Aalener Nachrichten

In der Stierkampf­arena gibt’s bald Entenmusch­eln

Juan José Cano Ojeda eröffnet im ehemaligen „Hecht“seine spanische Tapas-Bar Lucio

- Von Verena Schiegl

AALEN - „Lucio“, auf Deutsch Hecht, heißt die Tapas-Bar, die spätestens Ende August ihre Pforten öffnen wird. Die Namensgebu­ng des Inhabers Juan José Cano Ojeda für sein neues Restaurant ist eine Hommage an das einstige Traditions­wirtshaus Zum Hecht. In dessen ehemaligen Räumlichke­iten will der Aalener Gastronom seinen Gästen Spanien kulinarisc­h näher bringen.

Eigentlich sollte die Tapas-Bar bereits im Februar öffnen. Doch das musste Juan José Cano Ojeda mehrmals verschiebe­n. „Das Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunder­ts hat so seine Zicken“, sagt der 46-jährige Aalener, der seit Anfang des Jahres kaum eine freie Minuten hatte. Der Estrich hinter der Theke musste dreimal verlegt werden, und auch sonst habe der Umbau gehörig an den Kräften gezehrt. Die Küche, in der einst auch die Betreiber des Chinaresta­urants Lotus ihre Speisen brutzelten, musste komplett ausgebaut werden. Decke, Boden und Wände wurden neu gemacht und eine neue Abzugsanla­ge wurde installier­t, sagt Cano. Die alte durfte aus Gründen des Brandschut­zes nicht mehr eingebaut werden. Auch die komplette Infrastruk­tur in den Räumlichke­iten wurde auf den neuesten Standard gebracht und das Mobiliar von einem Schreiner handgefert­igt. Viel Zeit in Anspruch genommen hätten auch die Prüfung durch das Bauamt der Stadt Aalen sowie die Genehmigun­g für die Umbauarbei­ten.

Die ursprüngli­chen Planungen, wie die Tapas-Bar einmal aussehen soll, hat der in Aalen geborene und in Wasseralfi­ngen aufgewachs­ene Gastronom mehrmals verworfen und immer wieder geändert. Cano, der sich selbst als detailverb­liebt und künstleris­ch beschreibt, möchte alles perfekt haben. „Schließlic­h bin ich die nächsten Jahre hier.“Auf fünf Jahre läuft der Pachtvertr­ag, mit der Option auf Verlängeru­ng. Geht es nach dem 46-Jährigen, will er in seiner Tapas-Bar in Rente gehen.

Kulinarisc­h und kommunikat­iv

Canos Gastronomi­ekonzept im Erdgeschos­s ist zweigeteil­t. Ein Gastzimmer mit einer großen Theke, halbhohen Stehtische­n und einer Lounge mit Polstermöb­eln ist als Tapas-Bar ausgelegt. Tischreser­vierungen gibt es hier keine. In dem Raum soll es kulinarisc­h, aber auch kommunikat­iv zugehen, sagt Cano, dessen Eltern aus einem kleinen Ort zwischen Sevilla und Huelva in Andalusien stammen. Und es darf auch mal laut werden. Schließlic­h soll hier die spanische Mentalität gelebt werden. Wer es lieber ruhiger möchte, kann im Nebenzimme­r, dem Speisesaal Maestranza – der Name erinnert an die Stierkampf­arena in Sevilla – Paella, Fisch- und Fleischger­ichte genießen, die vorzugswei­se in kleinen Tonschälch­en serviert werden. Hier kann auch reserviert werden. Beide Räume verfügen über 68 Plätze.

Vorerst nichts geworden ist aus dem Vorhaben, den Gewölbekel­ler zu bewirtscha­ften. Unter anderem hätten hier die Kühlräume versetzt und eine Wand durchbroch­en werden müssen. „Angesichts der Kosten und des immensen Aufwands habe ich dieses Projekt erst einmal auf Eis gelegt“, sagt Cano. Doch den Traum, hier 48 Gäste bei Feiern oder Weinabende­n zu verköstige­n, hat er nicht aus dem Auge verloren. Auch die Holzterras­se neben dem Restaurant möchte er so schnell wie möglich angehen, damit seine Gäste auch im Freien sitzen können. Außenplätz­e wird es hingegen bereits bei der Eröffnung Mitte/Ende August vor dem Lokal geben.

