„Das ist wie musikalisches Weihnachten“
Drei Tage lang hat das Vereinsorchester für das Galgenberg-Festival geprobt
AALEN - Gefühlt locker 40 Grad und fast schon Sauna-Atmosphäre im Saal der Waldorfschule: Die, die hier Musik machen, hätten eigentlich Hitzefrei verdient. Aber es sind ja Ferien, Schüler sind sie auch nicht, richtig Spaß haben sie sowieso hier: Da proben nämlich gerade gemeinsam, teilweise in voller Klassenstärke, etliche der besten Musiker in und um Aalen für den großen Auftritt – das Vereinsorchester wird am Samstagabend auf dem Galgenberg-Festival wieder die Bühne rocken.
So versammelt sieht man sie nur einmal im Jahr: Mitglieder von Tightrope, Herrn Stumpfes Zieh & ZupfKapelle, der A-Band oder der Dannemann Hausband, dazu Mädels der Flying Penguins. Um nur einige der Formationen und Band-Projekte zu nennen, in denen sie das Jahr über spielen. Das Ganze wirkt wie ein cooler Workshop versierter Musiker. Die einen machen in der Küche Pause bei Eintopf und Kaffee, auf dem Tisch liegen Noten, auf der Tafel steht das Set für den Samstag. Die anderen Proben gerade. Aus dem Saal dringen satte Bläsersätze, Flex (Michael Flechsler) von den Stumpfes singt in Badelatschen „Psychedelic Kingdom“so überzeugend, als ob er nie aus Kingston weg gewesen wäre, aber rätselhafterweise mit der Schwäbischen Sprache sozialisiert wurde.
Etwas später erklingt wie im Gegensatz zur tiefen Bassstimme das überaus geschulte Organ von Sonja Felkel bei „Blaue Augen“und einem Song der Eurythmics. Passt ja auch ganz gut in die Waldorfschule. Die ExSängerin der Cocker Band fasst diese Probentage vor dem Galgenberg-Festival so zusammen: „Das macht so viel Freude, das ist wie musikalisches Weihnachten. Im Fokus steht wie jedes Jahr einfach ein geiles Konzert.“ Sonja ist seit dem zweiten Festival dabei, also quasi Inventar bei den „Aalen All-Stars“. Timo Schaal war acht Jahre lang berufsbedingt nicht mehr dabei. Und das hat er voll vermisst: „Mit Wehmut dachte ich immer an dieses Highlight am ersten AugustWochenende.“Jetzt lebt er in Weimar, und in Thüringen sind die Sommerferien schon so gut wie zu Ende. Deshalb kann er hier wieder mitsingen. Und darauf freut er sich riesig.
Eine „unglaubliche Erfahrung“
Ralf Meiser ist alles andere als ein Unbekannter in der Aalener Musikszene. Und trotz der schweißtreibenden Temperaturen im Saal findet er dieses regelmäßige, aber temporäre Musik-Projekt einfach nur cool – es sei dieses Miteinander, die „unglaubliche Erfahrung“der unterschiedlichsten Musiker hier. Besonders toll ist für ihn auch, wie das Ganze Matthias Kehrle (Kapellmeister) und Flex organisieren. 30 Songs in drei Tagen einspielen. Das in dieser „großen Familie“, die mittlerweile aus drei Generationen besteht, hinzukriegen, ist für Tommy Bezler (Gitarre) das Geniale, die Herausforderung. Und vor allem: „Es gibt nicht diesen Musikerstress. So etwas wie hier habe ich noch nie erlebt.“
Thomas Roder (Gesang, Orgel) schätzt diese große Orchestrierung, die so nur einmal im Jahr möglich ist. Es ist aber auch das Flair, es sind die Stilrichtungen, es ist diese besondere Konstellation an Musikern. Darum nimmt auch er frei zum Proben. Für die einen ist der Samstag und das davor also wie ein musikalisches Weihnachten, für die anderen Urlaub mit viel Musik – die Begeisterung steckt bei allen ganz tief drin. Die Proben sind jetzt vorbei. Nun werden die Stunden runtergezählt für den großen Auftritt dieser außergewöhnlichen Ostalb-Combo.