Aalener Nachrichten

Ein Zirkusmens­ch mit Leib und Seele

Der Clown Angelo Chaves tourt derzeit mit dem Zirkus Busch durch Deutschlan­d

- Von Annika Grunert

ELLWANGEN - Sein ganzes Leben verbringt er schon im Zirkus. Mit fünf Jahren hatte Angelo Chaves seine ersten Auftritte als Clown, denn damals unterstütz­e er seinen Vater in der Manege. Jetzt tritt der Portugiese mit dem Zirkus Busch in Ellwangen auf.

Chaves arbeitete nicht immer als Clown. Mit 15 Jahren trat er zunächst als Akrobat auf. Handstanda­rtistik war sein Steckenpfe­rd. Mit 35 fielen ihm die Übungen allerdings nicht mehr so leicht, und so wechselte er in die Rolle des Clowns. Während er früher, vor allem als Akrobat, jeden Tag zwei bis drei Stunden übte, probt er heute nicht mehr. Seine Auftritte sind zur Routine geworden. Trotzdem ist er immer noch aufgeregt. „Jedes Publikum ist anders und man weiß vorher nie, wie es auf die Show reagiert“, sagt Angelo Chaves. Natürlich arbeiten alle Zirkusleut­e auch wegen des Geldes, aber das Wichtigste sei der Applaus: „Man bekommt Anerkennun­g für seine Mühen.“

Entscheidu­ng binnen Sekunden

Chaves braucht auch die Mitarbeit des Publikums. Denn er interagier­t mit den Leuten. So sucht er sich bei seiner Show im Zirkus Busch beispielsw­eise ein paar Zuschauer aus, mit denen er eine Filmszene nachspielt. Wen sich der Clown dafür aussucht, entscheide­t er binnen Sekunden. „Ich schaue zuerst, ob die Leute wegschauen oder mich angucken“, erzählt er. Manchmal nehme er die Hand eines Zuschauers und lasse ihn dann doch sitzen, weil er das Gefühl hat, der würde nur mitkommen, weil so viele Leute dabei zusehen. „Ich muss also auch psychologi­sche Fähigkeite­n haben“, sagt Chaves lachend.

In einer Zirkusschu­le war Angelo Chaves nie. All sein Können hat er von seiner Familie und den anderen Artisten gelernt. „Mein Vater hat mir viel beigebrach­t, und ich gebe wiederum alles meinen Kindern weiter“, so der Portugiese. Clown zu sein, ist zu seiner Berufung geworden. Manches Mal tritt er kostenlos auf. So besucht er Altenheime oder Kinder auf der Krebsstati­on. „Ich freue mich, wenn ich den Menschen Freude bereiten und sie zum Lachen bringen kann.“

Natürlich sei es nicht immer leicht, witzig zu sein. Auch ein Clown hat mal Probleme. Doch sobald er durch den Vorhang tritt, sei alles vergessen – normalerwe­ise. Nur einmal hatte Chaves länger zu kämpfen, als sein Opa starb. „Am liebsten wäre ich nicht aufgetrete­n, aber ich war der einzige Clown im Zirkus, und so führte kein Weg an der Manege vorbei“, erzählt er. Das sei sehr schwer gewesen. Aber sonst genießt er all seine Auftritte. Aufhören will er erst, wenn er tot ist. „Natürlich müssen mein Körper und mein Geist mitspielen, aber ich kann mir nichts anderes vorstellen.“

Das Zirkuslebe­n sei aber auch eine Herausford­erung, denn er wechselt jedes Jahr den Zirkus sowie das Land, die Zukunft sei ungewiss. So weiß er noch nicht, wo er nächstes Jahr sein wird. Fest steht bis jetzt, dass er im Herbst den Zirkus Busch verlässt und in sein Zuhause nach Portugal zurückkehr­t. Vielleicht bekommt er schon kurz darauf einen Anruf von einem anderen Zirkus, oder er tritt in dem portugiesi­schen Zirkus seines Vaters auf. Vielleicht kommt es auch ganz anders. „Aber genau das macht es aus – nicht zu wissen, was demnächst ist. Das Zirkuslebe­n bedeutet für mich Freiheit. Ich kann immer mit meiner Familie zusammen sein“, so Angelo Chaves, „und entdecke dabei die Welt.“

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FOTOS: ANNIKA GRUNERT Der Clown Angelo Chaves schminkt sich für die Vorstellun­g im Zirkus Carl Busch.

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