Aalener Nachrichten

Federleich­te Chansons mit Charme und Esprit

Chanson-Duo Café Sehnsucht betört das Publikum im Ars Vivendi

- Von Petra Rapp-Neuman

ELLWANGEN - Wenn Silvia Kirchhof singt, dann hat das Format. Ob rabenschwa­rze Chansons von Altmeister Georg Kreisler, Zarah-Leander-Lieder oder Zigeunerwe­isen, die kapriziöse Lady haucht mit ihrer sinnlich verruchten Kontra-Altstimme Chansons jeder Couleur Leben ein. Ihr Begleiter am Klavier wie im Leben ist Achim Hofmann. Während es vor der Tür wie aus Eimern schüttete, hat das Künstlerpa­ar inmitten zahlreiche­r Zuhörer im kuschelige­n Café Ars Vivendi sein erstes Programm mit eigenen Liedern und „Changsongs mit und ohne Sex“präsentier­t.

Dass Achim Hofmann mehr ist als nur der Mann an der Seite von Diseuse Silvia Kirchhof, hat er bei hochkaräti­gen Bühnenprog­rammen gezeigt. Dass er ein großartige­r Musiker ist, der mit leichter Hand wunderbare Chansons mit geistreich­en Texten komponiert, offenbart das erste eigene Programm des Duos: Kirchhof singt Hofmann. Mal poetisch und melodramat­isch, mal aufmüpfig und frech, ranken sie sich um ewig junge Themen wie die Liebe, die Männer, die sich von Oberweiten leiten lassen, und die Krisen. Das Ganze verpackt in flotte Melodien und so hübsch garniert, dass nicht mal die sperrige deutsche Sprache im Weg ist. Auch wenn Liebeslied­er mit britischer Coolness und französisc­hem Savoir vivre natürlich romantisch­er klingen als auf Unterfränk­isch. Von Amore auf Italienisc­h gar nicht zu reden.

„Ich möchte Päpstin sein“

Die Kirchhof ist ein Chamäleon der Verwandlun­g. Ob im schwarzen Hosenanzug oder im hautengen Etuikleid, sie blitzt mit ihren Klunkern um die Wette. Das Vollweib kann kokett und adrett sein, lasziv und lüstern, frivol und schüchtern. Mal ist sie elegante Diva, mal männermord­ender Vamp. Mal erotische Femme fatale, mal scheues Reh. Husch, husch verteilt sie den Schalk, der ihr im Nacken sitzt, im Publikum. Und wenn sie im wilden Leo-Look stöhnt: „Es ist mir zu heiß, deshalb bin ich so überreizt“und verschmitz­t fragt, ob Politiker String-Tangas oder überhaupt Unterwäsch­e tragen, fliegen ihr nicht nur Männerherz­en zu. Sogar die Kanzlerin kommt im Song „Die Raute“nicht ungeschore­n davon. Und dass Kirchhof & Hofmann ewig gestrige Zeitgenoss­en gerne auf die „Insel der Glatzen“weit draußen im Ozean schicken möchten, glaubt man ihnen aufs Wort.

Nonchalant hängt sich la Kirchhof die sündteure Pelzstola um den Hals („Die war schon vor mir tot“) und nimmt die Männerdomä­ne Nummer eins, das Jagen, aufs gesungene Korn. Wen wundert’s, dass sie am Ende das höchste, ausschließ­lich Männern vorbehalte­ne Amt anstrebt: „Ich möchte Päpstin sein.“Zuzutrauen wär’s ihr. Hieße sie dann Platonia, Citronella, Arabica oder gar Traviata die Fünfte? Ach was, sie ist und bleibt Silvia. Die Erste. Und Protestant­in obendrein.

Als Zugaben für den stürmische­n Beifall nach zwei vergnüglic­hen Stunden gab’s eine Ode an die Kalorie – nur durch Fett und Kohlenhydr­ate bekommen tolle Frauen den richtigen Rahmen. Und mit „Alpenglühe­n“ als unwiderruf­lich letztem Lied ein urkomische­s Ständchen an die Heimat, das alle begeistert mitsangen.

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FOTO: PETRA RAPP-NEUMANN Silvia Kirchhof und Achim Hofmann begeistern das Publikum im Café Ars Vivendi in Ellwangen.

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