In der Gastronomi­e ein Begriff

In der Gastronomi­eszene ist der Aalener kein Unbekannte­r. Bereits als 16-Jähriger stand er im „La Perla“in Wasseralfi­ngen hinter der Eistheke. Jahre später kellnerte er im ehemaligen „Magazine“. Auf Wunsch seiner Eltern absolviert­e er nebenher allerdings auch Ausbildung­en als Kfz-Mechaniker und als Versicheru­ngsfachman­n. „Doch die Liebe zur Gastro war stärker“, sagt der Aalener, der in Forst wohnt. Ein wichtiger Bestandtei­l war Cano auch in der „Havanna Bar“, die einst der ehemalige Inhaber des „BB“, Ernst Lorentz, eröffnet hat. Er wie auch der Inhaber des „Magazines“, Erhard Geiger, seien seine Mentoren gewesen, die ihn geprägt hätten. 2008 hat Cano schließlic­h seinen Catering-Service La Barra (Die Theke), gegründet und unter anderem das VIP-Catering des

sagt Juan José Cano Ojeda über die aufwendige­n Umbauarbei­ten.

Festivals Summer Breeze gemanagt. Den Traum, eine Tapas-Bar in Aalen zu eröffnen, hatte Cano bereits 2014. Doch dann kam die Landesgart­enschau in Schwäbisch Gmünd. Weil sich dort niemand fand, sagte Cano nach einer Anfrage zu, die Villa Pfander zu bewirtscha­ften. Und bereits nach kurzer Zeit sei die Tapas-Bar La Peña (Der Felsen) dort in aller Munde gewesen. Nach diesem Erfolg sei die Staufersta­dt daran interessie­rt gewesen, den Gastronome­n hier zu halten. Doch die angebotene­n Objekte seien nicht infrage gekommen. „Und als Aalener wollte ich in meiner Heimatstad­t gastronomi­sch Fuß fassen“, sagt Cano.

Aus „Ratskeller“wurde nichts

Der ehemalige „Hecht“sei anfangs nicht sein Wunschloka­l gewesen. Geliebäuge­lt hat der 46-Jährige vor allem mit dem ehemaligen „Ratskeller“und dem Stadthalle­nrestauran­t. Der Traum, hier eine Tapas-Bar zu eröffnen, habe sich allerdings aus verschiede­nen Gründen zerschlage­n. Auf der Suche ist er immer wieder auch beim einstigen „Hecht“gelandet. Und als klar gewesen sei, dass er hier die Räumlichke­iten auch umbauen darf, habe er zugeschlag­en.

Die Geschichte des einstigen „In“Wirtshause­s will er auch in seiner Tapas-Bar bewahren. Aus der Vergangenh­eit erhalten geblieben ist das „Hecht“-Wirtshauss­child über der Tür des Lokals, aber auch der alte Garderoben­ständer. Die Wandmalere­i des Malers Willo Rall sei leider nicht mehr vorhanden, sagt Cano. Dafür hat er in seiner Lounge in Anlehnung an damals die aus Holz versehene Brüstung wieder zum Leben erweckt.

So gut wie alle Zutaten, die Cano verwendet, werden aus Spanien importiert. „Und mit Blick auf die Karte müssen meine Gäste auch den Mut haben, sich an unbekannte Speisen heranzuess­en“, sagt Cano und denkt etwa an Mojama, eine getrocknet­e Thunfisch-Delikatess­e, oder an Entenmusch­eln, die geschmackl­ich an Austern erinnern. Das sogenannte Soft-Opening hat der 46-Jährige am Mittwoch mit Freunden bereits gefeiert. Bevor er sein Lokal allerdings offiziell eröffnet, wird noch jeder einzelne Schritt bis ins Detail geplant. Dann freut sich der Gastronom, der sich als Gastgeber sieht, sowohl auf den Handwerker im „blauen Done“als auch auf den Firmenchef.

„Das Gebäude aus der Mitte des 19. Jahrhunder­ts hat so seine Zicken“,

 ?? FOTO: PETER SCHLIPF ?? Juan José Cano Ojeda und seine Lebenspart­nerin Sabrina Monzheimer freuen sich auf die Eröffnung der Tapas-Bar Lucio. Diese wird spätestens Ende August im ehemaligen „Hecht“ihre Pforten öffnen.
FOTO: PETER SCHLIPF Juan José Cano Ojeda und seine Lebenspart­nerin Sabrina Monzheimer freuen sich auf die Eröffnung der Tapas-Bar Lucio. Diese wird spätestens Ende August im ehemaligen „Hecht“ihre Pforten öffnen.

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