Yuqian Sun haucht Akkus Leben ein
Die Gründerpreisträgerin verkauft in Westhausen auch E-Bikes
WESTHAUSEN - Ein E-Bike ist nur so gut wie sein Akku. Auf diese Tatsache baut die 29-jährige Existenzgründerin Yuqian Sun ihr Geschäftsmodell auf. In Räumen des ehemaligen Maschinenherstellers Universal in Westhausen verkauft und verleiht sie nicht nur Elektrofahrräder. Sie bietet mit ihrer Emina GmbH auch einen Reparaturservice für E-BikeAkkus an. Das schont im Vergleich zum Austausch die Umwelt und spart Geld. Das überzeugte die Jury, die ihr den Gründerpreis 2017 der Schwäbischen Zeitung verliehen hat.
Der Akku ist es, der die Lebensdauer eines E-Bikes begrenzt, weiß die studierte Wirtschaftsingenieurin Yuqian Sun. Selbst richtig gute Lithium-Akkus verfügen nach 500 Aufund Entladezyklen nur noch über 60 Prozent ihrer Kapazität. Dazu kommt, dass in Lithium-Akkus die Ionen zwischen Anode immer fließen und der Akku damit altert: „Selbst, wenn er nur im Keller liegt“, erklärt die junge Unternehmerin, die vor acht Jahren aus der chinesischen Provinz Xinjiang zum Studieren nach Dessau kam. Von Anfang an beschäftigte sie sich mit den wiederaufladbaren Batterien und war mehrere Jahre bei einem Akkuhersteller als After-Sales-Ingenieurin angestellt, ehe sie sich im vergangenen Jahr selbstständig machte.
Seit Juni 2016 ist sie mit ihrem kleinen Team, zu dem außer ihr noch eine Verkäuferin und ein Techniker gehören, im Universal-Gewerbezentrum zugange. Yuqian Sun, die in Aalen wohnt, greift selbst zu Messinstrumenten, Schraubenzieher und Lötkolben, wenn es gilt, schwächelnden Akkus neues Leben einzuhauchen. Ein kompletter Tausch würde die Kunden 500 bis 900 Euro kosten – die Hersteller sitzen meist in Asien, eine Fehlerdiagnose und Reparatur wäre für diese zu aufwendig – die Reparatur bei Emina kostet einen Bruchteil. Am günstigsten ist sie, wenn nur eine Anzeige defekt ist oder lediglich eine Sicherung oder die Batteriesteuereinheit getauscht werden müssen: „Der Kunde kann selbst nicht erkennen, warum ein Akku nicht funktioniert“, erklärt Yuqian Sun. Manchmal reicht es, ein loses Kabel wieder anzulöten.
In anderen Fällen muss die Ingenieurin einzelne Zellen austauschen. „Das kann bei einer Tiefentladung passieren, wenn der Kunde lange gefahren ist und der Akku nicht geladen wurde“, sagt sie. Durch ihre guten Beziehungen nach Asien kommt sie problemlos an Ersatzteile.
Etwa 300 Akkus repariert die Firma pro Jahr. Auch Firmen aus Holland, Belgien, Dänemark, der Schweiz und Spanien schicken ihre defekten Batterien ein. Zudem übernimmt sie die technische Unterstützung für mehrere chinesische E-Bike-Akkuhersteller.
E-Bike-Outlet in Westhausen ist zweites Standbein
Zweites Standbein von Emina ist das E-Bike-Outlet in den Westhausener Firmenräumen. 50 Elektrofahrräder – vom Citybike über das Geländerad bis zum E-Rennrad – sind alleine im zweiten Halbjahr 2016 verkauft worden. Unter der Marke Emina bietet das Unternehmen auch selbst konfektionierte E-Bikes an, die in einer tschechischen Fabrik vorgefertigt und in Westhausen endmontiert werden: „Unsere Räder sind mit insgesamt 19 Kilo wesentlich leichter als andere E-Bikes, die 25 Kilo oder mehr wiegen“, beteuert Yuqian Sun. Das liege daran, dass für alle Komponenten wie Rahmen, Lenker und Batterie besonders leichte Materialien verwendet würden.
Wer möchte, kann sich bei Emina auch ein E-Bike ausleihen. Das kostet zwischen 35 und 39 Euro pro Tag. Für Yuqian Sun ist es wichtig, auf verschiedene Geschäftsfelder zu setzen, um zu testen, was sich als tragfähig erweist. Ihre neuestes Projekt: Elektro-Klappfahrräder, die nächstes Jahr in Serie gehen sollen. Der der Schwäbischen Zeitung wird jährlich verliehen. Gründerpreis, zweiter Preis und Publikumspreis sind mit insgesamt 21 000 Euro dotiert. Infos unter www.schwaebische.de/ gruenderpreis