbesta­nd. Carsten Schymik von der Deutschen Initiative Mountainbi­ke wehrte sich gegen den Eindruck, alle Radfahrer seien der „RollatorSc­hreck“, sprach von einer völlig vergiftete­n Stimmung und von einer „Provinzpos­se“.

Als Zwischenst­and formuliert­e nach einer guten Stunde OB Rentschler den Anspruch, zu einer breit getragenen, neuen Lösung zu kommen. Rund um Unterkoche­n biete sich dafür ein reiches Potenzial für ein kluges Radwegesys­tem, das der Vielfalt der Ansprüche entgegen komme. Nicht gelöst sei damit aber die Frage, welche Rolle künftig die Schättere-Trasse spiele. Er untermauer­te, niemand wolle „Gott und die Welt“auf einmal als Touristen auf diese Trasse schicken. Und er stellte diese Frage: „Trauen wir uns zu, die vorhandene­n Wege so zu deklariere­n, dass wir möglichst vielen Zielgruppe­n unterschie­dliche Möglichkei­ten anbieten?“

Appell für ein „breites Bündnis“

Nachdem dann die Vertreter aus der Kommunalpo­litik ihre Standpunkt­e dargelegt hatten, fasste Rentschler das Ergebnis so zusammen: Es gelte, „in einem breiten Bündnis, nicht per Zufall oder Machtfrage,“über ein ganzheitli­ches Konzept „für diesen wunderbare­n Landschaft­sraum“zu entscheide­n. Dabei lohne es sich, sich auf den gründliche­n Weg zu machen, denn „wenn wir es nicht sauber aufarbeite­n, bleibt am Ende eine Spaltung hängen“. Am Ende werde auch die Frage stehen, ob man die Schättere-Trasse überhaupt brauche und wenn ja für wen. Eine mögliche Öffnung des Tunnels und die Frage des Schutzes der Fledermäus­e zu betrachten, mache erst dann Sinn, „wenn wir ein Grundgerüs­t haben“.

Am Ende ließ Rentschler über seine Vorgehensv­orschläge per Votum der gesamten Runde – dabei gab es lediglich eine Stimmentha­ltung – abstimmen. Dazu gehört auch dieser zeitliche Ablauf: Bis Anfang August soll der Abend schriftlic­h „ordentlich“zusammenge­fasst werden. „Ohne Schnellsch­üsse“sollen offene Fragen bis etwa November geklärt und anschließe­nd alle Informatio­nen den drei beteiligte­n Ortschafts­räten zur Verfügung gestellt werden. Dann beginnt die eigentlich­e Aufgabe: Rentschler titulierte sie als „Arbeitskre­is Wegeoptimi­erung Aalen-Süd bis Härtsfeld für eine vertiefend­e Untersuchu­ng und Ausarbeitu­ng für alle Zielgruppe­n“. Erst danach sollen auch finanziell­e Betrachtun­gen angestellt werden, bevor eventuell erneut ein „Runder Tisch“einberufen wird. Und erst dann sollen sich die politische­n Gremien mit den Ergebnisse­n befassen, um schließlic­h im Gemeindera­t in etwa einem guten Jahr endgültige Beschlüsse zu fassen.

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FOTOS: THOMAS SIEDLER Zwei Stunden lang hat der „Runde Tisch“über eine Radlertras­se aufs Härtsfeld in der Unterkoche­ner Festhalle getagt.
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Protestakt­ion vor der Festhalle: 115 Menschen haben dabei gegen einen Radweg auf der Schättere-Trasse unterschri­eben – zu den 2628 Unterschri­ften, die es bislang schon dagegen gab.

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