Digitalisierung im Hauptbahnhof
Erstens, ich bin ein vehementer Befürworter des Systems Schiene. Gerade deshalb tut es mir oft weh, wenn ich miterleben muss, wie sich die Bahn konsequent und durch eigenes Verschulden ihrer wirtschaftlichen Chancen beraubt. Zweitens, die nachfolgende Kritik richtet sich in keiner Weise gegen die am beschriebenen Vorgang beteiligte Mitarbeiterin des Reisezentrums Aalen. Im Gegenteil, diese hat mich rasch und kompetent bedient. Das ging nicht besser!
24 Juli, kurz nach 9 Uhr, ich gehe ins Reisezentrum Aalen Hauptbahnhof, um eine Gruppenbuchung (Umsatz über 3000 Euro) abzuschließen. Dass ich nicht online buche, hat seinen Grund. Das im Detail zu erläutern führt hier zu weit.
Im Reisezentrum ist ein Verkaufsplatz geöffnet, zwei Kundinnen sind noch vor mir an der Reihe und rasch bedient. Danach bin ich dran. Das Wichtigste ist in akzeptabler Zeit erledigt: Fahrkarten und Platzkarten drucken, zahlen. Aber dann geht es los: 48 Teilnehmerkarten gehören auch noch zur Gruppenfahrt, und das kostet richtig Zeit: so ungefähr zwölf Minuten. Zwischenzeitlich staut sich die Kundschaft hinter mir. Acht Personen zähle ich irgendwann einmal. Manchen – soweit ich es überblicke, vor allem jungen Männern – dauert das Warten zu lange. Sie gehen. Haben sie sich an den Automaten erinnert oder steigen sie vielleicht notgedrungen ohne Fahrkarte in den Zug?
Wieso dauert das Drucken der Teilnehmerkarten so lange? Jede Karte wird ähnlich wie eine Fahrkarte auf einem DIN A4-Blatt gedruckt. Ein Drittel des A4-Blatts wird genutzt, zwei Drittel ergeben Papiermüll. Druckzeit ungefähr 15 Sekunden pro Blatt. Zusammengezählt kostet der ganze „Spaß“über eine Mannstunde (die Zeit der Bahnangestellten, meine Zeit und die Zeit der hinter mir Wartenden). Wenn man will, gibt es zahlreiche kostengünstige Möglichkeiten, diesen und andere für den Kunden ärgerliche Prozesse zu verbessern und – wenn ich mich richtig erinnere – ging das schon einmal schneller. Die Teilnehmerkarten kamen vom Stapel oder aus dem (Pappkarten-)Drucker. Sie waren durchnummeriert und die Nummern wurden auf dem Gruppenfahrschein vermerkt. Zwar deutlich weniger digital, dafür um ein Vielfaches schneller und sicher nicht signifikant betrugsanfälliger. Wilfried Koch, Oberkochen