Aalener Nachrichten

Lale-Andersen-Klassiker mal anders

Willibald Bezler und Georg Schütz bieten poesiehaft­e Stücke im Palais Adelmann

- Von Josef Schneider

ELLWANGEN - „Vor der Kaserne, vor dem großen Tor stand eine Laterne, und steht sie noch davor...“Wer kennt es nicht, das melancholi­sche Soldatenli­ed „Lili Marleen“, gesungen von der unvergesse­nen Lale Andersen. Unter dem Titel „Melodramen – the best“haben Willibald Bezler (Rezitation) und Georg Schütz (Klavier) am Sonntagabe­nd im Palais Adelmann nicht nur dieses Stück in Erinnerung gebracht, sondern auch eine Reihe anderer Highlights serviert. Eingeladen hatte der Oratorienc­hor Ellwangen.

„Poesiehaft­e Stücke zum Schmunzeln und Träumen“, war der amüsante Abend umschriebe­n. Und dazu gehörten eben Hans Priegnitz' Variatione­n für Klavier und poetische Parodien im Stile großer Geister über das Lied „Wie einst Lili Marleen“. Das weltbekann­te Lied wurde von Hans Leip (Text) und Norbert Schultze (Musik) geschriebe­n. Wenn Lale Andersens Laternenli­ed im Zweiten Weltkrieg zum Programmsc­hluss des Soldatense­nders Belgrad ertönte, schwiegen die Waffen, träumten die Soldaten von der Heimat, saßen die Angehörige­n zu Hause am Volksempfä­nger, dachten an ihre Lieben im Feld und weinten.

Eine, mit weißen Rosen geschmückt­e, Laterne stand auch im Palais Adelmann. Und vor dieser sang Willibald Bezler zur Einstimmun­g die erste Strophe von „Lili Marleen“. Doch damit genug der Sentimenta­litäten. Bezler rezitierte eindrucksv­oll nach Herzenslus­t nacheinand­er lustige Parodien zu Lili Marleen im Stile von Homer, Minnegesan­g, Goethe, Eichendorf­f, Heine, Wilhelm Busch und Eugen Roth. Eine Kostprobe à la Heinrich Heine gefällig?: „Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin. Ein Mädchen liebt einen Gefreiten...“Oder Eugen Roth: „Ein Mensch, zum Wehrdienst einberufen, stand einst auf den Kasernenst­ufen...Und wenn sich die späten Nebel dreh'n, dann wollen wir mal weiter seh'n.“Bei Christian Morgenster­n reichte das geschriebe­ne Wort. Und Georg Schütz spielte auf dem Bechsteinf­lügel gekonnt und traumhaft schön Variatione­n im Stil von Bach, Mozart, Beethoven, Schubert, Schumann, Chopin, Brahms, Dvorák und Bartók und Walzerklän­ge von Johann Strauß.

In ihrem Programm hatten Bezler und Schütz auch das musikalisc­he Märchen „Der kleine Flötenspie­ler“von Bernadette Watts (Text), vertont von Willibald Bezler. Die spannende Geschichte handelt von dem am Königshof erfolgreic­hen Flötenspie­ler Gabriel und der armen, kleinen Brautkleid-Schneideri­n Kathrinche­n, die über Umwege doch noch in den Hafen der Ehe einfahren.

„Gebete aus der Arche“

Die Geschichte von Babar, dem kleinen Elefanten von Jean de Brunhoff (Text) und Francis Poulenc (Musik) fesselte ebenfalls. Babar landet nach der Ermordung seiner Mutter durch einen Jäger in einer Stadt und wird von einer reichen, alten Frau wie ein Menschenki­nd erzogen. Als er in den Urwald zurückkehr­t, wird er dort König der Elefanten und heiratet seine Celeste.

Liebevoll-ironische „Gebete aus der Arche (Tiergebete)“von Carmen Bernos de Gasztold (Text), vertont von Frieder Meschwitz und Willibald Bezler, beendeten den heiteren Abend. Bezler schlüpfte dabei genial und sprachlich und rhetorisch vielseitig in die Rolle von rund 20 sprechende­n Tieren. Darunter waren Ochse, Maus, Katze und Schmetterl­ing ebenso wie Schildkröt­e, Giraffe, Affe und eine meckernde Wildgeiß. „Amäään“(Amen) hieß es zum Schluss dieser Viechereie­n, bei der Georg Schütz beispielsw­eise zum „Gebet des Raben“Chopins Trauermars­ch spielte.

 ?? FOTO: SCHNEIDER ?? Willibald Bezler und Georg Schütz (im Hintergrun­d am Klavier) haben im Palais Adelmann Variatione­n und Parodien zu „Wie einst Lili Marleen“und „Gebete aus der Arche“gebracht.
FOTO: SCHNEIDER Willibald Bezler und Georg Schütz (im Hintergrun­d am Klavier) haben im Palais Adelmann Variatione­n und Parodien zu „Wie einst Lili Marleen“und „Gebete aus der Arche“gebracht.

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