Schach matt durch die Dame im Spiel
Elfriede Frank spielt seit 60 Jahren Schach im Schachclub 1875 Ellwangen
ELLWANGEN - Der kleine, aber feine Schachclub 1875 Ellwangen ist der zweitälteste Verein in Ellwangen, hinter der Schützengilde. Schon im Jahr 1859 liegen protokollarische Aufzeichnungen über dieses königliche Spiel in Ellwangen vor. Gegründet wurde der Verein dann anno 1875 in der Weinstube Kanne. Also vor 142 Jahren. Elfriede Frank ist seit sage und schreibe 60 Jahren dabei, und sie ist die einzige Frau im Verein.
„Schach ist immer noch eine Männerdomäne“, berichtet der zweite Vorsitzende des Schachclubs, Dr. Reiner Zitzmann. „Es ist ein Kampfsport“, sagt der Ellwanger Arzt, schränkt dann aber gleich ein: „Eher ein Denksport. Denksport klingt besser.“Zum Schach kam Elfriede Frank über ihren Mann Artur. „Der hat das Schachspielen in der Gefangenschaft in Frankreich gelernt“, berichtet die 87-jährige Ellwangerin. 1951 heirateten die beiden. Und bereits sechs Jahre später, im September 1957, traten sie in den Schachclub ein. „Wir haben gleich von Anfang an Turnier mitgespielt“, erinnert sich Elfriede Frank an Spiele in Aalen, Bopfingen, Heidenheim und Königsbronn: „Da sind wir noch mit dem Zug fortgefahren.“
Elfriede Frank spielte natürlich auch bei den Württembergischen Offenen Senioreneinzelmeisterschaften im Schach mit, die der Schachclub 1875 mit großem Erfolg 21 Mal, von 1983 bis 2003, in Ellwangen organisiert hat. Ausrichtungsstätten waren zuerst die Sporthalle des Josefinums, dann die Stadthalle und ab 1985 das inzwischen abgebrochene Gasthaus „Weißer Ochsen“in der Schmiedstraße. Das Ellwanger Turnier, das vom damaligen Vorsitzenden Michael Waldherr ins Leben gerufen wurde und immer in der Karwoche stattfand, war nach der Deutschen Meisterschaft das größte Seniorenturnier, von den Teilnehmerzahlen her. Unter den bis zu 204 Teilnehmern waren auch immer Ausländer mit von der Partie: aus Griechenland, Holland, Österreich, Dänemark, Finnland, Belgien.
„Schach ist mein Hobby“, erzählt Elfriede Frank, die sehr erfolgreich in der 1. Mannschaft spielt: „Da kann ich meine Zeit vertreiben, weil ich allein bin. Es lenkt ab und hält einen geistig fit. Es hat mir viel geholfen, als mein Mann gestorben ist.“Die Ellwangerin ist seit 2001 Witwe. In der letzten Saison, in der sie spielte, hat sie keine Partie verloren. „Das ist schon bemerkenswert“, kommentiert zweiter Vorsitzender Reiner Zitzmann. Und er ergänzt: „Schach ist auch generationenübergreifend.“Denn das jüngste Mitglied ist gerade mal 14 Jahre jung.
„Schach ist eine gute Schule für das Leben“
Schach fordere, so Zitzmann, Aufmerksamkeit, Durchhaltevermögen, Geduld, Mut, Ausdauer und Kreativität. Und es gehe darum, langfristige Pläne zu verwirklichen. Denn so eine Partie könne Stunden dauern. Und der Mediziner fügt hinzu: „Schach ist eine gute Schule für das Leben, weil man durch all diese Eigenschaften zum Erfolg kommt.“
Tobias Kretschi aus Adelmannsfelden hat erst vor drei Jahren mit dem Vereinsschach angefangen. „Davor habe ich die Regeln gekannt, aber nicht gespielt.“Jetzt ist der 21-Jährige der erfolgreichste Spieler der Bezirksstaffel der Saison 2016/2017. Die Top Scorer Wertung hat er mit 5,5 Punkten aus sieben Spielen gewonnen. Dafür wurde er mit einer Urkunde des Schachbezirks Ostalb ausgezeichnet, zu dem auch Crailsheim und Heidenheim gehören. Tobias Kretschi macht das königliche Spiel Spaß. „Es ist kein Zufall drin im Schach“, sagt er und nennt als Fähigkeiten, die man dazu braucht: Selbstvertrauen und abstraktes Denken.
Der Schachclub 1875 Ellwangen zählt 19 Mitglieder und trifft sich jeden Donnerstag von 19 bis 22 Uhr im „Goldenen Engel“, wie Vorsitzender Dieter Clemens berichtet. In der kommenden Saison, ab September, nimmt der Verein mit zwei Mannschaften an den Mannschaftswettbewerben im Württembergischen Schachverband teil. Die 1. Mannschaft spielt in der Bezirksstaffel Ostalb, die 2. Mannschaft in der Kreisklasse Aalen. „Wir machen auch regelmäßig alle zwei Monate vereinsinterne Blitzturniere“, so Dieter Clemens. Der Eigenzeller trat 2015 die Nachfolge von Egmont Kunert an, der bis zu seinem Tod 29 Jahre lang Vorsitzender des Schachclubs war. „Wir würden uns super freuen, wenn wir uns vergrößern könnten“, wirbt Clemens um neue Mitglieder: „Aber es ist sehr schwer.“Rudolf Hirschmiller wurde jetzt für 25-jährige Mitgliedschaft geehrt.