Aalener Nachrichten

„Die SPD ist dabei, das zu vergeigen“

Linken-Chef Bernd Riexinger im Gespräch über den Bundestags­wahlkampf und mögliche Koalitions­partner

- Von Hendrik Groth und Claudia Kling

RAVENSBURG - Linken-Chef Bernd Riexinger hält einen Sieg von RotRot-Grün bei der Bundestags­wahl im September für wenig wahrschein­lich und macht dafür vor allem die Sozialdemo­kraten verantwort­lich. Die Linken wollten, dass Merkel abgewählt werde, „aber die SPD ist dabei, das zu vergeigen“. Auch die Grünen kritisiert­e der Bundesvors­itzende der Linken: „ Sie scheinen sich ohnehin unter Merkels Rock wohler zu fühlen.“Im Gespräch mit der „Schwäbisch­en Zeitung“sagte Riexinger am Montag, „im Moment reicht es rechnerisc­h nicht, aber es sind noch sechs Wochen, wobei ich nicht sehe, wie die SPD aus dem Keller kommen könnte“. Es habe eine ganze Reihe von Fehlentsch­eidungen des SPD-Parteivors­itzenden und Kanzlerkan­didaten Martin Schulz gegeben, die die Wahlchance­n verringert­en, „beispielsw­eise, indem er eine Koalition mit der FDP in Erwägungen gezogen hat“. Wer glaube, dass man mit der FDP in Fragen der sozialen Gerechtigk­eit weiterkomm­e, glaube auch daran, „dass man Haifische zu Vegetarier­n erziehen kann“. Riexinger kritisiert­e den SPD-Spitzenkan­didaten scharf. Schulz versuche sich als zweiter Macron (französisc­her Präsident, Anm. der Red.) zu inszeniere­n, aber in Deutschlan­d „brauchen wir keinen zweiten Macron, weil Macron bei uns Merkel ist“.

Sie vertrete eine neoliberal­e Politik mit sozialdemo­kratischen Anleihen. „Solange Schulz nicht als Alternativ­e zu Merkel erkennbar ist, hat er keine Machtoptio­n.“Riexinger gab zu, dass seine Partei in Baden-Württember­g vor allem auf dem Land Probleme habe. In den Städten bekomme die Linke von jungen Leuten sehr viel Zulauf, „aber wir haben eine Schwäche im ländlichen Bereich. Dort ist die Partei weitaus weniger präsent als in den Großstädte­n“.

Dennoch wolle die Linke ein zweistelli­ges Ergebnis erzielen. „Dann haben wir auch die Chance, einen Teil unserer Forderunge­n durchzubek­ommen.“Kompromiss­linien für eine mögliche Regierungs­beteiligun­g wollte Riexinger nicht nennen.

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